Am 29. November locken wieder viele Geschäfte und Online-Händler mit Rabatten und Werbegeschenken, um den Konsum schon vor dem Weihnachtsgeschäft ordentlich anzukurbeln. Für die einen ein Freudenfest, für die anderen ein schwarzer Tag.
Während heute, im Rahmen des vierten globalen Klimastreiks, wieder unzählige Menschen auf die Straße gehen, um für ein sinnvolles, gerechtes Klimapaket und eine sichere Zukunft zu demonstrieren, erwartet der Einzelhandel den Ansturm des Jahres.
Der Aktionstag hat seinen Ursprung in den USA. Dort findet er üblicherweise am Tag nach Thanksgiving statt und läutet den Beginn der Weihnachtseinkaufsaison ein. Für viele bietet das die Möglichkeit, alle Weihnachtsgeschenke bereits im November kostengünstig zu kaufen, oder sich selbst eine langersehnte Anschaffung zu erlauben. Mittlerweile haben sich die Sonderpreis-Aktionen schon auf mehrere Tage ausgeweitet und man kann vor allem im Elektronikhandel am Cyber-Monday der Kauflust freien Lauf lassen.
Mehr Schein als Sein
Dabei trügt der vorweihnachtliche Schein allerdings gerne, denn häufig sind die Rabatte gar nicht so groß wie man denkt oder unterscheiden sich überhaupt nicht vom herkömmlichen Preis. Der Einzelhandel scheut nämlich keine Tricks, um seinen Umsatz zu steigern. So wird ein Rabatt oftmals nicht auf den handelsüblichen Preis, sondern auf die „unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers“, kurz UVP, gegeben. Diese ist meist um einiges höher angesetzt.
Auch wenn ein Rabatt von beispielsweise 60% oder mehr noch so verlockend ist, spart man in Wahrheit oft nur 10-15% oder manchmal eben auch gar nichts. Trotzdem rennen Schnäppchenjäger*innen und Shoppingfreudige den Geschäften die Türen ein oder füllen ihren Online-Warenkorb als gäbe es kein Morgen. Laut der Black Friday GmbH wird auch dieses Jahr wieder allein in Deutschland mit einem Rekordumsatz in Höhe von 3 Milliarden Euro gerechnet. Eine erhebliche Steigerung zum Vorjahr. 2018 wurden schätzungsweise 2,4 Milliarden Euro nur am Black Friday selbst erwirtschaftet. Und das obwohl der Black Friday den Deutschen noch gar nicht so lange ein Begriff ist. Erst als Apple 2006 seine Rabattaktionen auch auf Deutschland ausweitete, gewann der Shoppingtag allmählich an Bekanntheit.
Schnäppchenjagd als Klimakiller?
Die durch die Rabattschlachten verursachte Konsumparty hat allerdings auch enorme Schattenseiten. Für jeden Artikel werden nicht nur wertvolle Ressourcen verbraucht, sondern auch Unmengen an Verpackungsmüll verursacht, der die Umwelt verschmutzt. Die oftmals sehr langen Transportwege, haben außerdem einen extrem hohen CO2-Ausstoß zur Folge, der das Klima belastet. Laut Greenpeace ist der ökologische Fußabdruck der Konsumkultur überwältigend.
Gegenwind zur Konsumeuphorie
Daher haben sich mittlerweile einige Gegenbewegungen zum Black Friday, dem zelebrierten Höhepunkt besagter Konsumkultur, gebildet: Greenpeace hat beispielsweise die „MAKE SOMETHING WEEK“ ins Leben gerufen, die dieses Jahr vom 29. November bis 8. Dezember stattfindet. Hier gilt das Motto: „Selbermachen statt neu kaufen“. Eine ganze Woche lang laden weltweit Näh- und Repaircafés, Upcycling-Workshops und Kleidertauschparties zum Mitmachen ein. Kaputte oder alte Sachen werden repariert, verschönert oder getauscht. Eine weitere bekannte Gegeninitiative ist der „Buy-Nothing-Day“, der 1992 von dem kanadischen Künstler Ted Dave und der alternativen Agentur Adbusters begründet wurde. Der „Buy-Nothing-Day“ ruft zu einem 24-stündigen Konsumverzicht und zum Überdenken des eigenen Konsumverhaltens und Lebensstils auf. Er findet in Amerika, wie der Black Friday, einen Tag nach Thanksgiving statt. In Deutschland wurde das Konzept unter dem Namen „Kauf-Nix-Tag“ von der kapitalismuskritischen Organisation Attac übernommen und auf den Samstag nach dem Black Friday gelegt.
Auch in den sozialen Netzwerken erntet der Schnäppchenmarathon viel Kritik. Unter Hashtags wie #blackfridaysforfuture oder #boycottblackfriday wird zum Verzichten und Umdenken aufgerufen. Ob die geschätzten Verkaufszahlen sich auch dieses Jahr wieder bewahrheiten oder ob der globale Klimastreik die Menschen dazu bewegt, inne zu halten und sich dem Kampf für das Klima anzuschließen, bleibt abzuwarten.
von Karolin Lammer