Mobbing in der Schule, viele konkurrierende Schönheitsideale und Geltungsdrang – das Leben als Teenager ist nicht leicht. Der Film „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ thematisiert genau diese Problematik. Unsere KROSSE-Redakteurinnen haben den Film für euch unter die Lupe genommen.
Wenn dir das Leben eine zweite Chance gibt
„Vielleicht gibt es für dich ein Morgen. Vielleicht auch hunderte, oder tausende. Aber für einige von uns gibt es nur diesen Tag.“
Gurus und Yogalehrer haben es uns immer gepredigt: „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter“. Für die 17-jährige Samantha Kingston (Zoey Deutch) wird dies zur Realität – jedoch erlebt sie diesen „letzten Tag“ nicht nur einmal, sondern immer und immer wieder. Der amerikanische „cupid day“ (Valentinstag) wird für Samantha zu ihrem Todestag. Sie stirbt bei einem Autounfall auf dem Rückweg von einer Party. Was sie jedoch vorher nicht ahnt ist, dass sich dieser Tag für sie unendlich oft wiederholen wird.
In „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“, der auf dem gleichnamigen Buch von Lauren Oliver basiert, ist Samantha eigentlich ein hübsches, beliebtes Mädchen mit einer Clique. Zusammen sind sie allerdings unberechenbar und verhalten sich einigen Mitschülern gegenüber falsch. Unter diesen Mobbingattacken leidet vor allem die zurückgezogene, schüchterne Juliet, die regelmäßig zur Zielscheibe der jungen Mädchen wird. Auch zu ihrer Familie hat Samantha ein eher distanziertes Verhältnis. Ihre Eltern und ihre Schwester spielen in ihrem Leben nur eine untergeordnete Rolle.
Wie ihr nach einigen Wiederholungen klar wird, bekommt sie vom Leben eine Chance, ihr Verhalten wieder auf die richtigen Bahnen zu lenken. Doch dieses Vorhaben gestaltet sich schwerer als zunächst erwartet.
Before and After
Weniger ist mehr… der deutsche Titel hebt sich in der Länge klar vom englischen Originaltitel „Before I Fall“ ab. Beide Titel lösen beim Zuschauer im Vorhinein eine andere Erwartungshaltung aus, die dem Inhalt des Films nicht völlig gerecht wird. Trotzdem hätten sich die Filmemacher, unserer Meinung nach, besser am Originaltitel orientieren sollen.
Das Ende des Films wird offen gelassen und regt zu Spekulationen über alternative Ausgänge an. Dies kann man positiv und negativ sehen. Es bleibt jedoch ein gewisses Gefühl des Unbefriedigtseins beim Verlassen des Kinosaals.
Müssen wir jetzt unser Leben ändern?
Die Message, die der Film überbringen soll, wird nicht jedem sofort klar und kann eventuell missverstanden werden. Obwohl es darum gehen soll, den richtigen Weg im Leben zu finden und zu werden „wer man wirklich ist“ (was auch immer das heißen mag), kann der Film auch so interpretiert werden, dass man aus seinem Verhalten in jungen Jahren die Konsequenzen irgendwann ziehen muss und dafür bestraft wird. Die Widersprüchlichkeit ist hier offensichtlich: Man kann als junger Mensch nicht alles richtig machen und wächst an seinen Erfahrungen. Dies wird im Film jedoch völlig außer Acht gelassen.
Verbindungen herstellen
In „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ wird Ähnliches thematisiert, wie in der Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“. Im Film wird die Thematik allerdings aus der gegensätzlichen Perspektive – aus der Sicht der „Starken“ – beleuchtet. Allgemein findet man heutzutage immer mehr Beiträge und Medieninhalte bezüglich Mobbing (und Selbstmord). Die Brisanz wird hauptsächlich durch amerikanische Medien vorangetrieben. Das Problem ist vor allem in den USA weit verbreitet und soll durch den öffentlichen Diskurs ins Bewusstsein der Gesellschaft gelangen. „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ leistet dazu einen gewissen Beitrag.
Also jetzt: Gucken oder nicht?
Abschließend würden wir den Film, trotz einiger Kritikpunkte, empfehlen, da er zum Nachdenken anregt. Zudem ist die herausragende schauspielerische Leistung der Protagonistinnen nicht von der Hand zu weisen. Die Idee hinter dem Film wurde unserer Meinung nach gut umgesetzt. ABER: Es lohnt sich, vorher das Buch zu lesen.
Hier geht’s zum Trailer:
Laura Liebig & Paula Schlieper
Bild: Capelight Pictures