Heute Abend geht die Mutter aller Nordderbys in die nächste Runde: Der SV Werder Bremen tritt beim Hamburger SV an. Für beide Mannschaften geht es um viel, man kann hier von einem “6-Punkte-Spiel” sprechen. Ein Duell, das nicht nur den Norden, sondern auch die KROSSE-Redaktion spaltet. Wir nennen euch hier jeweils fünf Gründe, die für oder gegen Werders Abstieg aus der Bundesliga sprechen.
5 Gründe, warum Werder nicht absteigt
1 – Könnte ein Absteiger so gut mit dem FC Bayern München mithalten?
Der FC Bayern schien sichtlich überrascht von dem mutigen Auftritt der Bremer. Werder war nahe am Ausgleich, als Vidal mit seiner Schwalbe das Spiel zugunsten der Münchner entschied. Aber wer so gut mit dem deutschen Rekordmeister mithalten kann, der hat in der 2. Liga nichts zu suchen.
2 – Sie kämpfen mehr als die anderen abstiegsbedrohten Vereine.
Besonders Hannover scheint den Kopf schon vor etlichen Spieltagen in den Sand gesteckt zu haben, und auch Frankfurt tritt zu Weilen sehr lustlos auf und scheint nicht mehr wirklich an eine Rettung zu glauben. Werder allerdings hat sich in der Rückrunde bereits nach vielen Rückständen wieder herangekämpft (man erinnere sich an das 3:3 gegen Hertha oder das 4:3 gegen Gladbach im DFB-Pokal). Die Mannschaft zeigt Kampfstärke und glaubt an ihren Klassenerhalt.
3 – Die Fans stehen bedingungslos hinter Werder und unterstützen sie im Abstiegskampf.
Dass die Fans ihr Team trotz wiederholter Abstiegsgefahr unterstützen, ist nicht unbedingt selbstverständlich. Doch die Werderfans haben gesehen, was ihre Mannschaft für Leistungen abrufen kann, und haben eine Aktion ins Leben gerufen, die Werder im Abstiegskampf Kraft geben soll. Die #greenwhitewonderwall!
4 – Sie schlagen sogar die Top-Clubs der Bundesliga wie Gladbach, Leverkusen und Wolfsburg.
Man sah sich förmlich in alte Zeiten zurückbefördert, als Werder noch zu den großen Clubs der Bundesliga gehörte. Die Zeiten haben sich geändert, mittlerweile gehört Werder zu den dauerhaften Abstiegskandidaten und ist in Spielen gegen die Top-Clubs der Liga eher der Underdog. Besonders vermisst hatte man in den letzten Jahren gerade die Torgefahr, die sich scheinbar mit Pizarros Wechsel zum FC Bayern verabschiedet hatte. Und siehe da, mit Pizarros Rückkehr scheint auch die Torgefahr zurückgekehrt zu sein und der Fan kann sich doch tatsächlich wieder über ein Offensivspektakel gegen die Top-Vereine der Bundesliga freuen.
5 – Fritz ist seit der Ankündigung seines Karriere-Endes so stark wie lange nicht mehr.
In den letzten Jahren war der ehemalige Nationalspieler ja eher in die Mittelmäßigkeit abgerutscht. Und auch jetzt gelingt ihm bei weitem nicht alles. Doch seit er verkündet hat, dass er zum Ende der Saison seine Fußballschuhe an den Nagel hängt, ackert und kämpft der ,,Oldie” wie kein anderer. Es scheint so, als wolle er selbst seinen Teil dazu beitragen, dass seine Karriere nicht mit einem Abstieg endet.
5 Gründe, warum Werder doch absteigt
1 – Das Abwehrloch
Mit bislang 61 Gegentoren hat Werder die schlechteste Abwehr der Liga. Selbst Hannover hat weniger Gegentore kassiert und Frankfurt hat eine noch einmal deutlich geringere Gegentorquote. Im Abstiegskampf zählt aber vor allem, dass die Abwehr sattelfest steht und möglichst wenig durch lässt. Da darf man auch mal Beton anrühren. Ansonsten entsteht immer das Problem, dass man vorne mehr schießen muss, als man hinten rein bekommt – eine denkbar schlechte Ausgangslage.
2 – Die Psyche
Im Abstiegskampf braucht man konstant Nerven aus Stahl und darf sich in den entscheidenden Situationen von nichts beeindrucken lassen. Werder agiert allerdings schon die ganze Saison sehr wechselhaft, instabil und unzuverlässig. Das lässt auf eine eher wackelige Psyche schließen. Je dramatischer die Situation in den nächsten Spielen werden wird, umso instabiler könnte Werder trotz aller Kampfkraft werden, zumal sie nicht die Erfahrung wie z.B. Stuttgart und der Hamburger SV haben.
3 – Die Heimschwäche
Ein weiteres Indiz für Psychoprobleme ist die teilweise eklatante Heimschwäche, die Werder schon die gesamte Saison zeigt. Im Abstiegskampf braucht man dagegen eine sichere Heimbasis, um wenigstens hier die nötigen Punkte zu sammeln. Dies ist umso wichtiger, weil Werder zu Hause noch gegen direkte Abstiegskonkurrenten wie Stuttgart und Frankfurt spielt. Sich darauf zu verlassen, dass es auswärts schon besser klappen wird, könnte ein fataler Fehlschluss sein, da die Auswärtsspiele im unberechenbaren Derby beim abstiegskampferfahrenen Hamburger SV und dem wiedererstarkten 1. FC Köln stattfinden.
4 – Die Fans
Die Fans unterstützen Werder mit aller Kraft, keine Frage. Das heißt aber nicht, dass durch beeindruckende Aktionen wie die #greenwhitewonderwall immer nur positive Energien bei der Mannschaft freigesetzt werden. Je enger die Situation wird, desto mehr kann bei einer psychisch instabilen Mannschaft die massive Fanunterstützung auch zur Belastung werden, unter der sie zusammenbricht. Die Heimschwäche resultiert sicher auch aus diesem Druck.
5 – Die Torhüter
Werder hat mit Pizarro – Junuzovic – Fritz – Vestergaard eine ganz gute und relativ verlässliche Achse. Allerdings findet diese Achse keine Verlängerung ins Tor, was gerade im Abstiegskampf wichtig wäre. Die Mannschaft kann sich nicht darauf verlassen, dass im Notfall noch ein starker Torhüter als letzter Mann aushelfen kann. Seit dem Abschied von Tim Wiese ist die Situation im Tor eine Vollkatastrophe. Hier können ausnahmslos alle anderen Abstiegskandidaten weitaus besseres Personal vorweisen, was den jeweiligen Vereinen schon so manches Spiel gerettet hat.
Von Alina Schneider und Marco Höhn