Beautiful Sadness – Mit diesem Debütalbum konnte die Berliner Band Fil Bo Riva bei ihrem Auftritt im Bremer Modernes überzeugen. Dabei herrschte lange keine Klarheit, ob das Konzert überhaupt stattfinden würde.
Bis kurz vor Beginn mussten die Fans noch bangen, ob das Konzert von Fil Bo Riva im Modernes in Bremen stattfinden wird. Tags zuvor hatte der Senat entschieden Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmer*innen aufgrund des Corona-Virus bis zum 26. März abzusagen.
Da der Termin allerdings genau einen Tag vor dem festgelegten Zeitraum fiel, konnten die Fans am Mittwochnachmittag aufatmen und sich auf einen Abend im gut besuchten Modernes freuen.
Wer sind Fil Bo Riva?
Wer Fil Bo Riva noch nicht kennt, sollte das schleunigst ändern. Die junge Band aus Berlin wird häufig in einem Atemzug mit AnnenMayKantereit genannt, für die sie 2015 noch als Vorband spielte. Das liegt vor allem an der markanten Reibeisenstimme des italienisch-deutschen Frontmannes, Filippo Bonamici, die einen im ersten Moment an Henning May erinnert. Trotzdem kreiert die Band, mit ihrem 2019 neu erschienenem Album Beautiful Sadness einen ganz eigenen unverkennbaren Stil, aus einer Mischung von Blues und Electronic, Soul und Jazz sowie Folk und Indie-Rock.
Man merkt, dass Musik sie schon ihr Leben lang begleitet. Die Lieder sind anspruchsvoll und nehmen einen mit auf eine Reise der Gefühle. Verschiedene Einflüsse kommen vor allem durch das turbulente Leben von Namensgeber Filippo Bonamici, der Fil Bo Riva zunächst alleine gründete und dann seine Freunde mit ins Boot holte.
Geboren und größtenteils aufgewachsen in Rom bei einer deutschen Mutter und einem italienischen Vater kommt er schon früh mit Musik in Berührung und spielt in mehreren kleineren Bands. Als die Schulnoten anfangen darunter zu leiden, wird er auf ein Internat nach Irland geschickt, wo er besonders früh Idole wie die Arctic Monkeys oder Mumford & Sons entdeckt. Nach dem Schulabschluss zieht es ihn zunächst nach Madrid, später wieder nach Rom bis er sich entscheidet an der Berliner UDK Produktdesign zu studieren. Zwei Jahre nach Studienbeginn setzte er dann alles auf eine Karte, um sich ein Semester lang nur auf seine Musik zu konzentrieren und voilà es war ein voller Erfolg! All diese Lebensstationen haben seine Musik geprägt und fließen in Beautiful Sadness zusammen, wodurch schwelgerische Hymnen mit packendem Refrain entstanden sind.
Viel Gefühl und beispiellose Lässigkeit
Um 20 Uhr eröffnete die Vorband Provinz aus Ravensburg am Bodensee den Abend und heizte den Fans ordentlich ein. Danach betrat dann Fil Bo Riva mit beispielloser Lässigkeit und in Outfits, die an eine andere Zeit erinnern, die Bühne und nahmen einen mit auf eine Achterbahn der Gefühle. Von fröhlichen Indie-Songs wie Go Rilla oder A Happy Song, bis hin zu melancholisch anmutenden Balladen wie Like eye did oder l’impossibile, wo Bonamici erstmals auch auf italienisch singt.
Der absolute Höhepunkt war sicherlich Bonamicis Solo von The Falling, das mit einer sanften Pianomelodie und seiner rauen Stimme vermutlich kein Auge ganz trocken ließ. Bescheiden und fast ein bisschen schüchtern verabschiedeten sich Fil Bo Riva nach einer ausgiebigen Zugabe von ihrem Publikum, das am liebsten noch weiter gelauscht und mitgesungen hätte.
Fil Bo Riva sind zwar noch ein recht neuer Stern am Musikhimmel, aber spätestens mit diesem unvergleichlichen Debütalbum sollten sie jedem ein Name sein.
von Karolin Lammer