22 Jahre alt und noch nie auf einem Festival gewesen. Das kann doch nicht sein, werden sich viele denken. Doch, leider ist es die traurige Wahrheit. Wieso unsere Redakteurin diese Erfahrung noch nie gemacht hat? Sie kann es sich selbst nicht ganz beantworten. Vermutlich zu teuer, zu dreckig und auch die vielen Geschichten und Mythen haben sie abgeschreckt. Wieso sie sich jetzt doch noch aufgerafft hat und wie ihre Eindrücke von ihrem ersten Festivalbesuch letztendlich waren, erfahrt ihr hier.
Wieso habe ich mir das angetan?
Schon länger habe ich überlegt, auf das Hurricane Festival zu gehen, nur sind 199 Euro für das Ticket ziemlich viel für eine arme Studentin. Dazu kommen dann noch die Kosten für sämtliche Campingausrüstung, die ich nicht besitze. Das war es also für’s Erste mit meinen Plänen.
Glücklicherweise konnte ich spontan eine Karte für 130 Euro ergattern und ein Freund bot mir einen Schlafplatz in seinem Zelt an. Fehlten also nur noch ein Schlafsack, eine aufblasbare Luftmatratze, ein Campingstuhl und Gummistiefel.
Die Anreise – das Grauen
Alles gepackt, ging es dann am Donnerstag um 11:30 Uhr in Bremen los. Zusammen mit einem Freund ging es mit dem Auto in Richtung Scheeßel. Die Anfahrt war trotz fast zwei Stunden Stau relativ angenehm – schönes Wetter, gute Laune und die richtige Musik. Über das Radio haben wir mitbekommen, dass sich der Einlass auf Grund eines Unwetters verzögern wird. Komisch, von schlechtem Wetter war weit und breit nichts zu sehen.
Endlich angekommen und geparkt entschlossen wir uns dazu, nur das Nötigste mitzunehmen und den Rest später zu holen. Eine dümmere Idee hätten wir wohl nicht haben können. Nachdem wir bereits eine Stunde angestanden hatten, um uns unsere Bändchen zu holen, folgten fast drei Stunden, in denen wir in der Warteschlange vor der Gepäckkontrolle warten mussten. Hier sehe ich auch die größte Kritik an dem Organisationsteam des Festivals. Tatsächlich gab es nur drei Zelte mit jeweils zwei Mitarbeitern, die das Gepäck durchsucht haben, dabei hätten mindestens sechs Personen in einem Zelt Platz gehabt. Meiner Meinung nach war das bei den heißen Temperaturen einfach unverantwortlich. Nach etwa zwei Stunden konnte mein Kreislauf dieser Situation nicht mehr standhalten und ich musste mich an den Rand durchkämpfen, um mich dort ausruhen zu können. Ich danke damit den netten Leuten aus der Warteschlange, die sich um mich gekümmert haben und mir die Situation mit Luft zuwedeln und Wasser erträglich gemacht haben. Mit insgesamt drei Ladungen haben wir fast zehn Stunden gebraucht, bis unsere ganzen Sachen auf dem Campingplatz waren, und damit war das wohl die anstrengendste Erfahrung in meinem ganzen Leben.
Das Camping
Unsere Mitcamper, die ich nur über meine Begleitung kannte, waren bereits vor uns auf dem Campingplatz und so konnten wir uns den Kampf um einen guten Platz ersparen – Ich bin nicht sicher, ob ich dazu noch die nötige Kraft gehabt hätte. Im Gegensatz zu den anderen Camps, die ich gesehen habe, war unseres sehr sauber und generell waren alle unsere Nachbarn sehr vernünftig – das hatte ich mir eindeutig schlimmer vorgestellt. Die Nächte waren dagegen sehr laut und wenn ich dachte, dass ich hier etwas Schlaf finde, dann habe ich mich wirklich geirrt.
Das Zelten war wohl eine der größten Überwindungen. Bei dem vielen Regen hielt das Zelt zwar gut stand, aber war es trotzdem sehr matschig. Die Toiletten und Duschen waren überraschend sauber, doch war der Weg dahin schon eine kleine Wanderung. Und besonders die Essgewohnheiten meiner Mitcamper waren eine echte Herausforderung. Oder gab es bei euch schon Mal Chili zum Frühstück?
War das mein erstes und letztes Festival?
Ich muss zugeben, dass ich nicht wegen den Konzerten zum Hurricane gefahren bin, diese aber ein echtes Highlight waren. Meine Begleitung habe ich leider des Öfteren aus den Augen verloren, doch war es nicht sehr schwer, neue Leute kennenzulernen, und so war man nie alleine unterwegs.
Ob ich im nächsten Jahr wiederkomme, werde ich mir noch genau überlegen, denn das Ganze war für mich alles andere als ein erholsames Wochenende und auch nach drei Tagen fühle ich mich noch nicht wieder fit. Trotzdem werde ich diese Erfahrung nicht missen, denn ich hatte wirklich viel Spaß und die Besucher haben immer für gute Stimmung gesorgt. Langeweile gab es hier jedenfalls nicht!
Lorena Herrmann
Foto: Lorena Herrmann