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Julia Engelmann – Zwischen Liebhabern und Kritikern

24. Mai 2018

Julia Engelmann, eine Künstlerin bei der die Meinungen wohl gespaltener nicht sein könnten.
„Ich schreibe Gedichte und manchmal singe ich auch“, sagt sie über sich selbst. Vor ihrem Durchbruch begann die 25- jährige Bremerin ein Psychologiestudium an der Universität. Unsere Redakteurin hat sich mit Kritik und Lob an der Künstlerin auseinandergesetzt.

Julia Engelmann ist eine leidenschaftliche Poetry Slammerin. Ihr Gedicht „One day/reckoning song“ ist 2015 viral gegangen und sammelte tausende Klicks. Ein Gedicht darüber, dass man einfach seine Jugend genießen sollte, anstatt zu viel nachzudenken. „Denn eines Tages Baby, werden wir alt sein, baby, und von all den Geschichten erzählen, die wir hätten erzählen können.“ Von diesem Moment an schwappte eine Erfolgswelle über Julia. Sie schrieb drei Bücher, wird in etliche Talkshows eingeladen und füllt bei Ihren Deutschlandtouren die Hallen. Am 03. November 2017 ist auch ihr erstes Musikalbum Namens „Poesiealbum“ erschienen, auf dem sie selbstgeschriebene Gedichte und Songtexte mit Musik vertont hat. Das Album erreichte sofort den Platz 3 der deutschen Album-Charts. Dennoch wird sie beispielsweise von Jan Böhmermann als kuschelsockentragende und teeschlürfende Sängerin dargestellt, die mit einer rosaroten Brille durch die Welt rennt und alles schöner macht als es sei. Von Spiegel Online wird ihr „Poesiealbum“ als „Obi Deko-Das Musical“ beschrieben. Ist diese Kritik berechtigt? Sind Julia Engelmanns Texte wirklich so schlecht? Es muss doch auch Menschen geben, die vom Gegenteil überzeugt sind oder nicht? Ausverkaufte Hallen und steigende Albumverkäufe kommen schließlich nicht selbst.

Gespaltene Meinungen

Julia Engelmanns Anhänger sagen, dass sie ihre Texte liebten. Sie bedanken sich dafür und auch für das tolle „Poesiealbum“. Auf ihrem Konzert sagten einige sogar, dass Julias Texte sie zu glücklicheren Menschen gemacht habe. Ob Jung oder Alt, viele Leute sind begeistert von dem was Julia Engelmann macht. Bei ihren Auftritten schafft sie es alleine mit ihren Texten, die Stimmung eines ganzen Raumes zu bewegen, wie in der NDR-Talkshow aus dem Jahr 2014. Hier zeigten sich auch Prominente, wie Markus Lanz, sichtlich berührt.

Eindrücke von der Tour 2017

Ihre Texte berühren die Menschen also. Und das merkt man auch während ihrer Tour 2017. Unsere Reporterin war am Freitag den 24. November 2017 in Hannover bei der mittlerweile dritten Tour („Jetzt Baby“) dabei, um sich ein Bild vom Phänomen „Julia Engelmann“ und ihren Fans zu machen. Bei spaßigen Hits klatscht das Publikum begeistert mit und bei nachdenklichen Gedichten wirkt die Menge ruhig. Ein bunter Abend mit viel Konfetti, welches nach jeder Nummer in die Luft geworfen wurde. Ihr Bühnenbild bestand aus einem Sternenhimmel und einer aus Pappe gebastelten Stadtlandschaft mit zwei Menschen, die händchenhaltend auf einem Hochhaus stehen und in den Sternenhimmel schauen. Zwischendurch versucht Julia immer wieder durch kleine Geschichten oder Fragen das Publikum mit einzubeziehen. Es ist kein Konzert wie bei einer Rockband, das Publikum grölt nicht ihren Namen oder klatscht bis zum Umfallen, aber sichtlich gefällt den Zuschauern das Gefühl, was Julia Engelmann zu vermitteln versucht. Die Poetin erzählte Anekdoten aus Ihrem Leben, sagte Gedichte auf und sang ab und zu ein Lied, dabei wurde sie von zwei Musikern begleitet, sonst stand sie allein auf der Bühne. Sie wirkt selbstbewusst, aber nicht 100% souverän, denn sie zeigt auch, dass sie nervös ist. Man merkte ihr an, dass sie liebt was sie tut und dass ihre Texte ehrlich sind und von Herzen kommen. Sie gab sich alle Mühe das Publikum zu begeistern und das schaffte sie auch. Vielleicht gerade, weil sie sich so sehr öffnet. Auch nach der Show nahm sich Julia Zeit, um noch mit den Fans zu quatschen und Fotos zu machen. Unter den Besuchern ihrer Show waren alle Altersklassen vertreten. Jung und Alt, viele Töchter mit Müttern, Freundinnen, ältere Damen aber auch einige Männer.

Top oder Flop?

Julia Engelmann gibt offen zu, dass sie Ecken und Kanten hat und nicht perfekt ist.
Ihre Art macht sie nicht unnahbar, viele Leute, vor allem junge Mädchen können sich mit ihr identifizieren. Sie ist das nette Mädchen von nebenan. Vielleicht ist auch grade das ihr Erfolgsrezept. Mit Ihren Texten spricht sie aus, was sie als junger Mensch fühlt. Sie schreibt über Liebe, Familie und die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens. Sie singt genau das, was junge Menschen, die sich gerade in der „Quaterlife Crisis“ befinden, hören wollen. Nämlich, dass es okay ist nicht zu wissen, was man machen möchte oder wer man sein will, weil jetzt erst die Zeit ist um dies herauszufinden. Julia Engelmann begeistert viele Menschen und stahlt Optimismus aus, der ansteckend ist. Sie bietet ein gutes Identifikationspotential für ihre Fans. Die Texte sind mal leicht und umgarnen die Welt mit all ihren schönen Seiten. Mal sind sie aber auch schwerer und regen zum Nachdenken an. Vielleicht sind ihre Texte nicht gerade politisch oder sprechen schwerwiegende gesellschaftliche Probleme an, doch sie behandelt genau die leichten Probleme, über die es sich auch mal lohnt nachzudenken.

Ihr „Poesiealbum“ trifft auf gespaltene Meinungen. Nicht jeder kann und will sich in Julia Engelmanns „Rosarote Brillen-Stimmung“ versetzen. Und das muss auch nicht jeder können. Geschmäcker sind verschieden. Man kann zwar nicht bestreiten, dass der Kitsch-Faktor meist sehr hoch ist, doch übersetzt man manche englischen Songtexte ins Deutsche, kommt oft nichts anderes dabei rum. Deutlich wird: Julias Musik kommt nicht so gut an, wie ihre Gedichte. Es ist eine nette Ergänzung, aber sie sollte wohl mit dem weitermachen, was sie richtig gut kann. Und zwar Gedichte schreiben. Selbst Ihre Fans bitten sie während ihrer Show darum, nicht zu viel Musik zu machen und mehr Gedichte zu schreiben, das sei schließlich das, was sie als Künstlerin so besonders macht. Klar ist, dass Julia Engelmann mit ihren Texten keine Depressionen heilen kann. Doch anscheinend macht sie viele Menschen mit ihren Texten glücklich. Eine vierte Deutschlandtour beginnt im Sommer 2018 und im September 2018 erscheint auch ihr neues Buch „Keine Ahnung ob das Liebe ist“.

 

Nieke Weinast

Bildquelle: Thommy Mardo/ Semmel.de

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