Wenn man Stimmen hört oder seltsame Sinneswahrnehmungen spürt, sollte manch einer vielleicht zum Arzt gehen. Anders ist das in der neuen Netflix-Produktion der Wachowski Geschwister, die bereits mit der Matrix Trilogie bahnbrechendes im Science-Fiction Genre leisteten. „Sense8“ begleitet acht Menschen auf sechs Kontinenten, die durch einen Unfall plötzlich mental und emotional miteinander verbunden sind, ohne sich zu kennen. Da werden Stimmen im Kopf plötzlich real.
Die Story beginnt mit dem Selbstmord einer unbekannten Frau, die im weiteren Verlauf der Serie eine Schlüsselrolle einnimmt: Nur durch sie finden diese acht Menschen zueinander. Trotz der großen Entfernung sehen und spüren sich die Menschen und tauchen an den Orten der jeweils anderen auf. Diese geistige Verbindung unter den Protagonisten klingt erst einmal unheimlich – doch schnell bemerken die acht Menschen, dass ihre Verbundenheit enorme Vorteile bringt: Sie können ihr Wissen und ihre Fähigkeiten miteinander teilen. So gelingt es zum Beispiel dem Kenianer Capheus einen Bandenkampf zu überleben, indem die Koreanerin Sun kurzzeitig seinen Platz einnimmt und durch ihr Talent im Kickboxen die Angreifer ausschaltet. Neben diesen Miniplots versuchen Capheus und Sun mit den anderen „Sensates“, wie die acht Protagonisten bezeichnet werden, der ganzen Geschichte auf den Grund zu gehen. Als wäre das nicht schon abgespaced genug, werden die „Sensates“ von einer mysteriösen Organisation verfolgt, die Gehirnexperimente an ihnen durchführen und dazu noch alle umbringen will.
Mit „Sense8“ einmal um die Welt
Man könnte jetzt denken: Diese Serie besteht nur aus Highlights. Jedoch braucht sie ganze 12 Folgen, um die Handlung überhaupt aufzubauen. So treffen die Charaktere erst am Ende der Staffel zum ersten Mal alle aufeinander – die Serie schaut sich damit fast wie ein Film. Ein langer Film. Trotzdem überzeugt die sie durch ihre interessante und vielfältige Besetzung, außergewöhnliche Perspektiven und ihre Bildgewalt. Anstatt auf Green Screens setzten die Regisseure auf reale Drehorte in Deutschland, Island, Korea, Kenia, Mexiko, Indien und den USA. Sex und Gewalt sind in der Netflix Serie ebenso präsent wie gesellschaftskritische Themen, wie zum Beispiel Genderidentität.
Wer sich für das Thema interessiert und sich auf tief verstrickte Handlungsstränge einlassen will, sieht eine spannende, tiefgehende und szenisch gut gemachte Serie. Wem die Serie gefällt, kann sich schon auf Ende Dezember diesen Jahres freuen: Da startet die zweite Staffel von „Sense8“.
Lina Weimann