Stell dir vor, von einem Tag auf den anderen ändert sich alles. Durch ein neues Regime verändert sich dein Leben komplett. Frauen werden unterdrückt, Gewalt steht an der Tagesordnung und deine eigenen Interessen interessieren niemanden. Es gibt kein Entkommen, du musst dem Staat gehorchen oder sterben. Diese düstere Zukunftsvorstellung wird von den Machern der Dramaserie “The Handmaid‘s Tale – Der Report der Magd” zum Leben erweckt.
Amerika. Wir befinden uns in der Zukunft, in einer Gesellschaft, die von Umweltzerstörung und atomaren Katastrophen heimgesucht wurde. Aus den Trümmern dieser zerstörten Gesellschaft hat sich ein totalitärer, christlich-fundamentalistischer Staat namens Gilead gebildet, um die Ordnung wiederherzustellen. In dem neu geschaffenen hierarchischen System werden soziale Klassen organisiert und machtbesessene Führer und das Militär stehen über Allem. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist Vergangenheit und die Unterjochung der Frauen wird wohl durch die Mägde am Deutlichsten gemacht. Durch Geschlechtskrankheiten die größtenteils zu Unfruchtbarkeit geführt haben, ist die Fortpflanzung der menschlichen Rasse gefährdet. Frauen, die noch fruchtbar sind, werden als Heilige gesehen und gehen in den Besitz des Regimes und somit in den Besitz einzelner mächtiger Männer über. Sie werden von Ehepaar zu Ehepaar geschickt, bekommen dort immer den Namen des Mannes und müssen sein Kind austragen. Dieses distopische Weltbild ist die Grundlage für „The Handmaid’s-Tale – Der Report der Magd“. Die Dramaserie basiert auf dem gleichnamigen Buch von Margaret Atwood.
Zu Beginn ist die Serie sehr verwirrend, da der Zuschauer erst langsam von Folge zu Folge über die Hintergründe aufgeklärt wird. Wenn man sich also nicht zuvor etwas über die Handlung informiert hat, fällt es erstmal schwer den Durchblick über die Handlung zu gewinnen. Doch ungeduldige Zuschauer sollten sich von dem anfänglichen Durcheinander nicht abschrecken lassen. Es lohnt sich dran zu bleiben, denn nach und nach lassen sich die Zusammenhänge aufklären und die Serie entwickelt richtiges Suchtpotenzial.
The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd schneidet Themen an, wie Vergewaltigung, Sexuellen Missbrauch, Unterdrückung von Frauen, Wegnahme des eigenen Kindes und Leihmutterschaft. Aus diesen Gründen mag die Serie besonders für Frauen noch eine Spür verstörender sein, als sie sowieso schon ist. Doch auch Themen wie die Schere zwischen Arm und Reich und die Unterdrückung des eigenen Willens werden behandelt.
Durch die langsame Erzählstruktur und die oftmals geringen Dialoge schafft es die Serie, die Emotionen der Charaktere in den Vordergrund zu stellen, wodurch man sich gut in ihre Gefühlswelten hineinfinden kann. Zudem lässt die ständige Weiterentwicklung der Figuren keine klaren Grenzen zwischen Gut und Böse erkennen und vermittelt so das Gefühl, dass eigentlich alle auf irgendeine Weise Opfer des Regimes sind. Dennoch fiebert man natürlich am meisten mit der Hauptdarstellerin June mit, welche von Elisabeth Moss, die unter anderem aus der Serie “Mad Men” bekannt ist, gespielt wird. Die schauspielerische Leistung von ihr und ihren Kollegen, wie Ann Dowd und Joseph Fiennes ist sehr gut. Sie schaffen es, das Publikum davon zu überzeugen, dass sie einer totalen Gehirnwäsche unterlegen sind und lassen uns an ihrer emotionalen Verwirrtheit teilhaben.
Auf den ersten Blick erscheint die Story von “The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd” total merkwürdig und unrealistisch. Man hat das Gefühl in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft gelandet zu sein, weil wir solche Gesellschaftsstrukturen eher aus den Geschichtsbüchern kennen. Ein solches Regime und Frauenbild ist doch total von Gestern, oder etwa nicht? Eigentlich trifft die Serie genau den Kern der Zeit. Auf der einen Seite ist die Emanzipation in vollem Gange und Frauen zeigen sich stark wie noch nie, aber auf der anderen Seite scheint die Unterdrückung immer noch akzeptiert zu werden, wie beispielsweise die aktuelle #metoo Debatte zeigt. Mit der Zeit beginnt man darüber nachzudenken, dass die Handlung gar nicht mal so weit hergeholt ist. Denn aus vergangenen Erlebnissen wissen wir alle, dass unter gewissen Umständen eine Gesellschaft komplett umgekrempelt werden kann und durch geänderte Machtstrukturen können sich schneller als gedacht menschliche Abgründe auftun. Gerade im Hinblick auf das aktuelle Weltgeschehen rund um Trump, Kim Jong-un, Erdogan, Putin und Co. spiegelt die Serie vielleicht auf distopische Weise die Ängste vieler Menschen wieder.
“The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd” behandelt also auf eine befremdliche Art und Weise aktuellere Themen, als gedacht. Nicht umsonst wurde die Serie mit 8 Emmys ausgezeichnet. Rundum ist diese Serie wirklich sehenswert und man kann auf die zweite Staffel gespannt sein.
Hier geht’s zum Trailer der ersten Staffel!
Nieke Weinast
Bildquelle: MGM Television, The Handmaid’s Tale intertitle, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons