Auch bei der Bundestagswahl 2017 werden wieder zahlreiche Jugendliche zum ersten Mal ihr Kreuz auf den Stimmzetteln machen. Zu den sogenannten Erstwählern zählen dieses Jahr alle, die zwischen 1995 und 1999 geboren sind und davor noch nie bei einer bundesweiten Wahl an der Urne standen. Die Parteien kämpfen um die Stimmen der jungen Leute, doch wie wichtig ist es ihnen eigentlich wählen zu gehen? Die KROSSE-Redakteurinnen Luise und Sarah waren für euch unterwegs und haben fünf Erstwähler gefragt, wie sie zur Politik und der Wahl stehen.
Sarah (18, Hagen im Bremischen):
“Ich werde auf jeden Fall wählen gehen. Denn ich finde nur so kann man etwas ändern, wenn einem die derzeitige Politik nicht passt. Alle, die nur zuhause sitzen und sich dann beschweren verstehe ich nicht. Um mich angemessen zu informieren spreche ich mit Leuten aus meinem Umfeld oder schaue im Internet. Auch die per Post gesendeten Wahlprogramme gucke ich mir vorher an. Bei den Kreistagswahlen zum Beispiel hat eine Partei mir einen persönlich adressierten Brief geschrieben, in dem sie über ihr Programm aufgeklärt haben. Das fand ich ziemlich gut, so fühlt man sich auch in meinem Alter bei diesen wichtigen Themen irgendwie eingebunden.”
David (20, Hambergen):
“Die kommende Wahl ist für mich sehr wichtig. Ich bin selbst Parteimitglied bei den LINKEN Osterholz-Scharmbeck und engagiere mich dort aktiv. Da ich mit der momentanen, politischen Situation nicht zufrieden bin und denke, dass es auf jeden Fall besser geht. Jeder, der genau so denkt, sollte wählen gehen um mitbestimmen zu können. Die meisten haben die Einstellung: Oh meine Stimme zählt doch eh nicht. Aber genau diese Stimme ist vielleicht die Entscheidende.
Meine Informationen zur Wahl bekomme ich natürlich direkt durch meine Mitgliedschaft. Besonders entscheidend ist bei uns, dass alle, die in Osterholz mitmachen, noch sehr jung sind. Eine der Vorsitzenden im Kreisverband ist sogar erst 18. Das zeigt, dass auch wir Jugendlichen etwas bewegen wollen. Bei einer früheren Landtagswahl habe ich auch mal den Wahl-O-Maten benutzt, meiner Meinung nach sollte dieser aber nur dafür genutzt werden um Tendenzen herauszubekommen. Die wirkliche Entscheidung trifft man ganz allein, dazu sollte man auch auf mehr Informationsmaterial zurückgreifen.”
Ann-Christin (20, Bremen):
„Ich finde es einfach wichtig wählen zu gehen. Dass es das Wahlrecht in Deutschland gibt, müssen wir schon nutzen. In anderen Ländern ist es nicht frei. Dem gegenüber ein Zeichen zu setzen, finde ich wirklich sehr wichtig. Da bald die Bundestagswahl ansteht, bin ich ein wenig nervös, weil ich mich noch gar nicht so damit auseinandergesetzt habe. Ich versuche das nachzuholen und mich über die Parteien im Internet zu informieren. Bei Facebook und Co. habe ich schon die Nachrichten der Parteien abonniert, um die Infos zu bekommen. Ich ziehe es in Erwägung, den Wahl-O-Maten zu nutzen, weil er ein gutes System zum Einstieg ist, um zu gucken, welche Parteien welche Ansichten haben. Ich würde aber meine Meinung nicht vom Wahl-O-Maten abhängig machen.
Maria (21, Bremen):
„Dass die Bundestagswahl stattfindet, habe ich dank der ganzen „dezenten“ Wahlplakate mitbekommen. Ich gehe auf jeden Fall wählen, weil ich der Meinung bin, wenn man die Möglichkeit hat, sollte man diese auch nutzen. Außerdem habe ich Bock, weil ich noch nie gewählt habe. Ist schon was Besonderes…
Über die Parteien informiere ich mich über Nachrichten bei Facebook. Da gucke ich vor allem nach den „jungen Accounts“ der Parteien, wie zum Beispiel den Jusos der SPD. Meistens berichten die jungen Mitglieder für die jeweilige Partei. Oder ich gucke bei YouTube wo die Wahlprogramme erklärt werden. Das ist sonst zu zeitaufwändig, die ganzen Parteiprogramme einzeln durchzulesen. Ich versuche mich aber über alle zu informieren, weil ich sonst nicht so den Überblick habe. Man muss ja verschiedene Sichtweisen auf die Parteien entwickeln. Wenn man überzeugt ist von einer Partei, sollte man sich nicht vom Image blenden lassen. Die haben ja auch manchmal andere Ansichten, die man nicht unbedingt teilt. Vom Wahl-O-Maten habe ich noch nie gehört, ist aber eine gute Idee eigentlich.“
Sarah (21, Bremen):
„Ich weiß, dass die Bundestagswahl bevorsteht, schon sehr lange, da meine Schwiegermutter in Spe auch kandidiert. Ich werde auf jeden Fall wählen gehen, weil ich oft mit der derzeitigen Politik nicht zufrieden bin und das ist der einzige Weg da etwas anders zu machen. Keine Stimme ist eine Stimme für rechts, deswegen finde ich es immer schwierig, wenn man nicht wählen geht. Oft werden dadurch auch die, meiner Meinung nach, falschen Parteien gestärkt. Ich gehe wählen, weil es eben dazugehört in einer Demokratie: Es ist die Teilhabe, die uns ermöglicht wird und dann sollte man es auch wahrnehmen. Eine Woche vorher schaue ich im Internet, was ich denn so wählen kann dieses Jahr, das ist jetzt nicht so vorbildlich, aber ich fange dann erst damit an. Klar, es gibt ja so ein, zwei Parteien, wo man weiß: Ok, die machen das was man vielleicht selber cool findet. Sich dann aber nochmal einen breiten Überblick zu verschaffen, ist ja sehr sinnvoll. Ich spreche dann auch nochmal mit den Leuten die ich kenne, die ein bisschen was mit Politik zu tun haben. Den Wahl-O-Maten habe ich auch früher schon benutzt, habe ihn aber für nicht ausreichend empfunden. Da durch wenige falsche Antworten ein sehr falsches Ergebnis rauskommen kann und ich mich doch sehr weit von der NPD distanzieren möchte.“
Luise Karch und Sarah Joost
Bildquelle: pixabay.com