Bereits zum 21. Mal fand das Hurricane Festival in Scheeßel statt. Wieso unser Redakteur bereits zum siebten Mal in Folge das Festival besucht, man sich auf keinen Fall langweilen wird und wieso es sich auf jeden Fall lohnt, fünf Tage auf der Wiese zu verbringen, verrät er euch hier.
Donnerstag
Wieder einmal stellt sich die Frage der Anreise. Quetscht man sich in den überfüllten Zug der Metronom Eisenbahngesellschaft und kämpft gegen das Verlangen an, trotz Alkoholverbot das erste Dosenbier aufzumachen, oder fährt man im klimatisierten Auto in einem X-Klilometer langen Stau rein und stößt dort zum ersten Mal an? Alles hat seine Vor- und Nachteile. Glücklicherweise war das Zugticket im Preis wieder inbegriffen, sodass diese Kosten erspart geblieben sind. Auch der Verkehr wurde gut geregelt – Pech nur, wenn man an den allerletzten Parkplatz am Ortsende gelotst wird.
Hatte man es dann nach organisatorischen Problemen mit den Einlasskontrollen geschafft, auf das Campinggelände zu kommen und sein Zelt aufzustellen, durfte man endlich sein warmes Bier gemütlich im Campingstuhl schlürfen und gemeinsam entspannen. Ist man nicht der Typ Mensch, der schon die ersten Stunden des Festivals bis in die Nacht nur im Camp verbringt und sich die Zeit mit Trinkspielen, wie „Flunkyball“ oder dem allseits beliebten „Trichtern“ vertreibt, wurde auch dieses Jahr wieder ein Warm-Up auf der White Stage des Festivalgeländes angeboten. Hier traten bereits namhafte Künstler wie „Montreal“ und „Moop Mama“ auf.
Freitag bis Sonntag
Endlich wurde das Hurricane Festival offiziell eröffnet und man konnte sich erneut auf Stammgäste des Festivals wie „Danko Jones“ und „Flogging Molly“ freuen. Die Musikauswahl wird immer größer und schon länger ist klar, dass das Hurricane Festival kein klassisches Rock-Festival mehr ist, sondern nun auch immer stärker die Rap- und Hip-Hop-Szene anspricht. Auf Acts wie „Die Orsons“, „SDP“ und „Digitalism“ warteten Fans genauso in Massen wie auf den ersten Headliner des Festivals – „Green Day“. Die drei Jungs überzeugten mit einer zweieinhalbstündigen Bühnenperformance und sorgten für einen optimalen Einstieg.
Hat man gerade keine Lust auf Musik oder es spielte zur Zeit nichts Ansprechendes, konnte man wieder zwischen unzähligen Streetfood-Angeboten und Durstlöschern entscheiden und seine letzten Euros ausgeben, wenn man das nicht ohnehin schon im „Penny – SUPER! Der Markt“ getan hat. Aber auch das Attraktionsangebot wird ständig erweitert. Angefangen mit einem Bungeesprung kann man sich nun auch zwischen Riesenrutschen und Riesenrädern entscheiden.
Der Hurricane Samstag hatte selbstverständlich ein ebenso gutes Line-Up zu bieten, wie der Tag davor. Auch hier wartete man gespannt auf Bands wie „Royal Blood“, „Lorde“ und natürlich „Linkin Park“. Obwohl das neuste Album der Band bei den Fans nicht ganz so gut ankam, konnte man sich dennoch auf die Klassiker freuen, die jeder mitgröhlen kann.
Lohnt sich schlafen überhaupt?
Nein, natürlich nicht! Jeden Tag hatte man die Möglichkeit, bis 3:30 Uhr bei der Open-Air Disko „Motorbooty“ abzuzappeln oder bis 05:00 Uhr am Samstag auf der White Stage Bassdröhnen zu genießen. Spätestens dann lohnt es sich wieder den Grill anzumachen und zu versuchen, das Bier irgendwie zu kühlen.
Jeder kann natürlich selbst entscheiden, ob er den Sonntag ausgeschlafen und erholt mit „Bilderbuch“, „Die Antwoord“, „Wolfmother“ und „ALT-J“ verbringt oder erst verkatert zum letzten Headliner diesen Jahres, „Casper“, torkelt. Der Rapper überzeugte zum Abschluss mit seinen neuen Songs, wie „Sirene“ und „Keine Angst“, und sorgte für einen kräftigen Abschluss des Festivals.
Der Hurricane hat gewütet
Hat man es tatsächlich bis Montag überlebt und ist nachts nicht im Schlafsack erfroren oder musste zeitweise im Sani-Zelt campieren, wird einem am Montagmorgen vor der Heimfahrt erst bewusst, dass es leider schon wieder vorbei ist. Man schaut sich um und sieht katastrophenähnliche Szenen. Pavillons sind zerstört, teure Quechua-Zelte werden einfach dort gelassen und schweben langsam vom Wind getragen über das Gelände und Paletten an Bier liegen auf den Wegen. Dennoch ist das Hurricane Festival, für mich persönlich, erneut ein kleiner Urlaub gewesen. Sollte man sich an diesem Wochenende gelangweilt haben, war man selbst Schuld. Man trifft auf die verschiedensten Menschen und die unterschiedlichsten Camps. Die einen hören den ganzen Tag Hörspiele, während die anderen drei Tage lang die „Cantina Band“ mitgesungen haben. Aber auch das Line-Up und die Attraktionen bieten genug Unterhaltung und Abwechslung, sodass jeder Geschmack getroffen wird.
Auch wenn Festivals wie das Hurricane jedes Jahr teurer werden, so sind sie ein gelungener Kurzurlaub für diejenigen, die mit lauter Musik in der Nacht, Dreck im Zelt und alkoholsierten Menschen klarkommen und sogar Spaß daran haben.
Adam Winiarski
Bilder: Max Hartmann photo / HB People