Der Beruf der Flugbegleiter*in scheint ein attraktiver Job zu sein, der die Möglichkeit bietet, die Welt zu bereisen, neue Kulturen kennenzulernen und in den Wolken zu schweben. Krosse klärt für euch Fragen rund um den Job und bietet euch Einblicke in das echte Leben einer Flugbegleiterin.
Als Flugbegleiter*in kümmert man sich um das Wohlbefinden und die Sicherheit der Passagier*innen. Doch der Beruf eine*r Flugbegleiter*in ist weit mehr als nur ein Job in den Wolken. Es erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, da Flugpläne oft unvorhersehbar sind. Flugbegleiter*innen müssen in der Lage sein, unter Druck ruhig zu bleiben und in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Im folgenden Interview sprechen wir mit Anita (51), die bereits seit 26 Jahren als Flugbegleiterin bei der Lufthansa arbeitet.
Krosse: Hallo Anita, wie bist du dazu gekommen, als Flugbegleiterin zu arbeiten?
Anita: Ich hatte schon immer Interesse daran, die Welt zu sehen, aber ich hatte eigentlich früher nie im Kopf, als Flugbegleiterin zu arbeiten. Ich habe dann während meines Jura-Studiums als „Flugbegleiterin auf Zeit“ bei der Lufthansa angefangen. Das hat mir damals so sehr gefallen, dass ich mein Studium aufgegeben habe und Flugbegleiterin wurde. Um als Flugbegleiter*in arbeiten zu können, muss man keine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, sondern verschiedene Schulungen und Tests machen. Jedes Jahr werden dann bestimmte Schulungen wiederholt, sodass man die Lizenzen auffrischt.
Wie läuft denn ein typischer Tag als Flugbegleiter*in ab? Wie sieht dein Alltag aus?
Es fängt mit dem Briefing an, bei dem sich alle Flugbegleiter*innen und das Cockpit in einem Raum treffen und verschiedene wichtige Punkte zum Flug besprochen werden. Wir kriegen dabei auch Service- und Sicherheitsbereiche zugeteilt, um die wir uns dann während des Fluges kümmern müssen. Auf dem Flug machen wir dann die allbekannten Dinge, wie z.B. die Sicherheitsunterweisung oder den Getränkeservice. Je nachdem, ob wir einen Kurzstrecken- oder einen Langstreckenflug haben, fahren wir danach entweder nach Hause oder wir kommen im Zielland in ein Hotel. Dazu sei gesagt, dass es bei Kurzstreckenflügen oft vorkommt, dass man dann mehrmals hin- und herfliegt. Nach einem Langstreckenflug können wir vier Tage frei und Ruhezeit haben. Vor Ort haben wir meistens ein bis zwei Tage frei, bis wir dann wieder weiterfliegen dürfen.
Kannst du dir wünschen in welches Land du fliegt?
Ich kann mitbestimmen, aber die endgültige Entscheidung liegt nicht bei mir. Wir haben ein sogenanntes Request-System, bei dem man Wünsche vermerken kann. Diese werden dann nach Seniorität, d.h. wie lange man schon bei der Lufthansa arbeitet, verteilt. Es kann außerdem auch vorkommen, dass man auf einem anderen Flug gebraucht wird, weshalb nicht alle Wünsche beachtet werden können.
Und wie läuft das dann mit der Einteilung der Flüge? Wie flexibel musst du sein?
Die Schichtpläne werden immer zum 27. des Monats freigegeben und sind dann für einen Monat konzipiert. Dazu kommen manchmal Abweichungen vom Flugplan, wodurch wir dann auch an ein anderes Ziel als geplant fliegen können. Man muss daher teilweise ziemlich flexibel in seiner Zeitplanung sein.
Was war dein schönstes Erlebnis auf einem Flug?
Da gibt es viele. Einerseits gibt es zum Beispiel Promis, von denen man ganz überrascht ist, wie nett sie eigentlich sind. Aber ein Beispiel fällt mir gerade ein: Es ist mal ein 90-jähriger Herr mit uns nach Los Angeles geflogen, der vorab extra einen Englisch-Kurs gemacht hat, um Englisch zu lernen. Es war sein erster Flug und er war ganz stolz, dass er diesen Flug zum 90. Geburtstag antritt und sich nun mit den amerikanischen Passagier*innen neben sich unterhalten konnte. Das war ein wirklich schönes Erlebnis, was mir noch immer im Gedächtnis geblieben ist.
