2012 haben sie als Schulband begonnen, zehn Jahre später stehen sie bei einem ausverkauften Konzert vor 1600 Menschen auf der Bühne: Die Geschichte von Hi! Spencer ist eine des Erfolgs. Krosse war auf dem Jubiläumskonzert dabei.
Enges Gedränge, Begeisterung und Vorfreude: Noch bevor die Band überhaupt die Bühne betrat, merkte man, dass dies kein normaler Konzertabend sein würde. Zum zehnjährigen Jubiläum waren die Fans gekommen, obwohl der Hyde Park Osnabrück, die Eventlocation, mitten in einem Gewerbegebiet am Rand der Stadt liegt. Das bisher größte Konzert in der Bandgeschichte von Hi! Spencer war restlos ausverkauft.
Doch bevor der Hauptact des Abends anfing zu spielen, waren gleich zwei Vorgruppen eingeladen, um die Zuschauer einzuheizen. Zunächst kam die Alex Mofa Gang auf die Bühne, die mit fetten Powerakkorden und starkem Punk-Rock das Konzert einläuteten. Der zweite Supportact dürfte vielen ein Begriff sein: Jupiter Jones, die vor allem mit ihrem Song Still vor einigen Jahren im Radio rauf und runter liefen. Sie sind auf der neuesten EP von Hi! Spencer als Featuregäste vertreten und ließen es sich so auch nicht nehmen, zum Geburtstag in Osnabrück vorbeizuschauen und zusammen mit den Fans ein Ständchen anzustimmen.
Angefangen als Schulband
Als sie dann schließlich die Bühne betraten, spielten die Geburtstagskinder zuerst Fotopapier, ein Lied aus ihrer neuen EP memori. Selbst beschreiben sie die neuen Songs, die im Frühling letzten Jahres released wurden, als Plattform für Selbstfindung, Freundschaft und Erinnerung. Perfekt also für das zehnjährige Bandjubiläum. Gegründet hat sich die Band, die aus Hagen bei Osnabrück stammt, noch während der Schulzeit. Doch auch wenn Schulbands oft ein frühzeitiges Ende finden, schafften es Jan Niermann, Malte Thiede, Janis Petersmann, Sven Bensmann und Niklas Unnerstall in den nächsten Jahren mehrere Alben und EPs zu veröffentlichen und zahlreiche Konzerte zu spielen.
Auch über viele Festivalbühnen führte der Weg von Hi! Spencer mit den Jahren – unter anderem mehrmals als Headliner auf dem Sommerfest in der Vorstraße. Die Band hat also schon viel zusammen erlebt, und auch Abiturienten sind sie schon lange nicht mehr: Den berüchtigten Club 27, der Musiker beschreibt, die im Alter von 27 gestorben sind, thematisieren sie ebenfalls auf der neuen EP. „Der ist jetzt aber zum Glück keine Gefahr mehr für uns“, witzelte Sänger und Frontmann Bensmann auf der Bühne.
Von Melancholie zu Moshpits
Während die Band mit der Zeit wuchs und viele neue Erfahrungen machte, blieb eines jedoch gleich: die Mischung verschiedener Genres in ihrer Musik. Für Pop ist sie zu rockig, für Punk oft zu leise und melancholisch – so richtig einordnen lassen sich die Alben und Lieder nicht. Dadurch wird es aber auch nicht langweilig, neben ruhigen Balladen, die nachdenklich stimmen, stehen Punk-Rock Songs, die zu Moshpits und Mitschreien einladen. Vor allem die Letzteren lösen auf den Konzerten der Band immer wieder Euphorie aus: Herr Schlüter, ein Song über einen spießigen Nachbarn, der textlich sicherlich eher auf der weniger melancholischen Seite einzuordnen ist, wird immer nur auf dem Jahresabschlusskonzert hervorgeholt.
Danksagungen und Spenden
Doch auch, wenn Hi! Spencer an diesem Abend berechtigterweise im Mittelpunkt standen, kamen auch andere nicht zu kurz: So ritt Bensmann singend auf einem riesigen aufblasbaren Flamingo durch die Menge, der im Nachhinein versteigert werden sollte, um die Einnahmen an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Nach zehn Jahren Bandgeschichte galt es außerdem, unzählige Danksagungen auszusprechen: Produzenten, Booker und andere Wegbereiter waren und sind schließlich wichtige Teile des Erfolgs. Zum Abschluss kam dann noch einmal Nicholas Müller, Sänger von Jupiter Jones, auf die Bühne, um den gemeinsamen Song So schön allein zu performen. Eigentlich ironisch: Denn das Jubiläumskonzert von Hi! Spencer hat wieder gezeigt, wie schön es doch ist, Musik gemeinsam zu genießen.
Von Marcel Foltmer