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Erster PLATT-Tag: Smachthappen zwischen Tradition und heute

28. Februar 2015

Der Startschuss ist gefallen, das 5. PLATTart-Festival hat begonnen. Die PLATTgold-Gala hat am ersten Festivaltag KünstlerInnen und Acts vorgestellt, die in den kommenden Tagen an verschiedenen Lokalitäten auftreten und zu sehen sind. Das Kleine Haus im Staatstheater in Oldenburg, Veranstaltungsort der Gala, war restlos ausverkauft.

Ein Mann, ein Bier und ein leerer Blick in die Zuschauermenge. Stille. Ein weiterer Mann betritt die Bühne und nun wird es laut. Er wettert gegen seine Frau, die ihn beim Shoppen zur Weißglut bringt. Die Männer haben genug vom Shoppen und richten sich ihr eigenes Gebiet im Männerhort ein. Mit Fernseher, Fußball, Pizza und Bier haben die Männer endlich ihre Ruhe. „Een Platz för de Keerls“ ist eine deftige Komödie, die während des Festivals in Wiesmoor besucht werden kann.

Nach diesem kleinen Anfangs-Smachthappen kommt Annie Heger auf die Bühne und begrüßt das begeisterte Publikum. Zusammen mit Werner Momsen hat Heger die BesucherInnen souverän mit erfrischend-norddeutschem Charme und vor allem plattem Humor durch den Abend geleitet.

 

Musikalische Momente

Für die „Meckeree för twischendörch“ sorgte der Meckerkring, ein plattdeutscher Beschwerdechor. Die 25 Chormitglieder haben Beschwerden aus dem Alltag gesammelt, vertextet und auf der Bühne der Gala für die ZuschauerInnen gesungen und performt. Da die Heimatsprache zum Fluchen, Schimpfen und Zetern am besten dafür geeignet ist, wird selbstverständlich auf Platt gemeckert. Die Lieder wurden mit abwechslungsreichen Performances kombiniert und sorgten so für eine kurzweilige und musikalische Abwechslung am Abend.

Für musikalische Momente war auch Gerrit Hoß verantwortlich, ein Singer/Songwriter aus Hamburg, der mit der Gitarre drei Songs präsentierte. Neben rockigen Sounds waren auch Balladentöne dabei – spätestens in diesem Moment wurde dem Publikum bewusst, dass Plattdeutsch en vogue und auch in zeitgenössischen Formaten überzeugen kann.

Auch Werner Momsen und Matthias Brodowy – oder „Zwei Nordlichter sprechen sich aus“ sorgten für Klavier- und Gesangstöne. Auch dieser Act begann mit Stille. Nichts sagen und nichts sagen zu wollen oder zu müssen gehört zur norddeutschen Mentalität, egal ob aus Hamburg oder gebürtig aus Hannover. Manchmal reicht auch ein einfaches „Och“, um große Themen wie die Weltwirtschaftskrise in Worte zu fassen. Neben vielen komödiantischen Momenten gab es während des Zwiegesprächs aber auch einige Momente, die zum Nachdenken anregten: Gedanken über das Plattdeutsche, das von den jungen Leuten immer weniger gesprochen werde. Obwohl die beiden aus unterschiedlichen Regionen kommen (Momsen zu Brodowy, der aus Hannover kommt: „Naja, Hannover gehört ja nun nicht direkt zu Norddeutschland…“) und verschiedene Plattvarianten sprechen, kommen sie doch auf einen gemeinsamen Nenner: „Nordlicht büst du, wenn du dich wie een Nordlicht fühlst.“

 

Norddeutsche Mentalität vs. neue Lebenswelten

Enge Hosen, kariertes Hemd, lockerer Dutt und zerknitterte Zettel in der Hand. Für poetische Momente sorgte Helge Albrecht, jüngster Autor für „Hör mal ‘n beten to“ und Kieler Kulturpreisträger.  In typischer Poetry-Manier performte er ein Gedicht, las eine Geschichte vor und präsentierte ein Wortspielrätsel, das mit ostfriesischen Namen spielte. Auch hier wieder die Frage: Wann soll das Plattdeutsche nochmal altmodisch geworden sein?

Neben Poetry, Comedy, Musik, Theater und Performance gab es außerdem einen Ausschnitt aus einem Film zu sehen, der von Roland Steiner gedreht wurde und während des Festivals im CineK in Oldenburg gezeigt wird .

Die Gala hat mit den kulturellen Smachthappen Lust auf die nächsten Tage gemacht. Das lag nicht zuletzt an Heger und Momsen, die den Spagat zwischen norddeutscher Tradition und aktuellen Lebenswelten mit spürbarer Leichtigkeit bewältigt haben. Hier war in den zweieinhalb Stunden nichts von einer aussterbenden Sprache zu spüren, nichts von einer veralteten Humorauffassung oder Engstirnigkeit gegenüber neuen Formen. Platt kann alles, was Hochdeutsch auch kann – dieser Grundsatz der VeranstalterInnen wurde während des gesamten Programms überzeugend dargestellt und mit tosendem Applaus des Publikums honoriert.

 

Franziska Riedel

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