Ursprünglich komme ich aus einer Großstadt – tut mir leid, meine lieben Bremer, aber diese schöne Stadt an der Weser gehört nicht dazu! – und da konsumiert man eh anders. Mehr Klamotten, mehr Party, mehr Drogen.
Als ich damals nach Bremen gezogen bin, hatte ich wenig Erwartungen an die Stadt. Zugegeben, ich habe mir vorgestellt, dass hier überall noch Alt-68er rumlaufen, alle bekifft sind und totally open-minded sind.
Die Stadt Bremen hat mich eines Besseren belehrt. Bremen ist meiner Erfahrung nach ziemlich konservativ. Zwar sind hier alle ein wenig mehr links, die Rate an Dreadlocks ist ziemlich hoch und man bechert in diesem kleinen Bundesland ziemlich gerne einen, aber was die Offenheit gegenüber den Mitbürgern angeht, bin ich ein wenig enttäuscht.
Jemand, so wie ich z.B., der/ die anders konsumiert als die Kommilitonen wird sofort in eine Schublade gesteckt, die zugemacht und selten wieder geöffnet wird. Ich esse gerne Fleisch. Ich gebe gerne viel Geld für schöne Dinge aus. Im Magazinkeller wird man mich eher weniger antreffen; dafür eher in der Sky Bar oder in der Lemon Lounge.
Und schwupps werde ich kategorisiert, abgestempelt und bin weg vom Fenster. Was meine Persönlichkeit eigentlich ausmacht, wird nicht wahrgenommen.
Daraufhin habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Woran liegt das? Was ist anders als in Hamburg, München, Berlin und Köln? Liegt es an der Stadt? An der Uni? An den Kommilitonen?
Also habe ich meine Freunde via Facebook gefragt: Wo geht man in München als Student hin? (Rubybar und Robinson Kuhlmann für Drinks, zum Abzappeln in den Kong Club und zum Essen geht man ins Attent Griechischer Salat). Was konsumiert man in Köln? (Pillen wie Nintendos und Partyflocks mit der Begründung, das Leben sei so schnelllebig und irgendwie müsse man ja Partyleben, Uni und Arbeit verbinden können). Wo kauft man in Berlin, der Haupstadt der deutschen Hipster, ein? (WOODWOOD, Acne, COS, Vintage. Bloß nicht zu mainstream!? Und alles mitnehmen, was unter die Finger kommt. Klauen als Hobby).
Auf die Frage „Was konsumierst du?“ hat ein Freund aus Hamburg „Koks“ geantwortet. Warum? „Weil ich es mir leisten kann!“
Im Allgemeinen aber ist der Konsum jeglicher Art, sei es Drogen, Klamotten, Freizeitgestaltung, in Großstädten irgendwie anders. Bewusster. Klarer. Zielgerichteter.
Was ich mit dieser Kolumne aussagen möchte? Keine Ahnung! Vielleicht, dass wir alle gar nicht so unterschiedlich sind. Vielleicht, dass man sich mal trauen sollte, einen Menschen erst einmal ein wenig besser kennenzulernen, bevor man urteilt. Vielleicht, dass wir alle einfach verkorkst sind.
Es grüßt jemand, der mit seinem Latein für heute am Ende ist.
Xx