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Music in your air – Bei dir spielt die Musik

5. April 2018

Wer kennt das nicht. Diese Momente auf Konzerten, in denen man sich wünscht, den Künstler ganz für sich zu haben, nur die engsten um sich, die diese einmalige Erfahrung perfekt und absolut unvergesslich werden lassen. Wohnzimmerkonzerte liefern die Möglichkeit dazu, ein ganz privates Konzerterlebnis zu bekommen, egal ob selbstorganisiert oder im größeren Rahmen gesponsert. Unsere Redakteurin erklärt, worin der Reiz von Wohnzimmerkonzerten besteht und wie ihr selbst eines organisieren könnt.

 

Konzerte sind Momente, die im Gedächtnis bleiben. Genau das denken sich auch hunderttausende andere Besucher, die die Arme in die Lüfte reißen. Meistens allerdings nicht, um den Künstler zu feiern, mitgerissen von der Stimmung der Musik. Sondern bestückt mit ihren Smartphones. Anstatt den Moment genießen zu können, sieht man überall nur Bildschirme und Menschen, die auf der ständigen Suche nach dem perfekten Aufnahmespot, hin- und her rutschen. Nicht, dass Fotos und Videos keine gute Erinnerungsstütze sind und das Konzert wirklich unvergesslich werden lassen. Trotzdem nimmt es dem Moment die Magie, die sich erst einstellen kann, wenn man sich mit allen Sinnen im Konzertsaal und beim Künstler befindet. Umso gespannter war ich nach einem Clueso-Konzert, was nebenbei natürlich trotzdem großartig war, als ich die Einladung zu einem Wohnzimmerkonzert bekam. Ausgerichtet wurde es von der Schwester einer Freundin in ihrer WG. Den Künstler kannte ich bis dato noch nicht. Der Selfmade-Produzent, Michel Ryeson, entschloss sich nach seinem Studienabschluss für die Musikkarriere. Seitdem tourt er in ganz Deutschland durch die Clubs und hat ein eigenes Album produziert.

Das Wohnzimmer wird zur Konzertbühne

Nachdem sich alle Gäste eingefunden hatten, ging es los. Michel begleitete sich selbst. Dafür hatte er seine Gitarre und auch eine Loop-Station, mit der er, während die Tracks gestaffelt aufgebaut wurden, die einzelnen „Schichten“ des Songs getrennt einspielte. Die Loop-Station speicherte diese „Einzelteile“ und Michel konnte sie so nach Belieben abspielen. Der Klang war also sehr vielschichtig, obwohl nur ein einzelner Künstler den Song spielte. Das „Wohnzimmer“ war sehr klein und alle, die nicht mehr in dieses Zimmer passten, suchten sich Plätze an den angrenzenden Türrahmen. Es war also sehr kuschelig, was genau den Charakter von Wohnzimmerkonzerten ausmacht. Die Intimität zwischen dem Künstler und dem Publikum war deutlich spürbar. Unterstützt hat Michel diese private Atmosphäre mit Anekdoten aus seinem Künstleralltag, Entstehungsgeschichten seiner Songs und dem abschließenden gemeinsamen Singen des letzten Songs. Klar, dass dabei keiner einen Gedanken an sein Smartphone verschwendet hat. Viel zu intensiv waren das Erlebnis, die Emotionen des Künstlers und die Stimmung im Publikum.
Nach dem eigentlichen Konzert waren alle dazu eingeladen noch zu bleiben und sich über das gemeinsame Erlebnis auszutauschen. Michel hat die ausgelassene Stimmung auf der „Aftershowparty“ genutzt und ist mit seinem Hut durch die Gästemenge gelaufen, hat sich mit jedem privat unterhalten und dabei Spenden gesammelt. Spenden konnte, wer wollte. Alternativ bot er auch sein Album zum Verkauf für 10 Euro an. Gerade im Vergleich zu kommerziellen Konzerten war diese Erfahrung vollkommen einzigartig und das entstandene Gefühl habe ich auch auf dem Heimweg noch deutlich spüren können.

So spielt die Musik

Wer gerade auf den Geschmack gekommen ist, hat mehrere Möglichkeiten selbst ein Wohnzimmerkonzert auf die Beine zu stellen. Es gibt verschiedene Grade der Selbstorganisation, wenn man sich dazu entscheidet ein Wohnzimmerkonzert auszurichten. Mit der vollkommenen Selbstorganisation des Konzerts ist der Veranstalter allein verantwortlich, sowohl Wohnzimmer als auch Gäste bereitzustellen. Auch der Künstler wird auf privatem Weg angesprochen. Wie man den konkreten Ablauf des Konzerts, wie Verkostung etc. und die Vergütung organisiert, ist dem Gastgeber, nach Rücksprache mit allen Beteiligten, ansonsten selbst überlassen. Die Gäste sollten am besten auf privatem Weg eingeladen und die Veranstaltung nicht in der Öffentlichkeit deklariert werden. Ein Wohnzimmer ist ein sehr begrenzter Raum, der Rahmen sollte also nicht gesprengt werden. Auch die Nachbarn sollte man vorab zumindest informieren, um einem reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Künstler lassen sich besonders gut nach Clubkonzerten ansprechen.

Wer nicht alles selbst machen möchte, kann sich auch von Internet-Plattformen, wie sofaconcerts.org oder eventpeppers.com, bei der Künstlervermittlung helfen lassen. Außerdem finden sich zahlreiche Beraterwebsites und -artikel, die Tipps und Tricks fürs eigene Konzert bereitstellen, online.

Wenn die Profis am Werk sind

Oder aber man wünscht sich ein komplett organisiertes, „professionelles“ Wohnzimmerkonzert, das von professionellen Medienakteuren organisiert und teilweise auch vergütet wird. Hier ist der Handlungsspielraum allerdings sehr begrenzt, da vom Angebot der Veranstalter abhängig ist. Sowohl die Anzahl der Gäste, als auch die Zahl der Veranstaltungen an sich sind sehr limitiert. Zum anderen sind solche Konzerte oft als Gewinnspiel vermarktet und deshalb auch medial begleitet, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Künstler oft einen gewissen Bekanntheitsgrad haben und diesen dadurch noch erweitern wollten. Der Radiosender Bremen Vier hat Ende letzten Jahres eine Reihe von Wohnzimmerkonzerten im Sendegebiet mit Künstlern wie Max Giesinger, Johannes Oerding oder Fury in the Slaughterhouse, als Gewinnspiel ausgeschrieben und veranstaltet. Die Bewerber mussten ein Motivationsvideo drehen und die Redaktion entschied, in welchem Wohnzimmer das Konzert stattfinden sollte. Fotos, Videos und Bewerbungsvideos der „Konzertreihe“, finden sich auf der Website von Bremen Vier.
Egal auf welche Weise ein Wohnzimmerkonzert zu Stande kommt, es ist auf alle Fälle eine einzigartige Erfahrung. Abseits von großen Konzerthallen werden die eigenen vier Wände zum Konzerterlebnis, wie man es in Erinnerung behalten möchte.

Eleni Maurischat

Bildquelle: Andreas Krüskemper/ Tschijorni Productions

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