Für Schüler und Lehrer hat sich in der Corona-Zeit viel verändert. Statt Frontalunterricht heißt es jetzt Homeschooling. Wir haben einige Schüler gefragt, wie sie mit der aktuellen Unterrichtsform zurecht kommen.
Wie sieht der Unterricht bei euch momentan aus?
Marie (3.Klasse): ” Zuerst stehe ich auf, dann frühstücke ich und putze mir die Zähne, Anschließens setze ich mich an meinen Schreibtisch und erledige meine Aufgaben. Falls ich etwas nicht verstehe, hilft mir meine Mama.”
Leonard (5.Klasse, Name geändert): “Am Anfang der Woche bekommen wir einen Plan mit Aufgaben. Den gehe ich dann mit meiner älteren Schwester durch, damit ich verstehe, was zu tun ist. Dann versuche ich an jedem Tag ein Fach abzuarbeiten.”
Eva (9.Klasse): “Wir haben eine Mischung aus Online-Teaching und wöchentlichen Aufgaben. Beim Online-Teaching können wir mit dem Lehrer über Microsoft Teams sprechen und Fragen stellen. Gleichzeitig bekommen wir wöchentlich Aufgaben, die wir erledigen müssen.”
Annalena (Name geändert, Abi 2020): “Momentan stecke ich in den Abiturvorbereitungen. In die Schule darf ich aber nicht, da ich Heuschnupfen habe und alle Schüler mit voller Nase nicht den Klassenraum betreten dürfen. Es gibt Aufgaben, die wir machen können, aber wirklich kontrolliert wird das nicht.”
Wie kommt ihr damit zurecht?
Leonard: “Es geht. Fächer die mir keinen Spaß machen schiebe ich auf. Manchmal brauche ich Hilfe, da ich einige neue Sachen nicht verstehe.”
Eva: “Also für mich ist es anstrengend von montags bis freitags sechs Stunden lang am Laptop zu sitzen. Wirkliche Probleme mit den technischen Programmen wie Microsoft Teams oder Office 365 habe ich aber nicht.”
Annalena: ” Gegenüber den anderen Abi-Jahrgängen sind wir schon im Nachteil, da wir uns quasi alleine auf unsere Prüfungen vorbereiten müssen. Wir hatten so lange keine Schule und jetzt sollen wir plötzlich Abitur schreiben. Die meisten aus meinem Jahrgang wollen es einfach nur hinter sich haben. Wirklich Lust hat keiner mehr.”
Kommen eure Lehrer damit zurecht?
Leonard: “Ich glaube für unsere Lehrer ist das relativ entspannt. Sie machen sich da wirklich keinen Stress. So muss ich nur bei manchen Lehrern die bearbeiten Aufgaben zurückschicken. Den Anderen ist das egal.”
Eva: “Die älteren haben noch viele Probleme beim Arbeiten mit den Online-Programmen. Meistens helfen wir Schüler dann. Der Unterricht dauert zwar dann länger, aber ich kann verstehen, dass die älteren Lehrkräfte mit der Situation überfordert sind.”
Annalena: “Unsere Lehrer sind unzufrieden und verstehen gar nicht, warum wir Abi schreiben müssen. Sie sind auch wie wir für ein Durchschnittsabitur, weil damit allen geholfen wäre.”
Was vermisst ihr am regulären Unterricht am meisten?
Marie: “Ich vermisse meine Freunde, die Pause und auch meine Lehrerin. Sogar das Malspiel, das wir morgens immer gemacht haben, fehlt mir.”
Leonard: “Die Schule vermisse ich gar nicht. Nur das Fach Sport fehlt mir, da es mir am meisten Spaß macht. Meine Freunde fehlen mir natürlich auch.
Eva: “Am meisten vermisse ich meine Schulfreunde, mit denen ich dann im Unterricht quatschen oder den Lehrer nerven kann. Aber auch der persönliche Kontakt und das Gespräch mit einem Lehrer fehlen mir.”
Annalena: “Ich vermisse vor allem meine Freunde, da wir jetzt normalerweise viel Zeit miteinander verbringe würden. Außerdem fehlt mir die Unterstützung bei den Abi-Vorbereitungen.”
Müsst ihr momentan mehr machen, als wenn ihr normal den Unterricht besuchen würdet?
Marie: “Ich arbeite so zwei Stunden für die Schule, da ich manche Aufgaben nicht verstehe. Vorher habe ich so 15 oder 20 Minuten für meine Hausaufgaben gebraucht.”
Leonard: “Ne, gar nicht. Ich habe viel mehr Freizeit.”
Annalena: “Ich weiß nicht genau, ob wir mehr machen müssen. Zumindest müssen wir mehr selbst erarbeiten.”
Hast du bevor Homeschooling Pflicht war auch Aufgaben bekommen oder etwas für die Schule gemacht?
Leonard: “Ich habe zuvor nur in einigen Fächern Aufgaben bekommen. Besonders Englisch-Vokabeln habe ich geübt. Jetzt ist es unsere Pflicht Aufgaben zu erledigen, deshalb mache ich die auch regelmäßiger.”
Eva: “Wir mussten schon vorher viel eigenständig arbeiten, da unsere Schule auf das Konzept des eigenverantwortlichen Lernens setzt. Dass wir wöchentliche Aufgaben bekommen, die in der Woche zu erledigen sind, war schon immer so.”
Annalena: “Nein, wir haben gar keine Aufgaben bekommen. Wir müssen uns komplett selbst vorbereiten. Es fehlt jegliche Anweisung.”
In welcher Form werdet ihr von der Schule unterstützt und wie sieht diese Unterstützung aus?
Marie: “Wir holen die Aufgaben aus der Schule ab. Dort liegen sie auf meinem Platz. Außerdem habe ich meiner Lehrerin schon eine Karte geschrieben, auf die sie mir antwortete.”
Leonard: “Wir können unseren Lehrern Mails schreiben, wenn wir Fragen haben. Außerdem sind wir jeden Montag im Rocketchat verabredet um Unklarheiten zu beseitigen.
Eva: “Ich kann von Glück reden, dass ich an einem Gymnasium bin, welches einen finanziell sehr gut aufgestellten Förderverein hat. Unsere Schule hat jedem Schüler kostenlos Office 365 zur Verfügung gestellt und auch Microsoft Teams für jeden eingerichtet. Generell ist das Engagement des Fördervereins und der Eltern hier sehr hoch.”
Annalena: “Die Unterstützung reicht einfach nicht aus. Uns fehlt einfach jegliche Motivation und Hilfe. Die Lehrer bemühen sich, aber wir können nicht alles aufholen, was uns fehlt.”
Info zu den Personen: Leonard und Annalena (Namen geändert) besuchen jeweils die 5.Klasse und den Abijahrgang 2020 der KGS-Brinkum-Stuhr. Marie besucht die 3.Klasse der Grundschule Fischerhude. Eva ist eine Neuntklässlerin des Homburgischen Gymnasiums Nümbrecht (NRW)
Text: Annika Hinke, Charlotte Mundt und Moritz Gammersbach