Von Lockdown über Impfungen bis zur Bundestagswahl war in diesem Jahr viel los. Doch was genau ist in Bremen sonst noch so passiert? Werfen wir einen Blick zurück auf 2021.
Das Jahr beginnt dunkel und ruhig. Silvesterparty und Feuerwerk sind aufgrund der Coronabestimmungen verboten und auch generell dürfen sich nur maximal zwei Haushalte auf einmal treffen. Viele Menschen starten einsam in 2021. Trotz des heruntergefahren Soziallebens beginnt das Jahr aber auch voller Hoffnung. Erste Corona-Impfstoffe sind zugelassen und die Zuversicht auf eine absehbare Verbesserung der Situation steigt. Bilder von Oberarmen werden zu einem selbstverständlichen Teil in den Medien. Auch das Land Bremen setzt alles daran, die Bürger:innen bestmöglich zu schützen und versendet im Januar an jede Person FFP2-Masken per Post. Der Lockdown hat aber vereinzelt auch positive Seiten. So werden viele Menschen kreativ und suchen sich neue Beschäftigungen. Neben Ideen wie Grünkohlbestellungen per Taxi oder dem Backen des obligatorischen Bananenbrots, sind es auch alltägliche Dinge, die wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Immer mehr Menschen gehen beispielsweise spazieren. Ein anderer Corona-Trend im Januar ist die App Clubhouse. Eine App, bei der Menschen Gesprächen verschiedenster Personen live zuhören können. Der Trend verschwindet aber genauso schnell, wie er gekommen ist.
Der Februar begrüßt dann mit einem der größten Schneeeinbrüche, die Bremen seit Jahren erlebt hat. Zwei Wochen voller Kälte und Eis lassen Bahnen und Busse stillstehen, beleben dafür umso mehr den Osterdeich oder Werdersee. Überall werden Schneeballschlachten veranstaltet oder die Deiche heruntergerodelt. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für den Aufbau eines Impfzentrums in den Bremer Messehallen. Durch eine Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft soll in den nächsten Wochen eines der größten Impfzentren Deutschlands entstehen. Trotzdem, die Stimmung innerhalb der Bevölkerung hat sich wieder etwas gedämpft. Durch eine sehr geringe Impfstoffmenge gehen die Impfungen verglichen mit anderen Ländern für viele nicht schnell genug voran.
Zwischen Ausgangssperren und Lockerungen
Auch der März ändert daran wenig. Ein bisschen heller wird es dennoch. Der Aufbau von kostenlosen Teststationen gegen das Coronavirus startet und vermittelt vielen Bremer:innen ein Gefühl von Sicherheit. Zeitgleich gibt es auch erste vorsichtige Lockerungen. Neben Buchläden und Kultureinrichtungen öffnen langersehnt auch Friseure wieder. Die Zeit der wilden Corona-Frisuren ist vorbei. Einige Zeit später erlaubt der Bremer Senat sogar wieder das Shoppen, allerdings nur mit Termin. Schlagzeilen macht auch die Insolvenz der in Bremen ansässigen Greensill-Bank, durch die viele Kommunen massiv Geld verlieren.
Im April verschlechtert sich mit Kälte und immer wieder auftretenden Schneefällen nicht nur das Wetter, auch Corona rückt erneut verstärkt in den Mittelpunkt. Die geringen Lockerungen, die es erst seit wenigen Wochen gab, werden teilweise zurückgenommen und auch über eine sogenannte „Osterruhe“ wird politisch gestritten. Zudem wird eine Ausgangssperre verhängt, die das Verlassen des eigenen Hauses zwischen 22 und 5 Uhr verbietet. Einige nutzen die neu gewonnene Zeit durch die Corona-Verschärfungen, um mit Straßenblockaden oder einem Klimacamp vor dem Bremer Rathaus die Politik zu mehr Maßnahmen gegen den Klimawandel zu bewegen. Andere bekommen Aufmerksamkeit, indem sie eine leerstehende Straßenbahn klauen und damit durch Bremen fahren. Immerhin klimaneutral ist diese Aktion.
Der Mai bringt mit erneuten Lockerungen dann endlich wieder mehr Helligkeit. Nach und nach öffnen Gastronomie oder Hotels wieder. Auch erste Veranstaltungen dürfen geplant werden. Zudem läuft die vorher sehr schleppende Impfkampagne endlich richtig an. Bis zu 10.000 Menschen impft Bremen täglich und katapultiert sich dadurch bundesweit unangefochten an die Impfquotenspitze. Für Aufsehen sorgt auch ein von Buten un Binnen aufgedeckter Skandal über das Bremer Wohnungsunternehmen Brebau, die ihre Wohnungen nachweislich nach rassistischen Kriterien vergibt.
