Letztes Wochenende fand zum ersten Mal das Elektrofestival Kreisen in Hamburg statt. Wie das neue Konzept des Kopf & Steine Teams, die unter anderem auch das MS Dockville veranstalten, gelaufen ist und mit welchen Hindernissen sie zurechtkommen mussten, erfahrt ihr hier.
Feiern in der Hafen City
Mit dem Schuppen 52 als Location hat das Kreisen 2017 ein außergewöhnliches Flair verliehen bekommen. Direkt an der Elbe und in der Hamburger Hafen City mit Blick auf die Skyline und die Elbphiharmonie bot sich eine wundervoll industrielle und atmosphärische Umgebung. Der alte Kaischuppen wurde mit unterschiedlichen künstlerischen Lichtinstallationen und zusätzlichem Nebel in neues Licht getaucht. Richtig zur Geltung kamen die Effekte allerdings erst mit zunehmender Dunkelheit. Die Halle wurde dabei in zwei Bereiche unterteilt. Die erste Hälfte – mit dem Eingangs- und Aufenthaltsbereich sowie der Garderobe – beinhaltete zum größten Teil die Lichtspiele und umfasste damit die künstlerische Seite.
Die Haupthalle – „Turbine“ getauft – wurde noch zusätzlich durch eine beleuchtete Kuppel hervorgehoben, sodass die DJs ideal in Szene gesetzt wurden. Die zweite Stage „Rotor“ war zwar wesentlich kleiner, hatte dafür aber mehr experimentellere Elektromusik zu bieten. Hier legten unter anderem Künstler wie Habibi Funk, JaJa und Jascha Hagen auf. Der Außenbereich sorgte für ein breites Angebot von Streetfood-Wagen, die von Sushi-Burritos bis Mac’n Cheese jeden Hunger stillen konnten.
Es konnte an beiden Abenden die Nacht zum Tag gemacht werden, bis 08:00 Uhr war die Tanzfläche geöffnet. In der Turbine bereiteten sich die Festivalbesucher auf Headliner wie Maceo Plex und Mind Against vor, die ihr Set ab ca. 04:00 Uhr spielten. Während man woanders noch geschlafen hat oder sich schon auf die Arbeit vorbereitete, wurde hier zu starken Bässen getanzt, die selbst die kleinsten Moleküle zum Beben brachten. Auf beiden Bühnen überzeugten die DJ’s, da es sich um sehr abwechslungsreiche Musik handelte und man sogar zu elektronischer Musik mit Klaviereinflüssen tanzen konnte.
Man lernt nie aus
Aller Anfang ist schwer. Ein neues Festivalformat zu konzipieren und umzusetzen, kann auch schwierig sein. So fehlten am Freitag noch einige Dinge, die zum Samstag größtenteils – dank konstruktiver Kritik via Facebook – verbessert und nachgerüstet wurden. In der Turbine fehlte ein gut sichtbarer Timetable und auch Trinkwasser wurde von vielen Gästen am ersten Abend vermisst. Samstagnacht hatte der Veranstalter dann aber selbst für mehr Sitzmöglichkeiten in der Halle gesorgt. Große Kritikpunkte waren neben überteuerten Preisen für Getränke ein fehlendes Rahmenprogramm der Veranstaltung und unfreundliches Security-Personal. Auch das Rauchverbot im Indoorbereich eckte an, welches allerdings aus Brandschutzgründen verhängt werden musste. Die Anfahrt am Freitag war nicht ganz unproblematisch, sofern man mit dem Auto anreiste. Das Hafengebiet besteht zum Großteil aus privatem Firmengelände, welches sich für Unwissende als Labyrinth herausstellte und man schon hier seine Kreise ziehen konnte. Konkrete Ausschilderungen folgten aber dann zum zweiten Festivaltag. Wollte man sich die Anfahrt erleichtern, konnte man problemlos mit der S-Bahn fahren und sich anschließend mittels Shuttlebus direkt ans Gelände chauffieren lassen. Genügend Fahrradständer gab es vor Ort.
Ausblick
Das Kreisen Team hat die gesamte Kritik unmittelbar aufgenommen und hat sie auch schon so gut wie möglich kurzfristig umsetzen können. Sie überzeugten mit einem abwechslungsreichen musikalischen Umfang, der für jeden Elektro Liebhaber, aber auch für interessierte Neueinsteiger durchaus ansprechend war. Das Rahmenprogramm ist sicher ausbaufähig, damit ein noch besseres Festival-Feeling geschaffen wird und wirklich jeder auf seine Kosten kommt.
Wir sind gespannt auf das nächste Jahr!
Weitere Impressionen zur Veranstaltung hier.
Text: Adam Winiarski und Celina Biebricher
Bilder: Adam Winiarski