Für Mercedes-Benz ging der Werbespot zu weit: Adolf Hitler als Kind wird von einem Mercedes überfahren. Die Jury des Nachwuchspreises First Steps Award hingegen ist begeistert und zeichnet Jungregisseur Tobias Haase mit dem Titel des besten Werbefilms aus. Doch die Diskussionen um den Spot dürften auch nach der Auszeichnung weitergehen.
Ein Mercedes der E-Klasse fährt durch eine Landschaft, die sichtlich altmodischer aussieht als das Fahrzeug. Den holzschleifenden Handwerkern stockt der Atem. Ein bedrohliches Szenario baut sich auf. Was zunächst wie ein moderner Werbespot des Autoherstellers aussieht, entpuppt sich schnell als genialer – oder eben umstrittener – Einfall des Jungregisseurs Haase: Das Gefährt hält noch gerade vor zwei spielenden Mädchen, überfahrt dann aber einen Jungen, obwohl er auch dort hätte rechtzeitig halten können. „Adolf!“, ruft die entsetzte Mutter und findet ihr Kind leblos in Hakenkreuzform auf den Boden. Der Mercedes verlässt die österreichische Ortschaft Braunau. Es folgt der Werbeslogan von Mercedes: „Erkennt Gefahren, bevor sie entstehen.“
Mercedes-Benz weniger begeistert
Seit wenigen Wochen sorgt der kontroverse Werbespot von Tobias Haase für Furore. Nun konnte der Clip auch die Jury des Nachwuchsfilmpreises First Steps Award überzeugen: Der Absolvent der Filmakademie in Ludwigsburg erhielt am Montagabend bei einer Gala in Berlin den First Steps Award als bester Werbefilm und durfte sich zudem über einen Gewinn in Höhe von 10.000 Euro freuen.
Der Autohersteller Mercedes-Benz hingegen hatte sich schon vor der Auszeichnung von dem Werbespot distanziert. Der Spot sei unangemessen und ohne Einverständnis gedreht wurden. Die Macher des Werbefilms mussten deshalb klar verdeutlichen, dass es sich um einen „Fake-Werbespot“ handelt. Dabei hätte Mercedes sich wohl keine bessere Aufmerksamkeit wünschen können – allein bei Youtube wurde der Clip bereits 1.500.000 mal aufgerufen. Besonders kurios: Der Filmpreis wird unter anderem von Mercedes-Benz finanziert.
Nerv der Öffentlichkeit getroffen
Genial oder Kontrovers? In jedem Fall gelungen! Das meint auch die Jury und stärkt dem Nachwuchsregisseur den Rücken: „Solche Ideen-Verfechter braucht die Kreativbranche.“ Laut der Jury habe man noch nie so lange über die Vergabe der Auszeichnung debattiert. Die Diskussion im Netz dürfte allerdings auch nach dem Wettbewerb weitergehen. Und so hat Tobias Haase mit seinem Kurzfilm wohl das erreicht haben, wovon alle Großkonzerne träumen: Er hat den Nerv der Öffentlichkeit getroffen.
Der First Steps Award wird von der Deutschen Filmakademie veranstaltet und gehört mittlerweile zu den wichtigsten Preisen für Nachwuchsregisseure. Die Initiatoren waren 1999 die Produzenten Bernd Eichinger und Nico Hofmann. Neben Mercedes-Benz unterstützen auch ProSiebenSat1 und SpiegelTV die Auszeichnung.
Den Werbespot gibt es hier zu sehen.
Kevin Ehlers