Jeder kennt sie – nicht jeder mag sie, aber sie sind aus der heutigen Medienwelt nicht mehr wegzudenken – Youtuber. Sie reden über alles Mögliche, teilweise sinnvoll, teilweise nicht. Aber wie sieht das beim Thema Politik aus? Unsere Krosse-Redakteurinnen sind der Sache mal auf den Grund gegangen.
Da mittlerweile nahezu alle Bereiche des Lebens in Youtube-Videos Berücksichtigung finden, musste man auf die Politik nicht lange warten. Auch sie ist inzwischen zu einem größeren Thema in der Youtube-Welt geworden, obwohl Politik bestimmt ein nicht ganz so hoch nachgefragtes Thema ist. Manche Youtuber versuchen sich nur manchmal an politischen Themen, andere machen diese zum Hauptthema ihres Kanals. Viele versuchen sich dabei in Polit-Satire.
LeFloid – Zwischen Politik und Provokation
Der wohl bekannteste Youtuber im deutschsprachigen Raum, der sich unter anderem auch mit Politik beschäftigt, ist LeFloid. Er veröffentlicht regelmäßig Videos unter dem Hashtag #LeNEWS, in denen er unter anderem Politik in Form von „News“ zusammen mit anderen Themen präsentiert und sie teilweise auch kommentiert. Hierbei wurden zuletzt Themen wie der Wahlkampf in Frankreich, der Brexit oder Donald Trump behandelt. Er hatte sogar schon die Chance, ein Interview mit Angela Merkel persönlich zu führen, welches er dann auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht hat. In seiner Kanalinfo steht: „Youtuber aus Leidenschaft mit dem Hang zur eigenen Meinung und Spaß am Provozieren.“ Also versucht er damit zwar Politik in seinem Video-Angebot unterzubringen, geht dabei jedoch sehr in Richtung Satire.
Nur eine Meinung – Freshtorge über das politische Weltgeschehen
Freshtorge ist mit mittlerweile 2 Millionen Abonnenten in der Youtubeszene etabliert. Selten zeigt er sich von der ernsten Seite und macht eher Unsinn vor der Kamera. Doch im März 2016 äußerte er in einem Video seine Meinung über die AfD, was in den Kommentaren heftig diskutiert wurde. In seinem Video appelliert er insbesondere an die jüngeren Abonnenten. Freshtorge zeigt sich erschüttert über die starke Vertretung der AfD und stellt Ansprüche an den Bildungsauftrag, der die Menschen dazu bringen soll, die Öffentlichkeit kritisch zu hinterfragen.
Er ist also ein weiteres Beispiel dafür, wie Politik in der Youtube-Welt zu finden ist, jedoch äußert er sich wieder auf eine andere Art und Weise und mit einer anderen Motivation zu diesem Thema. Sein Video war ein Einzelfall, da er unbedingt seine Meinung ernsthaft mit seinen Abonnenten teilen wollte, während sich LeFloid beispielsweise regelmäßig und mit weniger Ernsthaftigkeit dazu äußert.
Dner – „Ich wähle die AfD“
Dner hat eine Reichweite von 3 Millionen Usern und ist vor allem durch Let’s Play Videos und Vlogs auf Youtube bekannt geworden. Er beschäftigt sich zwar nicht in seinen Youtube-Videos mit Politik, jedoch äußerte er sich 2013 gegenüber der Bild wie folgt: „Ich wähle die Alternative für Deutschland. Die etablierten Parteien haben sich von den Bürgern entfernt.“ Diese Stellungnahme sorgte für Aufregung im Netz. Sogar Jan Böhmermann kommentierte diese Aussage mit „Ist es unbedenklich, dass @dnertv, der regelmäßig für knapp 1,5 Mio. Jugendliche publiziert, das verbreitet? Sag mal!“. Ein Jahr später distanzierte sich Dner von rechtem Gedankengut und zeigt sich mittlerweise in der Öffentlichkeit eher distanziert von der Partei.
PoliWHAT?! – Informative Illustrationen von und für Jugendliche
Dieser Kanal ist ein Beispiel das sich komplett von den vorherigen unterscheidet. PoliWHAT?! entstand im Rahmen des Projektes „Mitwirkung mit Wirkung“ und zeigt Videoreihen über politische Themen. Zusammen mit dem Landjugendring Brandenburg und der Agentur edeos-digital education veröffentlichen Jugendliche informative Videos über Politik, Parteien und Parlamente. Dies geschieht auf eine sehr anschauliche Art und Weise mit Hilfe von Illustrationen, durch die eine Brücke zu den jüngeren Zuschauern gebaut werden soll.
Der große Unterschied zu den anderen genannten Youtubern ist, dass dieser Kanal mit knapp 2800 Abonnenten um Längen nicht mit einem LeFloid und seinen rund 3,1 Millionen mithalten kann. Beide Kanäle beschäftigen sich auf eine bestimmte Art und Weise mit Politik, wobei die Videos von PoliWHAT?! sehr viel informativer und aufklärender sind.
Youtube als Mittel zur politischen Kommunikation?
Bei unserer Recherche ist uns aufgefallen, dass es relativ wenig erfolgreiche Youtuber gibt, die sich intensiv und ernsthaft mit Politik beschäftigen. Es gibt jedoch vermehrt diejenigen, die einfach nur ihre Meinung in Form von Youtube Videos äußern wollen, ohne eine große Reichweite zu haben. Besonders jetzt – so kurz vor den Bundestagswahlen – wäre es interessant zu beobachten, ob Videos mit politischem Inhalt vermehrt auftreten. Bislang konnten wir in dieser Hinsicht jedoch nichts beobachten.
Wir sind der Meinung, dass es wichtig ist, diese Art von politischer Kommunikation einzusetzen, weil die jüngere Generation gut auf diesem Weg erreicht werden kann. So Stellt sich nun die Frage, ob Youtuber eine Verantwortung gegenüber ihren Abonnenten haben, diese im Aufklärungsprozess zu unterstützen und ihnen Anstöße zum Denken zu geben oder ob Youtube-Stars die Politik vernachlässigen dürfen um nicht in einen Interessenkonflikt mit den Usern zu treten und eventuell an Beliebtheit zu verlieren.
Wir haben diese Frage für uns beantwortet und denken, dass es notwendig ist, in einer Zeit wie dieser, offen über Politik zu sprechen, seine Meinung mitzuteilen und Raum für Diskussionen und dem Bilden einer eigenen Ansicht herzustellen. Denn, große Youtuber haben eine millionenfache Reichweite und mit ein wenig Aufklärung könnte man insbesondere die jüngeren Generationen erreichen und diese zum Nachdenken über das politische Weltgeschehen ermutigen.
Antonia Dreyer und Paula Schlieper
Bildquelle: KROSSE-Redaktion