Die Fortsetzung der Erfolgsserie Gilmore Girls wurde von den meisten Fans voller Vorfreude erwartet. Doch als am 25. November 2016 endlich die neuen Folgen auf Netflix veröffentlicht wurden, dauerte es nicht lange, bis die ersten Kritiken durch das Netz wirbelten. Eine Krosse Redakteurin hat sich die achte Staffel als Kenner aller bisherigen Staffeln natürlich ebenfalls gespannt angeschaut und ihre Meinung zu den Personen und Ereignissen der Fortsetzung zusammengefasst (Achtung, viele Spoiler!).
Eine Zusammenfassung der bisherigen Staffeln:
Die Serie Gilmore Girls spielt in der fiktiven Kleinstadt Stars Hollow. Am Rande der Stadt und trotzdem immer im Mittelpunkt des Geschehens lebt die junge Mutter Lorelai mit ihrer Tochter Rory (Alexis Bendel). Während sich Lorelai (Lauren Graham) durch ihre chaotische, spontane und temperamentvolle Art auszeichnet, ist Rory ordentlich, organisiert und vernünftig. Diese gegensätzlichen Charakterzüge scheinen die enge Beziehung der beiden jedoch eher zu stärken als zu schwächen, weshalb man sie in ihrem Alltag meistens nur im Doppelpack antrifft. Abgesehen von den zwei Hauptdarstellerinnen erobern aber auch die anderen Serienfiguren schnell das Herz der Zuschauer, seien es Rory’s strenge Großeltern Emily und Richard, ihre Freundinnen Paris und Lane oder der Besitzer ihres Stammcafés Luke.
In sieben Staffeln kann man mitverfolgen, wie aus dem strebsamen Schulmädchen Rory eine erfolgreiche Collegeabsolventin wird. Man sieht ihre erste Beziehung und Trennung genauso wie kurze Trotzphasen und Sinnkrisen, neue Lieben und Freundschaften. Auch Lorelai erlebt Höhen und Tiefen, sowohl in ihrem Liebes- und Berufsleben als auch in der Beziehung zu ihren Eltern, ihren Freunden und nicht zuletzt ihrer Tochter. In der letzten Folge stehen beide Frauen schließlich vor spannenden Neuanfängen: Rory zieht nach New York, um die PR des damaligen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama zu unterstützen und für Lorelai und Luke scheint endlich ein Happy End in Sicht.
Staffel Acht – ein neues Jahr
Die Fortsetzung der Serie teilt sich in vier Folgen, alle je in einer Spielfilmlänge von 130 Minuten und lässt uns ein weiteres Jahr der Gilmore Girls, aufgeteilt in Frühling, Sommer, Herbst und Winter, erleben.
10 Jahre sind vergangen. Die Schauspieler sind dieselben geblieben, einige sind erschreckend stark und andere erschreckend wenig gealtert. Doch es sind nicht die grauen Haare von Kirk oder die botoxgespritze Haut von Lorelai, die viele Zuschauer erschrecken, sondern vielmehr die plötzlich neuen Charakterzüge der Figuren.
Rorys Leben in der Fortsetzung
Besonders schockierend wirkt Rorys Entwicklung. Das liebe, verantwortungsbewusste Mädchen von nebenan hat plötzlich ohne jegliche Gewissensbisse eine Affäre mit dem verlobten Logan und führt zudem noch seit zwei Jahren eine Beziehung mit dem unscheinbaren Paul – einfach nur weil sie ständig vergisst Schluss zu machen. Und was ist aus ihren ambitionierten Berufsplänen geworden? Statt als erfolgreiche Journalistin durch die Welt zu reisen, zieht die mittlerweile 32-jährige Frau zurück zu Mama, lehnt vielversprechende Jobangebote ab und übernimmt erstmal unbezahlt die Redaktion für die winzige Lokalzeitung Stars Hollow Gazette, ehe sie sich schließlich aufrafft und beginnt ein Buch zu schreiben.
Lorelais Leben in der Fortsetzung
Lorelai erscheint ebenfalls nicht mehr ganz so sympathisch wie früher. Zwar haben sie und Luke (Scott Patterson) es endlich geschafft aus ihrer Freundschaft eine richtige Beziehung zu machen, aber das große Hochzeitsfest der beiden bekommen die Zuschauer trotzdem nicht zu sehen. Davor muss Lorelai nämlich erstmal noch eine kleine Wanderung zur Selbstfindung machen, auch wenn sich der Sinn dieses Handlungsstrangs irgendwie niemandem so richtig erschließt. Auch in ihrem Hotel gibt es ein paar Probleme, da Lorelais beste Freundin Sookie (Melissa McCarthy) sich entschieden hat, den Job als Köchin dort an den Nagel zu hängen und kein noch so ambitionierter Nachfolger Lorelai gut genug ist. Kein Wunder, dass bei ihrer unzufriedenen Einstellung auch der treue Kollege und Freund Michel überlegt, Reißaus zu nehmen.
Lanes und Paris‘ Leben in der Fortsetzung
Die Entwicklung der Nebendarsteller im Remake ist leider auch relativ enttäuschend. Rorys Kindheitsfreundin Lane (Keiko Agena) lebt noch immer in Stars Hollow und arbeitet anscheinend sogar wieder im Geschäft ihrer Mutter, gegen die sie doch früher so oft rebelliert hat. Im Gegensatz dazu ist Rorys Collegefreundin Paris (Liza Weil) zwar der berufliche Erfolg gelungen, aber allzu glücklich wirkt die chronisch gestresste junge Frau, die sich gerade von ihrem Noch-Ehemann Doyle scheiden lässt, leider trotzdem nicht.
Die guten Seiten der neuen Staffel
Glücklicherweise halten die vier Folgen trotz dieser großen Enttäuschungen auch einige schönen Momente bereit, da sich immerhin ein paar Figuren treu geblieben sind. Kirk versucht sich immer noch an der Ausübung ungewöhnlicher Berufe, Luke serviert den Gästen in seinem Café weiterhin mit Karohemd, Cap und mürrischer Miene das Essen und Großmutter Emily ist wie immer der heimliche Star der Serie. In ihrer Rolle als Witwe zeigt sie sich zwar überzeugend trauernd, aber dennoch voller Stärke, Biss und Klasse. So kommt es, dass diesmal nicht die Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Rory und Lorelai der Hauptgrund zum Anschalten ist, sondern vielmehr das Zusammenspiel von Lorelai und Emily. Außerdem eignet sich das Remake immerhin ausgezeichnet für eine lange Diskussion im Anschluss an den Serienabend, da spätestens die letzten vier Worte von Rory alle Fans mit einigen neuen Fragezeichen zurücklassen und Hoffnung auf eine neunte Staffel machen. Offiziell bestätigt ist zwar noch nichts, aber laut Netflix Programmchef Ted Sarandos ist eine mögliche Fortsetzung durchaus schon ein Gesprächsthema bei dem Streaming-Anbieter. Die meisten Fans würden sich darüber sicher sehr freuen – immerhin wäre das auch eine Chance, die unliebsamen Wendungen der achten Staffel wieder zu revidieren und den Gilmore Girls ein Stück ihres alten Glanzes zurückzugeben.
Trailer:
Isabella Weder