Bei der Zeitschrift der Straße arbeiten Akademiker mit Obdachlosen zusammen. Somit sollen soziale Unterschiede reduziert werden. Unsere KROSSE-Redakteure waren in diesem Jahr ein Teil davon und erklären, wie Wörter verschiedene Menschen verbinden können.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Die Zeitschrift der Straße ist ein Projekt von Studierenden, Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen, Journalisten/Innen, freiwillig sozial Engagierten, von Wohnungslosigkeit und Armut bedrohten oder betroffenen Menschen, Hochschuldozent/Innen und Streetworker/Innen. Die Zeitschrift der Straße wird auf der Straße verkauft. Artikel werden u. a. an der Universität Bremen produziert. Den Input dafür geben Student/Innen des Fachbereichs 9 Kulturwissenschaften, die im Rahmen des Praxisseminars Journalismus für Kulturwissenschaftler/Innen ihre Kreativität unter Beweis stellen können. Das Projekt hat für beide Seiten einen Vorteil: Die Studierenden erlernen unter der Leitung der Chefredakteure Philipp Jarke und Jan Matthias Zier das journalistische Handwerk. Die Aufgabe besteht darin sich innerhalb eines Semesters selbstständig Themen für Artikel zu überlegen, Kontakt zu Informanten aufzunehmen und die Projekte auszuarbeiten. Dabei variiert die Herangehensweise je nach Komplexität und Sensibilität des Themas. Die Herausforderung besteht darin sich zu überwinden auf fremde Personen zuzugehen, unangenehme Fragen zu stellen und das Gesagte angemessen weiterzugeben.
Für die gute Sache
Doch der Aufwand lohnt sich, denn es trägt zum Gemeinwohl bei: Die Zeitschrift der Straße ist nämlich ein nicht- kommerzielles Magazin, das seit 2010 mit seinen Texten sozial Schwachen zur Aufbesserung ihrer Einkommen verhilft. Eine Ausgabe kostet derzeit 2,50 Euro. Davon kommt 1 Euro dem jeweiligen Verkäufer zu Gute. Jeder kann die Zeitschrift der Straße verkaufen. Das Einzige, was benötigt wird, ist ein Verkäuferausweis. Allerdings tritt der Verkäufer in Vorleistung. Die Anzahl der abgenommenen Hefte liegt in seiner Hand. Es gibt bestimmte Regeln an die sich die Verkäufer halten müssen. Darunter fällt einerseits, dass während des Verkaufs nicht gebettelt werden darf. Andererseits gibt es auch Orte, die vom Verkauf ausgeschlossen sind. Hierzu zählt beispielsweise das BSAG-Gelände. Um Gewalt und Streit zu vermeiden, hat jeder einen festen Verkaufsbezirk.
Der Sinn des Ganzen
Der Gedanke hinter der Zeitschrift der Straße ist auf gesellschaftliche Missstände und politische Versäumnisse aufmerksam zu machen. Die Themenwahl ist dabei regional und nah am Geschehen, da eine Straße Bremens bzw. ein bestimmter Ort im Fokus steht. Außerdem ist das Projekt ein Versuch die Schere zwischen Arm und Reich, vertreten durch Akademiker und solche, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden, zu verkleinern. Es geht darum Hierarchien zu überwinden und eine Art Gleichberechtigung zu schaffen. Falls ihr auch Teil dieser Bewegung sein wollt, müsst ihr nicht viel tun: Kauft eine Ausgabe – für Euch und Eure Mitmenschen!
Sarah Rohlfs und Katharina Schindler