Zehn Jahre MS Dockville, das heißt zehn Jahre Musik, Tanz, Kunst und ausgelassenes Feiern. Im Jubiläumsjahr haben sich Besucher aus Hamburg und der ganzen Welt zusammengefunden, um drei Tage lang mit den bunt durchmischten Musikacts zu feiern. Von Indie bis Elektro, Hip Hop bis Alternative. Die Musik wurde in all ihren Facetten ausgiebig zelebriert.
Nichts für Kulturbanausen
Das Dockville Festival ist wohl bekannt für sein vielfältiges Angebot an musikalischen und kulturellen Erlebnissen. So gab es auf dem Campinggelände verschiedene Workshops und Yoga-Kurse, gefolgt von unzähligen kleinen Ständen, die Schmuck, Kleidung und Dekoration verkauften, mehreren Poetry-Slam-Auftritten und dem unglaublich großen Aufgebot an Street Food und Food-Trucks auf dem Festivalgelände. Einige Kunstwerke, die bereits in der vorherigen Woche auf der MS Artville ausgestellt wurden, sorgten weiterhin für Hingucker. So z.B. die Skulptur „Anna of Green“ von Thomas Dambo, die einen riesigen Kopf aus Holz, um einen Baum herum gebaut, darstellt und dessen Krone als Haar diente.
Stilmäßig war sofort bemerkbar, dass man in Hamburg angekommen ist. Blumenkränze, Flash Tattoos, aber vor allem: Glitzer, Glitzer, Glitzer. Letzteres bekam sogar bei den Festivalbändchen seinen großen Auftritt: für die Camper schimmerten diese in gold, für die Nichtcamper in silber.
Musikalisch vielfältig
Mit Künstlern wie Bastille, K.I.Z. und Matt Corby konnte musikalisch auf dem Dockville eigentlich nicht viel schief gehen. Es war einfach für jeden Geschmack etwas dabei. Durch die bunte Mischung an Acts, bei denen man sich manchmal fragte, warum diese auf dem gleichen Festival spielen, war eine Verteilung bestimmter Besuchergruppen auf die verschiedenen Bühnen – klar – vorhergesehen. So erwischte ich mich dabei, zwischen den immer gleichen Stages zu switchen und vieles scheinbar aus den Augen verloren zu haben. Während ich am letzten Tag dann doch einmal über das gesamte Gelände schlenderte, fiel mir auf, wie viel man doch hätte sehen und erleben können. Kleine Bühnen mit eher unbekannten Acts, Hängematten und andere Sitzmöglichkeiten in verwinkelten Gassen, mit Waldflächen umrandet. Sich auf Unbekanntes einzulassen, sollte auf dem Dockville eher die Regel als die Ausnahme sein.
Zu diesen kleinen Plätzen gehörte u.a. auch das Smirnoff Sound Collective, ein Platz aus einer kleinen Stage und mehreren Wohnwägen, in denen Drinks und Sitzmöglichkeiten angeboten wurden. Und das Highlight: Ein Wagen, in dem sich jeder Besucher selbst zum DJ ernennen konnte, indem er sich das AUX-Kabel schnappte und seine Playlists anschmiss. So kam es vor, dass zeitweise „Stoff und Schnaps“ (wahrscheinlich DIE Festivalhymne 2016) dutzende Male hintereinander gespielt wurde und die Nebelmaschine Hochbetrieb genoss.
Wohnst du noch oder campst du schon?
Ein Phänomen, das wohl der Lage des Festivals verschuldet war, ist die Trennung zwischen Camper und Nichtcamper. Da das Dockville nun nicht in einem kleinen Ort in der Provinz, sondern im schnieken Hamburg ausgetragen wird, ist es kein Geheimnis, dass viele eben unbequemen Schlaf und unhygienische Verhältnisse gegen ein weiches Bett und eine warme Dusche eintauschen. Ob diese Trennung jedoch auch auf dem Festival in dem Maße berechtigt ist, ist eine andere Frage. Die Festivalbesucher, die das goldene Ticket einem silbernen Ticket bevorzugten, haben bemerkbare Vorteile genossen. So war der Shuttlebus von und nach Wilhelmsburg (den Nichtcamper jeden Tag für An- und Abreise nutzen mussten) nur für die Camper kostenlos. Und nur auf Grund eines Zufalls standen wir am Donnerstag nicht vor verschlossenen Toren, da die Pre-Party am Donnerstagabend ebenfalls nur für die Camper zugänglich war. Transparente Kommunikation sieht anders aus. Natürlich lässt sich darüber streiten, ob dies nicht durch den Preisunterschied gerechtfertigt sei, nur sollte vorher klar sein, welche Vorteile ein Ticket eben bringt und welche nicht.
Trotz kleiner Makel hat das MS Dockville sich in zehn Jahren den Namen gemacht, den es verdient. Ein Kunst- und Musikfestival der etwas anderen Art, verspielt und alternativ, aber trotzdem modern und zeitgemäß. Dass das Wetter an diesem Augustwochenende in Hamburg, der Stadt, die für ihr „Schmuddelwetter“ bekannt ist, so gut sein würde, nahm man dann natürlich dankend an.
Im kommenden Jahr, haben die Dockville Veranstalter auf ihrer Facebookseite bereits vorgewarnt, werde das „Schnapsjahr“ ausgiebig gefeiert. Weitere Informationen und Neuigkeiten zum Festival findet ihr hier
Kristin Jagels
Foto: Johannes Kollender