Wie viel Herzblut und Zeit ist man bereit in ein Hobby zu investieren? Neben dem Beruf, der Ausbildung und der Familie bzw. Freunden ist es gar nicht so leicht, die richtige Balance zu finden. Vor allem nicht, wenn die persönlichen Zielsetzungen für den Sport doch ein wenig höher gesteckt sind.
KROSSE besuchte vor zwei Monaten die ersten Damen der Volleyballabteilung des TV Bremen-Walle 1875 bei einem Heimspiel und war erstaunt über die Ambitionen der einzelnen Spielerinnen, die über das normale Training hinaus reichen.
Es ist Samstag, der 12. Januar 2013, 13.30 Uhr. KROSSE befindet sich in einer Sporthalle in Bremen Walle. 12 junge Frauen in einheitlichen Trainingsanzügen bauen gut gelaunt alles für das Spiel auf. Nachdem Netz, Schiedsrichtertisch und Kuchenbuffet stehen, treffen sich die Frauen mit ihrem Trainer. Es wird kurz gesprochen und gelacht, bis alle die Hände in der Mitte zu einem Stern zusammentun. Alle zusammen rufen: „Was trinken wir gerne? HAVANA CLUB!“ Anschließend beginnen die Damen, sich aufzuwärmen – zunächst mit einem lockeren Lauf, dann in einem Kraftzirkel und zuletzt zu zweit am Ball. Inzwischen sind auch die zwei gegnerischen Mannschaften eingetroffen; die Damen des ATSV Scharmbeck Stotel beginnen ebenfalls dem Aufwärmtraining, während das Team des TV Eiche Horn Bremen 3 erst einmal das Schiedsgericht stellt.
Inzwischen ist es 14.45 Uhr. Das Schiedsgericht pfeift und fordert die Spielerinnen auf, ans Netz zu gehen. Das bedeutet, dass sich die beiden Mannschaften auf ihrer jeweiligen Spielfeldseite über die Angriffsposition „vier“ und anschließend über die „zwei“ Angriffsbälle ins gegnerische Feld schlagen. Mit kraftvollen Angriffen versuchen die Mannschaften, sich gegenseitig einzuschüchtern. Kurz vor dem eigentlichen Spielbeginn werden Aufschläge geübt. Inzwischen haben sich auch einige Fans in der Halle eingefunden, unter anderem die ersten Volleyball Herren des Vereines und der kleine Fanclub der Damen von 1875. Diese haben ihren Anhängern sogar eine eigene Trommel gekauft, damit sie ordentlich Krach machen können.
Die Mannschaften begrüßen sich und stellen sich auf. Es ist 15 Uhr, Spielbeginn, der erste Aufschlag folgt. In einem hart umkämpften Fünfsatzspiel geben die Damen des 1875 das erste Spiel in der Saison an den starken Gegner ATSV Scharmbeck Stotel ab. Nun haben sie 45 Minuten Zeit, neue Kräfte zu mobilisieren und die Niederlage erst einmal zu vergessen, um sich auf das folgende Spiel zu konzentrieren. Auch das zweite Spiel gegen TV Eiche Horn Bremen 3 wird ein Fünfsatzspiel, ebenso kräftezehrend wie das erste. Dieses nimmt aber einen glücklicheren Ausgang für die Damen des 1875.
Um 20.30 ist alles vorbei. Unfassbare 10 Sätze mussten die Damen durchhalten. Die Niederlage war unnötig, wird einstimmig befunden. Scheinbar nicht der beste Spieltag der Saison. Was kann dagegen getan werden? Ganz klar: mehr kämpfen, mehr trainieren, mehr reißen und versuchen, das Positive aus der Niederlage zu ziehen.
Die Damen bedanken sich bei den Fans und beginnen schnell, die Halle wieder herzurichten. Denn nach diesem langen Spieltag treffen sich die Frauen zu ihrer traditionellen Weihnachtsfeier im Januar. Diese außerhalb des Trainings stattfindenden Treffen, wie Geburtstage, gemeinsames Essen gehen beim Sponsor Hellas am Hulsberg oder auch Kohltouren gehören eben so dazu, wie das Training und die Spieltage selbst. Die privaten Treffen fördern den Teamgeist und sorgen dafür, dass letzten Endes eine geschlossene Mannschaft auf dem Spielfeld steht.
Für die Damen des TV Bremen-Walle ist der Sport also weitaus mehr als nur ein Hobby. Viele der Frauen schleppen den ganzen Tag eine Trainingstasche mit sich herum, um Abends direkt nach der Arbeit oder der Uni zum Training fahren zu können. Die Trainingsverpflichtung und Motivation, auch diese Saison wie im letzten Jahr erfolgreich eine Liga höher aufzusteigen, lässt viele der Damen zusätzlich zum Training noch weitere sportliche Aktivitäten in ihren Terminplaner quetschen. Sei es Joggen, Zumba oder der Gang ins Fitnessstudio – körperliche Fitness ist wichtig. Darüber hinaus bringen einige der Damen einen hohen organisatorischen Aufwand in ihrer Freizeit auf, um in E-mails alle Mannschaftsmitglieder über diverse Ereignisse zu informieren. Viele der jungen Frauen spielen seit mehr als 10 Jahren Volleyball und können sich ein Leben ohne diesen Sport gar nicht mehr vorstellen.
Wer Interesse hat, ist herzlich eingeladen beim nächsten Heimspiel zuzuschauen:
09.03.2012 Sporthalle am Hohweg 50 in 28219 Bremen, Spielbeginn 15 Uhr.
Weitere Informationen findet ihr hier.
Ann-Katharina Sponbiel