Anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Kunstvereins in Bremen lud die Kunsthalle den BBK Bremen ein, um ihre Jahresausstellung zu zeigen. Die gemeinsam vorbereitete Ausstellung präsentiert ausgewählte zeitgenössische Stücke aus Bremen in den Galerien der Remix-Sammlung. Die Werke von 16 Künstlern stehen im direkten Dialog mit der Sammlung, der Geschichte des Kunstvereins und der Architektur des Hauses.
Nach Informationen von Alexander Pütz, dem Kurator der Ausstellung hat die Jury nach über 120 Einreichungen 16 Künstler für die Ausstellung ausgewählt. Darüber hinaus weist Alexander Pütz darauf hin, dass die Besonderheit der Ausstellung darin bestehe, dass sie in der Dauerausstellung zu sehen ist. Seiner Meinung nach würde die Ausstellung neue Perspektiven schaffen und einen neuen Eindruck vermitteln, indem sie in der Dauerausstellung in den gewohnten Räumen zu sehen ist und in die Architektur der Räume bzw. der Kunsthalle eindringe. Und das bedeute, dass es hauptsächlich im Raum immer einen künstlerischen Ort gebe, der von der Kunsthalle aus gesehen werden kann. Auf die Frage, warum die Ausstellung Resonanz genannt wurde, antwortete der Kurator Alexander Pütz, dass sie aus der Verschmelzung der Physik und Technik inspiriert sei und demzufolge die Schwingungen im Vordergrund sein sollten.
Rezension
Die Ausstellung „Resonanz“ präsentierte eine Vielzahl von Gemälden mit unterschiedlichen Themen. Der Battlefield-Raum thematisiert verschiedene Dimensionen des Krieges: Zerstörung und Leid, falsches Heldentum, virtuelle und reale Ansätze. Ein Werk, welches mich hier besonders beeindruckte, ist das Ölgemälde Mercury auf Leinwand von Willehad Eilers (Wayne Horse). Diese Arbeit zeigt, dass das Ausmaß des Krieges auf dem europäischen Kontinent ein Teil der heutigen Zeit ist. Für mich ist dieses Werk jenes, welches das Thema, das der Künstler reflektieren wollte, am deutlichsten widerspiegelt. Wenn ich mir das Werk ansehe, fällt mir sofort das Kriegsthema auf und die verwendeten Formen und Farben unterstützen dieses Thema voll und ganz. Die Augen der Pferde auf dem Gemälde sind sehr auffällig und in ihren Augen spiegelt sich die Müdigkeit und der Schmerz des Krieges. Das mit dem Wasser vermischte Blut, die Hilflosigkeit in den Augen der Pferde und die am Boden liegenden Toten haben mich sehr beeindruckt. Obwohl es noch viele andere Gemälde an der Wand gibt, erregte dieses meine Aufmerksamkeit als Erstes.
Zudem konnte ich nicht umhin, einige der Werke als künstlerisch schwach zu empfinden. Eines der Kunstwerke, an die ich auf diese Weise gedacht habe, bildet einen großen Stein ab, welcher gerade in der Kunsthalle ausgelegt wurde – hergestellt von David Hepp und mit dem Namen „Stabil“. Obwohl ich diesen Stein zunächst nicht als Kunstwerk betrachtete, änderte ich meine Meinung, nachdem ich gelesen hatte, dass David Hepp diesen Stein im Baumarkt gekauft und diesen natürlich aussehenden Stein mit übereinander geklebten Granitplatten geformt hatte. Ein weiteres Werk, welches für mich sehr interessant ist, ist das Ölgemälde „Tattoo Serie“ von Emese Kazár. In diesem Gemälde wird die Haut als Grenze zwischen Innen und Außen dargestellt und enthält viele symbolische und mythische Vorstellungen von der Idee, der Körper zeige die Verbindung zwischen der Welt und dem Jenseits. Kazárs Arbeiten zeigen Nahaufnahmen lebender Haut mit pulsierenden blauen Adern oder abgestorbener Haut, die manchmal wie Leder aussieht. Beide Gemälde tragen Inschriften in Form von Tätowierungen. Als Vorbilder für dieses Werk diente der Körper des Schauspielers Brad Pitt und Ötzis Gletschermumie.
Kommentar
Was ich an der Resonanz Ausstellung beeindruckend finde, ist, dass sich unter den Aussteller*innen erfolgreiche Künstler*innen befinden und wir Besucher*innen somit die Möglichkeit haben, Geschichten durch ihre Augen zu sehen, zu verstehen und zu entdecken. Jedoch hätten in einigen Bereichen der Ausstellung mehr Erläuterungen und Hintergrundinformationen bereitgestellt werden können, um die Bedeutung der Kunstwerke und die Inspirationsquellen der Künstler*innen noch besser zu verdeutlichen. Außerdem möchte ich noch hinzufügen , dass mir die Ausstellung unübersichtlich und unorganisiert vorkam. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich die Erwartung hatte, dass alle Werke der Resonanz Ausstellung sich im selben Raum, befinden würden. Alle Werke wurden in verschiedenen Räumen scheinbar unsortiert ausgestellt – zusammen mit Werken, welche mit der Ausstellung selbst nichts zu tun haben. Zudem hängen die Werke teilweise sehr eng aneinander, wodurch einige neben anderen „untergehen“ – was vermutlich nicht der Fall gewesen wäre, wären alle Werke der Resonanz Ausstellung in einem separaten Raum ausgehängt worden. Mit Hilfe der Broschüre in meiner Hand überwand ich jedoch die anfänglichen Schwierigkeiten der Übersichtlichkeit.
Fazit
Die Resonanz Ausstellung hat in mir die Frage geweckt, welche Werke Kunstwerke sind und welche nicht. Welche Eigenschaften muss ein Werk haben, um als Kunstwerk bezeichnet zu werden? Auch wenn in der Ausstellung einige Werke präsentiert werden, die ich nur schwer interpretieren kann, hat jedes Werk seine eigene Geschichte. Diese Geschichten können die Besucher*innen inspirieren, sich mehr mit Kunst auseinanderzusetzen und so vielleicht die Welt und die Menschheit etwas besser zu verstehen. Vor einem eventuellen Besuch der Ausstellung würde ich empfehlen, sich vorher über die Ausstellung zu informieren – damit keine Schwierigkeiten bestehen, die Ausstellung als Gesamtpaket zu verstehen und das Genießen im Vordergrund steht.
Von Selina Yener
Die Ausstellung Resonanz. Interventionen in die Sammlung. ist bis zum 29.10.2023 in der Kunsthalle Bremen zu sehen.
Öffnungszeiten
Di 10 – 21 Uhr | Mi bis So 10 – 17 Uhr | Mo geschlossen
Tickets
Erwachsene: € 10,-
ermäßigt: € 5,-
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre: Eintritt frei
Eintritt frei für Inhaber:innen des Kultursemestertickets.