An wie vielen Haltestellen haltet ihr in eurem Leben an? Haltestellen? Ja richtig gehört! Unsere Redakteurin hat diese Frage mal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet.
Definition. Der Duden sagt, eine Definition ist die genaue Bestimmung eines Begriffs durch Auseinanderlegung und Erklärung seines Inhalts. Als Synonyme werden Deutung, Erklärung oder Konkretisierung angegeben. Konkretisierung? Wie soll man einen Begriff konkretisieren, dessen Komplexität alle Definitionsgrenzen zu überschreiten scheint? Liebe. Es gibt wohl tausend Definitionen zu dem Begriff Liebe. Für die einen ist Liebe ein tiefes Gefühl, das sie nur in einer Person finden können. Für die anderen ist die Liebe eine lockere fröhliche Sache, für sie gibt es nicht nur den einen Seelenverwandten. Fakt ist, jeder definiert, basierend auf Erfahrungen, den Begriff der Liebe anders. Eine Konkretisierung ist hier unmöglich. Genauso unterschiedlich wie die Definitionen von Liebe sind, genauso unterschiedlich können auch Lieben sein. Natürlich suchen wir alle nach dem einen perfekten Partner, der uns das gibt, was alle vor ihm nicht konnten. Der uns erfahren lässt, was Liebe wirklich zu bedeuten hat. Doch seien wir mal ehrlich, dieser Weg ist bei den meisten von uns ein langer Weg, der so einige Haltestellen für uns bereithält. An einigen verweilt man länger, an anderen kürzer, um letzten Endes am Ziel anzukommen.
Und plötzlich stehen wir nicht mehr an derselben Haltestelle
Jede Beziehung, jede Bindung, jeder Mensch, den wir in unser Herz hineinlassen, stellt doch im Grunde so eine Haltestelle dar. Eine Haltestelle, die deinem Leben Ausdruck verleiht, eine Haltestelle, die deinem Leben Bereicherung schenkt und vor allem, die immer einen wichtigen Part auf deinem Lebensweg einnehmen wird. Nach dieser Zeit, in der die Haltestelle, also die Beziehung zu einem Menschen, dir so viel gab, kommt der Moment, an dem du diesem Menschen an der Haltestelle gegenüberstehst und es plötzlich weh tut, ihn zu sehen. Du stehst dort und obwohl dir dieser Mensch einst so nah war, scheinen auf einmal Meilen zwischen euch zu liegen. Ja, ihr scheint nicht mehr an derselben Haltestelle zu stehen.
Werde ich glücklicher, wenn ich den Weg alleine gehe?
Wenn sich zwei Menschen voneinander distanzieren, weil sie eben nicht mehr an derselben, sondern an unterschiedlichen Haltestellen stehen, dann ist das doch genauso wie manchmal in einer Beziehung. Während all der Wochen, Monate oder Jahre, in denen man zusammen auf das Ziel blickte, gibt es all diese kleinen Momente, die sich summieren und einen begreifen lassen, dass es wahrscheinlich klüger wäre, den Weg alleine zu gehen und Ausschau nach anderen Haltestellen zu halten. Es gibt diese Momente in Beziehungen zu Hauf. Ob es die kleinen Streitereien sind, die Meinungsverschiedenheiten, das fehlende Vertrauen, die zu geringe Wertschätzung des Anderen, die leeren Versprechungen, die Lügen oder einfach, ja das Gefühl! Das Gefühl, das plötzlich nicht mehr so war, wie bei der Ankunft an dieser Haltestelle. Alle Versuche dort stehen zu bleiben, scheitern und alle zweiten Chancen sind vergeblich. Ist es dann nicht an der Zeit der Realität ins Auge zu blicken und loszulassen? Was ist, wenn einen an der Haltestelle nichts mehr hält?
Jede Haltestelle gehört zu deinem Weg
Schließlich ist es wichtig, den Weg zu gehen, auf dem man selber glücklicher wird. Auf dessen Straßen man sich wohl fühlt und ein Weg, auf dem man Schuhe trägt, in denen es sich gut und richtig anfühlt zu gehen. Vielleicht trifft man sich an einer anderen Haltestelle wieder, vielleicht auch nicht, eins steht jedoch fest: Jede dieser Haltestellen gehört zu deinem Leben, zu deiner Geschichte. Es ist dein Weg und nur du allein bestimmst, wer seine Spuren darauf hinterlässt. Wenn einem die Haltestelle also das Gefühl gibt, nicht mehr komplett zu sein, dann verlässt man diese und genau dann war dies die richtige Entscheidung. Manchmal trifft man nicht immer die Person, mit der man zusammen den Weg bis zum Ende geht, sondern verbringt nur eine kurze Zeit mit ihm oder ihr. Und auch wenn die Zeit kurz, die Schmerzen groß und die Bindung nicht ewig war, so heißt das nicht, dass dieser Aufenthalt weniger erfüllt war mit Liebe. Ja, die Liebe. So unterschiedlich wie ihre Definitionen, so facettenreich ist sie auch selbst. Und sobald man die eine Haltestelle verlassen hat, hält man vielleicht schon hinter der nächsten Kurve wieder an und ist gespannt, was dieser Stopp für einen bereithält.
Danke, an Annenmaykantereit, die mir während meiner Haltestelle und während des Schreibens, sehr viel Inspiration geschenkt haben.
Luka Koppe