Was passiert aktuell in Deutschland und der Welt? Welche Themen bewegen die BürgerInnen und die Nation? Diesen Fragen stellen sich Philipp Banse und Ulf Buermeyer im Podcast Lage der Nation. Auch bei der Live-Folge in Hannover versuchen die Podcaster Antworten zu geben.
Wer sind die beiden?
Seit mittlerweile fast vier Jahren nehmen Philip Banse und Ulf Buermeyer wöchentlich ihren Podcast „Lage der Nation“ auf. Bevor Banse Podcaster wurde, arbeitete er als Journalist und Reporter unter anderem in Tadschikistan, Afghanistan oder Georgien. Buermeyer hingegen ist Jurist, arbeitet als solcher am Landgericht Berlin, ist aber gleichzeitig auch Vorsitzender der Gesellschaft für Freiheitsrechte, die sich als gemeinnützige Organisation für den Erhalt und den Ausbau der Grund- und Menschenrechte einsetzt. Gemeinsam arbeiten die beiden Podcaster wöchentlich sowohl politische als auch gesellschaftliche Ereignisse in Deutschland, Europa und der Welt auf.
Dabei folgt jede Aufzeichnung der „Lage der Nation“ einem ähnlichen Schema. Aufgeteilt wird sie in verschiedene Thematiken, die recherchierten Hintergründe werden im Dialog zwischen den beiden präsentiert und kontextualisiert. Die jeweiligen Belege und Hintergrundartikel werden auf der Homepage der „Lage der Nation“ angegeben und laden die HörerInnen dazu ein, sich tiefer in die ausgewählten Themen einzuarbeiten.
Kritische Einordnungen und klare Stellungnahmen
Der Podcast zeichnet sich aber vor allem auch dadurch aus, dass Banse und Buermeyer mit ihrer langjährigen Erfahrung zu jedem Thema Stellung nehmen und es einordnen. Mit dieser Kombination aus sorgfältig recherchiertem Wissen und subjektiver Einordnung erreichen die beiden Podcaster mit jeder Folge etwa 150.000 HörerInnen und liegen damit in den Podcast-Charts bei Spotify auf Platz 23. Die „Lage der Nation“ ist damit der beliebteste Politik-Podcast in Deutschland.
Die Lage live in Hannover
Die „Lage der Nation“ ist mittlerweile so erfolgreich, dass Banse und Buermeyer sogar mit ihr auf Tour gehen, den Podcast also nicht wie ursprünglich geplant zu zweit in Berlin, sondern in verschiedenen Städten, so z. B. in Mainz, Köln oder Münster vor einem Live-Publikum aufzeichnen – so eben auch am neunten Januar in der Glashalle des Kongress-Zentrums in Hannover.
Ein Dritter Weltkrieg ist vorerst ausgeschlossen
Auch in der 172. Folge des Podcasts wurden gesellschaftlich relevante Themen aufgegriffen, diskutiert und analysiert. Am wohl präsentesten politischen Thema dieser Tage kamen auch Buermeyer und Banse nicht vorbei: Der militärische Konflikt zwischen den USA und dem Iran. Nachdem die USA den iranischen General und Kommandeur der Quds-Einheit Qasem Soleimani durch einen Drohnenangriff tötete, folgte ein Gegenschlag des Irans, welcher Raketen auf eine US-Militärbasis im Irak abfeuerte. Schon in der breiten Öffentlichkeit hatte der radikale Angriff der USA unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.
Auch Banse und Buermeyer diskutierten die als zweifelhaft erscheinenden Beweggründe der USA, die den Konflikt überhaupt erst neu entfacht hatten. Das amerikanische Verteidigungsministerium hatte den Anschlag im Iran mit einem unmittelbar bevorstehenden Angriff auf die USA gerechtfertigt. Buermeyer kritisierte dies scharf und argumentierte, dass für diesen Verdacht allenfalls Indizien vorliegen würden und sich die USA mit konkreten Informationen bezogen auf einen unmittelbaren Angriff in Schweigen hüllen. Der Rückschlag des Irans sei „eine erwartbare Konsequenz“, so die beiden Podcaster, mit welcher die USA hätte rechnen können und vermutlich auch gerecht hat.
Eine weitere Eskalation des Konflikts in den nächsten Tagen schlossen Banse und Buermeyer allerdings aus: Die USA hatten bereits mit den Worten Donald Trumps „Everything is fine“ angedeutet, dass keine weitere Eskalation des Konfliktes provoziert werden solle. Darauf deuten laut den Podcastern auch die Pressemitteilungen der jeweiligen Länder hin. Während es in den USA heißt, dass der iranische Angriff keine Menschenleben forderte, ist in den iranischen Medien von bis zu 80 toten US-Soldaten die Rede. Ein Indiz dafür, dass die BürgerInnen im jeweiligen Land vorerst von der Regierung beruhigt werden sollen.
Linksradikale Gewalt oder doch mediales Fehlverhalten der Polizei?
Ein weiteres Thema, welches bereits in der vorherigen Ausgabe des Podcasts behandelt wurde, waren die vermeintlichen Ausschreitungen in einem Leipziger Problembezirk in der Silvesternacht von 2019 auf 2020.
Laut Polizeimitteilungen kam es am 31. Dezember zu Gewalt von Linksextremen gegen PolizistInnen, in Folge derer mehrere PolizistInnen teils schwer verletzt wurden. Ein als Polizeiauto dekorierter, brennender Einkaufswagen wurde laut den Behörden in eine Gruppe PolizistInnen geschoben. In einigen Tweets der Leipziger Polizei war sogar von lebensbedrohlichen Verletzungen die Rede.
Nach Recherchen einiger JournalistInnen stellte sich allerdings heraus, dass sich die Ereignisse deutlich anders abgespielt haben, als über Twitter berichtet: Weder wurde der Einkaufswagen aktiv gegen die Polizisten genutzt noch kam es zu lebensbedrohlichen Verletzungen. Diese mediale Darstellung der Ereignisse in Leipzig durch die Polizei sorgte für viel Kritik, nicht zuletzt durch die Gastgeber der Lage der Nation. Mehr Besonnenheit und eine deeskalierende Vorgehensweise hätten der Situation laut Banse und Buermeyer sicherlich mehr geholfen. Die Bezeichnung als „linksextremer Terror“, wie sie von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer gewählt wurde, halten beide indes für deutlich übertrieben, wenngleich sie betonen, jegliche Anfeindungen gegen die Staatsgewalt zu verurteilen.
Die aktuelle Lage der Nation ist jetzt online
Neben diesen beiden Themen wurden unter anderem noch das anstehende Demokratiefest in Berlin sowie die von Olaf Scholz geplante Finanztransaktionssteuer thematisiert. In der aktuellen Lage der Nation könnt ihr diese und weitere spannende Themen bei dem Podcast-Anbieter eurer Wahl verfolgen und natürlich auch auf der Homepage der beiden mitdiskutieren.
Florian Steverding
Bild: Henning Krause, “Lage der Nation”-Liveauftritt am 12. März 2017 in Berlin, CC BY 4.0