Mehr als je zuvor benötigt das medizinische Fachpersonal Masken, doch durch die vom Coronavirus und Hamstereinkäufen ausgelösten Versorgungsengpässe kann der Bedarf einfach nicht geliefert werden. Im Gespräch mit dem Gebietsverkaufsleiter Janek D. unterhalten wir uns von KROSSE über die Auswirkungen des Coronavirus im Labor- und Medizintechniksektor.
Was genau macht Ihre Firma und auf was für Produkte sind Sie spezialisiert?
Wir sind seit mehr als 30 Jahren Hersteller für hochwertige Laborgeräte und Schutzsysteme in pharmazeutischen und biotechnologischen Bereichen. Zu unserem Sortiment gehören unter anderem Sicherheitswerkbänke und Abfalleinschweißgeräte für den Umgang mit gesundheitsgefährdenden, also toxischen Substanzen. Außerdem bietet unsere Produktpalette persönliche Schutzausrüstung wie Schutzhandschuhe, Atemschutzmasken und Schutzkleidung für Laborpersonal und Pandemie-Einsatzkräfte an. Mit unseren Produkten beliefern wir Krankenhäuser, Apotheken und Pharmaunternehmen, allerdings keine Privatpersonen.
Welche Produkte sind denn zurzeit heiß begehrt?
Das sind auf der einen Seite im Wesentlichen die Atemschutzmasken und medizinischer Mundschutz, die dazu da sind, um sich selbst und natürlich auch Mitmenschen in dieser Zeit zu schützen. Und auf der anderen Seite sind es unsere Sicherheitswerkbänke, die zum Beispiel im Umgang mit dem Coronavirus und der Erforschung eines Impfstoffes benötigt werden.
Wie hat sich denn die Pandemie im Allgemeinen auf den Labor- und Medizinsektor ausgewirkt?
Im Allgemeinen kann man dazu sagen, dass unser Auftragsvolumen um gute 10 bis 15 Prozent anstieg. Im März, zu Beginn der Pandemie, kam es ja zu einem erhöhten Bedarf der deutschlandweiten, beziehungsweise zu einer weltweiten Nachfrage an Atemschutzmasken – und das nicht nur durch Fachpersonal aus Krankenhäusern, Apotheken und Forschungszentren, sondern vorrangig durch Privatpersonen. Dieser Anstieg führte zu einer allgemeinen Verknappung und das zu einer Zeit, als es in der Öffentlichkeit noch keine Pflicht war, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das hatte für uns zur Folge, dass wir die Lieferfähigkeit für unsere Stammkunden natürlich priorisieren mussten, bevor wir Neukunden akquirieren konnten.
Und wie sah die Situation in Bezug auf die Sicherheitswerkbänke aus?
Wie anfangs erwähnt, werden für die Forschung an Viren oder anderen Erregern, Sicherheitswerkbänke wie aus unserem Sortiment benötigt. Diese dienen zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an bestimmten Viren forschen. Es ist gesetzlich vorgegeben, dass an gesundheitsgefährdeten Viren oder anderen Erregern nur mit Schutzsystemen gearbeitet werden darf. Die Nachfrage nach Sicherheitswerkbänken war dementsprechend groß, da sich beispielsweise Forschungszentren auf die Arbeit mit dem Coronavirus vorbereiteten. Da unsere Laborgeräte jedoch eine Produktions- und Lieferzeit von acht bis zehn Wochen haben, konnten wir zahlreiche Anfragen nicht bedienen. Auf so einen Ansturm und die kommende Zeit waren wir natürlich nicht vorbereitet.
Sie haben eben verdeutlicht, dass die Nachfrage sehr größer ist als das Angebot. Wie entscheiden Sie welcher Kunde zuerst beliefert wird und welcher zurückstecken muss?
Wir beliefern natürlich zuallererst unsere Stammkunden und selbst hier mussten wir die Ware bewusst rationieren, damit entsprechend jeder Kunde überhaupt beliefert werden kann. Natürlich würden wir gerne alle Anfragen von Neukunden bedienen, durch die entstehenden Versorgungsengpässe ist das derzeit allerdings nicht möglich. Unsere Stammkunden unterstützen wir so gut es geht, vor allem, da ein Großteil von ihnen in einer Branche tätig sind, die nichts mit COVID-19 zu tun hat. Das sind unter anderem Krankenhäuser und auch Herstellbetriebe für Patientenindividuelle Medikamente, wie zum Beispiel für die Chemotherapie.
Wie hat sich COVID-19 auf die Preise der Produkte ausgeübt?
Bei bestimmten Produkten haben sich die Preise mindestens verdoppelt, bei einigen sogar verzehnfacht. Normalerweise kostet eine Atemschutzmaske, wie wir sie kaufen, ungefähr zwei bis drei Euro, für dasselbe Produkt werden heutzutage teilweise zehn bis zwölf Euro verlangt. Einen Corona-bedingten Aufschlag gibt es bei uns nicht, jedoch müssen wir diese Preiserhöhungen an unsere Kunden weitergeben. Es gibt leider viele Unternehmen und Menschen, die diese momentane Zeit ausnutzen und unvorstellbare Preise verhängen.
Wie sieht eine Prognose für die Zukunft aus?
Wie alle anderen gehen wir davon aus, dass uns diese Pandemie noch länger begleiten wird, weshalb weiterhin die Nachfrage nach labor- und medizintechnischen Produkten bestehen bleibt. Natürlich sind wir in unserer Branche besser aufgestellt als beispielsweise die Gastronomie, aber trotzdem sind wir über diese Krise nicht erfreut, auch wenn sie ein höheres Auftragsvolumen mit sich bringt. Wie jeder andere würden auch wir gerne auf diese Pandemie verzichten.
Wie lange diese Situation anhalten wird, kann aktuell niemand voraussagen und mögliche Prognosen möchten wir nicht erstellen, da diese Zeit zu unsicher ist.
Zur Person: Janek D. arbeitet seit Mitte 2019 im Bereich der Labor- und Medizintechnik als Gebietsverkaufsleiter.
Von Carlotta Stürken