Großveranstaltungen und Club-Besuche – Die Gesellschaft wird geöffnet
Der Juni steht dann ganz im Fokus der Belebung der Bremer Innenstadt. Mit Baubeginn einer Premiumradroute, der Einführung einer kostenlosen Straßenbahn durch die Innenstadt, die mehr Touristen anziehen soll, oder mit dem Aufbau eines Open Space auf dem Domshof, der täglich mit verschiedenen Veranstaltungen bespielt werden soll, wird alles dafür gegeben, die Innenstadt attraktiver zu gestalten. Auch in Bremerhaven gibt es Neuerungen. Das Auswandererhaus eröffnet einen Anbau, in dem das Thema Einwanderung neu aufgearbeitet wird. Das nebenan stehende Klimahaus hingegen muss aus Sicherheitsgründen für einige Tage wegen eines ausgebrochenen Warans schließen.
Die Experimente der Bremer Innenstadt werden auch im Juli fortgeführt. Martinistraße oder der Wall werden für Autos eingeschränkt um mehr Raum für Fahrräder oder Fußgänger:innen zu schaffen. Gleichzeitig finden die ersten größeren Veranstaltungen wieder statt. So gibt es zum Beispiel eine dezentrale Version der Breminale und auch die Bremer Osterwiese kann nun als Sommerwiese nachgeholt werden. Insgesamt lockt das erstmals wieder 58.000 Menschen an. Turbulent wird es auch im Sport. Nach über 40 Jahren steigt Werder Bremen zum ersten mal wieder in die zweite Bundesliga ab.
Neben einigen sommerlichen Tagen bringt der August auch weitere Lockerungen mit. Nach knapp 1,5 Jahren dürfen Clubs erstmals wieder öffnen und die Menschen feiern gehen. Geschlossen wird dagegen ein Teil des Impfzentrums. Die Messehallen 4 und 5 stellen aufgrund einer sinkenden Nachfrage die Funktion als Impfzentrum ein.
Im September dreht sich dann alles um die Vorbereitung der Bundestagswahl. Täglich sind mehr und mehr Wahlplakate überall in Bremen zu finden. Bekannt wird dabei besonders der selbstironische Wahlslogan „Große Ohren hören besser zu“ eines Bremer CDU Politikers. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern läuft die Wahl am 25. September in Bremen dann reibungslos ab und die SPD wird hier klar Wahlsieger.
Mit dem Oktober kommen dann die ersten Herbststürme. Dabei tritt die Weser teilweise so sehr über ihr Ufer, dass ganze Reihen von Dixiklos samt Inhalt weggeschwemmt werden. Auch der Freimarkt öffnet nach einjähriger Pause wieder seine Tore und wird mit über einer Million Besucher:innen zu einem der größten Volksfeste seit Beginn der Pandemie. Grund zur Freude haben auch Bremer Studierende. Nach drei digitalen Semestern finden Veranstaltungen nun wieder in Präsenz statt und der Campus wird wieder belebt.
Die Pandemie kehrt zurück
Die kürzer werdenden Tage lassen den November dann wieder etwas dunkler werden und auch Corona wird zurück in das Bewusstsein der Menschen gespült. Mit erneut stark steigenden Inzidenzwerten werden Einschränkungen erneut diskutiert und auch die Nachfrage nach Impfungen – insbesondere Boosterimpfungen – nimmt zu. Daher trifft der Senat die Entscheidung, erneut ein Impfzentrum aufzubauen. Diesmal aber nicht in den Messehallen, sondern auf dem alten Sparkassengelände am Brill. Ein wenig Licht spendet trotz der Situation die Innenstadt. Mit der Lichtinszenierung „Lichter der City“ erstrahlen viele Gebäude in verschiedensten Motiven. Der Dom bekommt sogar eine sich bewegende Lichtinszenierung, passend zur hinterlegten Musik.
Im Dezember rückt Corona dann noch stärker in den Vordergrund. Weihnachtsmarkt und Schlachte-Zauber locken zwar mit Glühwein und weihnachtlicher Stimmung, jedoch nur für Geimpfte oder Genesene. Ungeimpfte Personen müssen sich auf neue Kontaktbeschränkungen und viele Zutrittsverbote einstellen. Kurz vor Silvester gibt es dann erstmals sogar Kontaktbeschränkungen für Geimpfte und Clubs müssen erneut schließen. Auch Feuerwerk ist in diesem Jahr wieder verboten. So wird der Start in das Jahr 2022 erneut dunkel und ruhig.
Es wird deutlich, dieses Jahr war wieder hauptsächlich durch die Corona-Pandemie geprägt. Wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass Begriffe wie 3G, 2G oder 2G+ zu festen Bestandteilen unserer Gesellschaft werden. Doch der Blick zurück zeigt auch, dass in diesem Jahr wieder mehr möglich war als noch 2020. Durch Impfungen und das sommerliche Wetter konnten Großveranstaltungen stattfinden, die Gastronomie öffnen und Menschen sich wieder in den Arm nehmen. Das Miteinander rückte wieder mehr in den Vordergrund und wurde gleichzeitig viel mehr wertgeschätzt. So werden wir auch 2022 gemeinsam die aktuell wieder verschärfte Pandemielage überwinden. Es bleibt Hoffnung.
von Justus Köhler