Bojack Horseman ist eine Serie über das Leben eines Fernsehstars aus den 1990ern, für den sich heutzutage keiner mehr so richtig interessiert. So weit, so normal. Nur: Bojack Horseman ist ein Pferd, seine Agentin, Princess Caroline, ist eine Katze und der Ehemann seines Flirts (Mensch) ist ein Hund. Diese anthropomorphe Welt, in der Mensch und Tier zusammenleben, ist seit Sommer 2014 auf Netflix zu sehen. Am 22. Juli startet dort die dritte Staffel von Raphael Bob-Waksbergs Sendung.
Der Star aus den 1990ern
„Horsin’ Around“ war einst eine der erfolgreichsten Serien im Fernsehen. Doch die Zeit der 1990er Jahre Sitcoms ist vorbei und damit auch der Ruhm für die Schauspieler.
you tell me, after all i practically raised most of you via national television #InThe90sIThought pic.twitter.com/PGq0AxWCmV
— BoJack Horseman (@BoJackHorseman) 10. Juni 2015
Am härtesten trifft es den ehemaligen Star der Serie, Bojack Horseman (Will Arnett). In seinem Anwesen in Hollywood trinkt und raucht Bojack, um in Erinnerungen zu schwelgen oder sich über die Medienbranche auszulassen. Mit dabei: Sein Mitbewohner Todd (Aaron Paul), der einmal auf einer Party zu Gast war und einfach da geblieben ist. Bojack akzeptiert Todd in seinem Haus trotz dessen Defizit an Reinlichkeit, da er es nicht aushalten würde, alleine zu sein. Als dann auch noch seine Freundin Princess Carolyn (Amy Sedaris) mit ihm Schluss macht, aber trotzdem seine Agentin bleibt, ist die Misere vollkommen. Einziger Lichtblick: Auf einer Party lernt Bojack Diane (Alison Brie) kennen. Sie wird Ghostwriter für seine Biographie, die ihn wieder auf die Landkarte Hollywoods bringen soll. Probleme dabei gibt es aber natürlich doch, da Diane die Freundin von Mr. Peanutbutter (Paul F. Tompkins) ist, dem „Frenemy“ von Bojack. Klingt verrückt? Ist es auch.
Rührend und lustig
Doch trotz dieser verworrenen Beziehungen und dem albern anmutenden Setting ist die Serie genauso lustig wie düster. Das Mediengeschäft wird pointiert skizziert in all seinen Zügen. Zum Beispiel ist es eine riesige News-Story als Beyoncé umknickt samt Live-Schalte vor Ort. Doch der Reporter beruhigt: “She is a survivor.” Darüber hinaus wird auch die USA parodiert und vor allem die konservative Seite des Landes aufs Korn genommen. Bojack gerät einmal in Kritik als er sagt, dass nicht jeder Soldat ein Held sei. Erzürnt ist speziell der Navy Seal Neal McBeal. Er ist natürlich eine Robbe. Bojack selbst charakterisiert einen ganz bestimmten Typ Schauspieler. Den verbrannten, depressiven Typ, ohne Halt im Leben und vollkommen abgehoben auf der emotionalen Ebene. Hin und wieder drängt sich der Vergleich mit Charlie Sheen auf, der ebenfalls ein gealterter Star ist und durch Alkoholexzesse in die Schlagzeilen geriet.
can’t tell whether i have a hangover or a concussion
— BoJack Horseman (@BoJackHorseman) 18. März 2016
Doch Bojack kriegt die Kurve. Er reißt sich zusammen und kümmert sich teilweise sogar mehr um andere als um sich selbst. Mal hilft er seiner ehemaligen Schauspieler-Kollegin aus dem Drogensumpf, mal besucht er seinen an Krebs erkrankten Mentor. Dabei sind die Erlebnisse von Bojack immer urkomisch und kurios. Dass der Großteil von Protagonisten Tiere sind, hilft dem ganzen sicher.
Immer am Puls der Zeit
Auch der aktuelle Bezug macht die Serie so sehenswert. Sie spielt zur heutigen Zeit und bindet Phänomene wie Twitter, Snapchat und Facebook spielend leicht mit ein. Unterstützend dazu agieren die Social Media Kanäle der Serie selbst. Dort war, während der langen Wartezeit auf die neue Staffel, jede Menge los und Bojack konnte so zu bestimmten Events Stellung nehmen. Bojack Horseman hat auch seine eigene Homepage. Die ist allerdings, wie er selbst, so ein bisschen in den 90ern hängen geblieben.
literally the only good thing to come from todd’s Pokemon Go obsession is that he took more than 20 steps today. pic.twitter.com/5vChnWz24w
— BoJack Horseman (@BoJackHorseman) 14. Juli 2016
Wer Serien über das Showbusiness mag, wird Bojack Horseman lieben. Dabei sollten sich auch Leute an die Serie trauen, die eigentlich nichts mit Zeichentrick anfangen können. Denn Bojack ist anders. Tiefgründig und zum Schreien komisch. Es ist eine der seltenen Serien, bei der man gerade nicht weiß, warum man weint, ob vor Rührung oder Freude.
Maximilian Kamp