Ballett und Popmusik in einer Show? Das geht gar nicht. Zwei Welten stoßen aufeinander. Doch wer seine Vorurteile überwindet und das finanzielle Risiko des Ticketkaufs eingeht, der hat gute Chancen, auf der Europatournee von „Rock the Ballet“ eines Besseren belehrt zu werden. Mit Hits von U2, Michael Jackson oder Justin Timberlake katapultieren die Tänzerinnen und Tänzer das klassische Ballett in die moderne Welt von Pop und Rock und begeistern mit einer einzigartigen, umwerfenden Crossover-Show. KROSSE wollte sich das nicht entgehen lassen und war bei der Aufführung im Bremer Musical Theater dabei.
Lediglich eine Leinwand, auf die in Großbuchstaben der Titel der Show projiziert wird, ziert die Bühne zu Showbeginn. Viel mehr Bühnenbild gibt es nicht und viel mehr – das sei vorausgenommen – sollte es auch nicht werden. Doch schnell wird deutlich warum: Der Fokus des Zuschauers soll auf dem Tanz liegen und der alleine drückt mehr aus, als ein Bühnenbild es tun könnte. Blitzartig stürmen fünf junge Männer auf die Bühne. Zu dem pulsierenden Beat von Kayne Wests „Stronger“ drehen sie ihre ersten Pirouetten. In ihren farbigen Poloshirts sehen sie eher aus wie Schwiegermutters Lieblinge, als dass sie dem Namen ihrer Dance Company „Bad Boys of Dance“ gerecht werden. Doch das wird sich in den kommenden eineinhalb Stunden noch ändern…
Stimmungsmacher und große Gefühle
„Das dauert gar nicht lange, dann kommt hier richtig Stimmung auf“, verrät ein Mann im Flüsterton seiner Sitznachbarin. Offensichtlich ist er nicht das erste Mal bei „Rock the Ballet“. Und er behält Recht: Wenige Minuten später hat das Ensemble, das mittlerweile durch einen weiteren Tänzer und eine in strahlendem Gelb gekleidete Tänzerin komplettiert wurde, das Publikum bereits fest im Griff. Die Menschen klatschen und singen mit, der ein oder andere Zuschauer wackelt in seinem Sitz hin und her, als würde er jede Sekunde aufspringen wollen, um mitzutanzen. Auch die Leinwand, auf der nun farbenfrohe Bilder geometrischer Figuren zu sehen sind, überzeugt in ihrer Schlichtheit und Funktion als einziges Bühnenbild. Kombiniert mit bunten Lichteffekten untermalt sie die fröhliche Stimmung, die Musik und Tanz ausdrücken und trägt damit ihren Teil zu einer einzigartigen Atmosphäre bei. Doch auf den lebendigen Auftakt folgt eine tragische Liebesgeschichte. Zu den Klängen von Coldplays „The Scientist“ und einer perfekten Übereinstimmung von leidenschaftlichem Tanz, Musik und Emotion erleben die Zuschauer die schmerzhafte Seite der Liebe. Aber ohne Happy End soll das Publikum nicht in die Pause entlassen werden und so scheinen zu „Don’t stop believing“ von Journey alle Probleme wieder vergessen.
Die Entstehung dieser außergewöhnlichen Show
Im Jahr 2007 gründete Rasta Thomas die Dance Company „Bad Boys of Dance“ und legte damit den Grundstein für „Rock the Ballet“. Als Tänzer feierte der gebürtige Amerikaner bereits selbst zahlreiche Erfolge auf internationaler Ebene, doch das alleine reichte ihm nicht. „Ich wollte etwas Neues zeigen, und das sollte frisch, sexy und unterhaltsam sein“, schreibt er im Interview auf der Homepage seiner Tanzshow. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Adrienne Canterna, die selbst Tänzerin ist, kreierte er eine Show, in deren Mittelpunkt seine Dance Company und eine weibliche Solistin der Company „Pretty Girls of Dance“ stehen. Er entwickelte einen Tanzstil, der klassisches Ballett mit Hip Hop, Jazz sowie zeitgenössischem Tanz kombiniert und zusätzlich mit Kampfsport-Elementen garniert. „Wir nennen es Pop-Ballett“, erklärt Thomas. Im Jahr 2008 feierte „Rock the Ballet“ Premiere und setzte damit den Anfang einer Erfolgsserie.
Fast 500.000 Menschen konnte „Rock the Ballet“ mit seinem Genregrenzen überschreitendem Konzept weltweit begeistern. Doch das Erfolgsrezept ist nicht allein die einzigartige Mischung aus technischer Perfektion, Leidenschaft und purer Energie – die Show lebt auch von der Optik und dem Charme der Tänzer. Sie sind eine echte Augenweide, ein Hingucker. Und das unterstreichen sie bewusst, als sie in der zweiten Hälfte der Show ihrem Namen „Bad Boys of Dance“ alle Ehre machen und zu bekannten Songs wie „Stayin alive“ von den BeeGees und „We are the champions“ von Queen ihre Hüllen fallen lassen. Da kann sich Frau selbst nach solistischen Beiträgen aller Tänzer kaum entscheiden, wer ihr am besten gefällt. Ein Glück also, dass sie das gar nicht tun muss – zum Ende stehen doch alle wieder gemeinsam auf der Bühne und verabschieden sich mit dem LMFAO Partyhit „I’m sexy and I know it“ vom Publikum.
Noch bis Mitte August ist das Ensemble in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit ihrem aktuellen Programm zu sehen. In Frankreich startet Ende März bereits „Rock the Ballet 2“ und wer weiß – vielleicht wird auch diese Show bald in Bremen zu Gast sein.
Tickets und alle Infos zur Show findet ihr hier!
Sina-Mareike Schulte