Verliebt zu sein scheint für viele wohl das schönste Gefühl auf Erden zu sein. Doch was passiert, wenn diese Verliebtheit so schnell wieder verfliegt, wie sie gekommen ist? Unsere Redakteurin beschäftigt sich heute mit den Fragen rund um’s “Ver- und Entlieben”.
Ihr kennt das doch sicherlich alle: Wenn die Schmetterlinge im Bauch wie verrückt herumfliegen, wenn das Herz schneller pocht, wenn wir an nichts Anderes denken können. Dann ist mal wieder ein neuer Mann aufgetaucht, der die Hormone ganz schön durcheinander bringt. Alles beginnt mit zögerlichen Blicken, ersten unbedeutenden Wortwechseln, geheimnisvollen Berührungen und wilden Küssen. Es folgt eine Zeit, in der wir die Hände nicht voneinander lassen können. Ja, eine Zeit, die schöner nicht sein könnte. Was mit einem lockeren Flirt begann, entwickelt sich mit der Zeit zu einer ernsthaften Beziehung, in der es – zumindest in der Anfangszeit – nicht besser laufen könnte. Der Zustand nennt sich nicht umsonst „verknallt“, denn er tritt ein wie eine Bombe, meist unerwartet und ziemlich laut. Viel entscheidender ist aber doch die Frage: Wie lange hören wir den Knall innerhalb der Beziehung noch?
Die Zeit nach dem großen Knall
Ein Freund von mir erzählte mir einst, dass er nie über die Honeymoon Phase, die harmonische Anfangszeit einer Beziehung, hinweg gekommen sei. Und genau das ist der Punkt! Was passiert, wenn die anfängliche Verliebtheit verflogen ist, wenn die Schmetterlinge im Bauch eingeschlafen sind? Dann wandelt sich all das, was wir anfangs als positiv wahrgenommen hatten, ins Negative um. All die Charakterzüge, die uns nie am Partner gestört hatten oder wegen der wir uns sogar erst in ihn verliebten, nerven und stören uns plötzlich so sehr, dass sie uns stöhnen und die Augen verdrehen lassen. Und zwar nicht das Stöhnen, dass die Männerwelt gerne von uns hört…! Das romantische Kuscheln und die zärtlichen Berührungen, mit denen wir uns gegenseitig zeigen, wie anziehend wir uns finden, verwandeln sich in nerviges „Pärchengehabe“. Während wir anfangs ausschließlich an den einen Mann denken konnten, der uns wie im Sturm eroberte, erachten wir dies augenblicklich eher als Zeitverschwendung. Überall hin mussten wir unseren neuen Freund schleppen, jedem vorstellen und den ganzen Tag oder besser, die ganze Woche zusammen verbringen. Nun freuen wir uns, auch mal alleine mit unseren Freundinnen feiern zu gehen, und empfinden seinen Besuch eher als Belastung, weil wir doch eigentlich was viel Besseres vorhatten. Und dann fällt auf, dass ja auch noch andere Männer neben diesem einen, für uns einzigen Mann, koexistieren. Die Sehnsucht nach leichten bedeutungslosen Flirts, verheißungsvollem Augenkontakt, einfach dem Abenteuer und aufloderndem Feuer wird breit. Denn dieses Feuer scheint in der Beziehung nur noch zu glühen. Oder ist es bereits an dem Punkt, an dem es erloschen ist?
Das Ende in Sicht
Ich versuche Anzeichen dafür zu finden, wie etwa die plötzlich fehlende körperliche Anziehung oder das Desinteresse an gemeinsamen Aktivitäten. Die Tatsachen, dass wir die Zeit, die wir zusammen verbringen, nicht mehr zu schätzen wissen und nicht mehr genießen können, sollen weitere Indizien auf dem Weg zum Beziehungsende sein. Viel bedeutender ist jedoch die einschneidende Erkenntnis, dass wir während der ganzen Zeit in der uns die vielen Dinge auffallen, die uns stören, das Bewusstsein darüber erlangen, dass dieser Partner nicht der Partner für’s Leben sein wird. Macht es dann noch Sinn, Kraft, Liebe, Mühe und Geld in die Beziehung zu investieren, wenn wir langfristig gesehen auf keine gemeinsame Zukunft blicken können? Dann scheint es sich nicht zu lohnen, zu versuchen, den letzten vorhandenen Funken wieder zu entzünden. Und wenn das Feuer aus ist, dann ist da nur noch Asche, die bleibt. Eine unglaubliche Leere und Traurigkeit, weil der Knall so schnell erschallt ist. Der Knall, der doch so laut war und nie leiser werden sollte. Man spricht darüber, dass die Beziehung „eingeschlafen“ sei, man sich aber trotzdem liebe – doch ist diese Liebe vielleicht eine Art Gewohnheit, aus der wir uns entfesseln müssen. Beiden wird klar, dass man sich nicht vormachen sollte, etwas zu sein, das man nie sein wird. Fakt ist, so schnell wie der andere ins Leben trat, so schnell kann er auch wieder gehen. Aber muss er denn komplett gehen?
Was bleibt: „verknallte“ Erinnerungen und der Glaube an ein Feuerwerk
„ Wir können ja Freunde bleiben“ – das ist so ein typischer Satz, den man oft hört, wenn es um ein Beziehungsende geht. Doch in den allermeisten Fällen wird diesem Satz keine Bedeutung beigemessen. Klar ist aber doch, der Mensch, mit dem wir einen bestimmten Abschnitt unseres Lebens gemeinsam gingen, wird immer einen Platz in unserem Herzen behalten. Und wer weiß, vielleicht ist es ja doch möglich, sich nicht ganz und gar gegenseitig aus dem Leben zu streichen, sondern in gewissem Maße darin bestehen zu bleiben. Es wird immer eine Art Verbindung geben, weil man so vieles zusammen teilte. Was aus der Liebesbeziehung bleibt, sind immerhin schöne „verknallte“ Erinnerungen, in denen es sich immer wieder lohnt zu kramen.
Zu beglückwünschen sind all die Paare, die den anfänglichen Knall haben zum Feuerwerk werden lassen. Zu einem Feuerwerk, in dem die tiefen Gefühle für einander nie enden. Für alle anderen bleiben die Hoffnung und der Glaube daran, ihr Feuerwerk noch zu finden und nie aufzugeben, es zu finden, egal wie oft ein Knall noch erschallen wird.
Luka Koppe