Neben diesen schönen Erlebnissen, gibt es sicherlich auch Flüge, auf denen die Menschen nicht immer nett sind, oder?
Selbstverständlich gibt es auch viele Menschen, die uns nicht nett begegnen. Da weiß man aber auch nie, wie der Hintergrund der Person aussieht. Oft ist es die Flugangst, aber auch persönliche Probleme können zu dem Verhalten führen. Wir sind jedoch auf so ein Verhalten geschult und können meistens gut damit umgehen. Man darf einfach nicht vergessen, dass jeder Mensch seine eigenen Befindlichkeiten hat und aus einer anderen Kultur stammen kann. In jeder Kultur können Handlungen unterschiedlich gedeutet werden, weshalb wir auch darin geschult werden.
Viele Menschen leiden unter Flugangst. Was ist dein Tipp gegen die Angst vor dem Fliegen?
Ich mache oft mit den Leuten, die Flugangst haben, Atemübungen. Sie sollen dann alles einmal anspannen und dann wieder loslassen. Meistens hilft das bereits viel. Ein weiterer Tipp von mir zur Vorbeugung von Panik ist: Beobachtet uns Flugbegleiter*innen! Solange wir nicht nervös herumrennen, ist alles unter Kontrolle.
Was ist dein Must-Have-Produkt/Gegenstand für einen Flug?
Das Produkt, was ich auf jeden Flug mitnehme, ist einen Schal. Den kann man eigentlich immer gebrauchen, weil es immer mal im Flugzeug ziehen kann und man dadurch natürlich auch schnell auskühlt oder sogar krank werden kann.
Wie gefällt dir der Job als Flugbegleiterin?
Ich liebe es wirklich sehr, als Flugbegleiterin zu arbeiten. Leider hatte ich jetzt zwei Knieoperationen, wodurch ich in den nächsten Jahren wahrscheinlich aufhören muss. Der Job erfordert nämlich viel Stehen und Laufen und langfristig wird das nicht mehr möglich sein. Da habe ich definitiv ein tränendes Auge, weil es mir wirklich sehr viel Spaß macht.
Ist es für dich ein Traumjob?
Ich würde sagen, es war ein Traumjob. Klar gibt es immer noch die vielen schönen Seiten des Berufs, die ihn attraktiv machen, aber durch die heutigen Bedingungen wird er immer weniger zu einem Traumjob. Heute ist der Arbeitsplan strenger getaktet, wohingegen wir früher mehr freie Tage hatten. Außerdem darf man nun mal nicht vergessen: Es ist ein Knochenjob! Ein anderer Punkt ist mittlerweile die Bezahlung bzw. die Tarife. Früher waren die Tarife deutlich besser. Es geht nach dem Motto: Mehr Arbeit für weniger Geld. Heute wird leider viel auf die Kosteneinsparung gesetzt. Besonders jetzt nach der Coronazeit merkt man die Einsparungen weiterhin sehr. Damals wurde ein*e Flugbegleiter*in weniger auf einen Flug eingesetzt, weil zu dem Zeitpunkt weniger geflogen wurde. Jetzt wird wieder normal viel geflogen, aber die zusätzliche Person fehlt. Deswegen sage ich, dass, gerade wenn man jung ist, der Job definitiv ein Traumjob sein kann, aber mit den aktuellen Sparmaßnahmen und den damit einhergehenden Bedingungen, die Attraktivität sicherlich immer geringer wird.
Vielen Dank für die spannenden Informationen und dass du uns einen Einblick in den Beruf einer Flugbegleiterin gegeben hast!
Der Job eine*r Flugbegleiter*in erfordert Engagement, Professionalität und Hingabe. Es ist eine Berufung, die nicht nur einen faszinierenden Lebensstil bietet, sondern auch eine hohe Verantwortung mit sich bringt. Außerdem vergessen viele die Herausforderungen, die mit dem Beruf einhergehen. Doch für all diejenigen, die den Himmel als ihre Leidenschaft betrachten und den Wunsch haben, die Welt zu bereisen, kann der Beruf der Flugbegleiter*in ein erfüllender Weg sein, um die eigenen Träume wahr werden zu lassen.
Von Julia Lechler