Vertraut man Aussagen des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump, so haben wir mit der „vermuteten“ Erderwärmung nichts zu befürchten. Doch Fakt ist, dass sich das Klima verändert, auch in Deuschland. Das Nachbarschaftsprojekt „Klimazone Bremen-Findorff“ beleuchtet die bereits jetzt berechenbaren Folgen des Klimawandels. Die grundlegende Frage lautet: Was müssen Bremen und Bremerhaven tun?
Gemeinsam gegen den Klimawandel
Das Nachbarschaftsprojekt „Klimazone Bremen-Findorff“, welches im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative „Kurze Wege für den Klimaschutz“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit entstanden ist, versucht genau hier anzusetzen. Das Ziel besteht darin, gemeinsam mit den Nachbarn aktiv zu werden, sich gegenseitig zu informieren und zu motivieren, damit die Integration eines nachhaltigen, umweltbewussten Handelns im Alltag leichter umsetzbar wird. Mit Hilfe verschiedener Partner vor Ort, beispielsweise der Initiative „Leben in Findorff“ und engagierten Bürgerinnen und Bürgern, soll das Ziel erreicht werden, einen lebendigen, lebenswerten und zukunftsfähigen Stadtteil mitzugestalten.
Erderwärmung um + 1,5°C besser als um +2°C ?
Das Bündnis 90/Die Grünen aus Findorff luden am 01. November 2018 den Klimaexperte und Deichhauptmann Dr. Michael Schirmer ins Klimacafé des Nachbarschaftsprojektes „Klimazone Bremen-Findorff“ ein. Er unterrichtete das Publikum über den kürzlich veröffentlichten Sonderbericht des IPPC „Global Warming of 1,5°C“. In diesem Bericht verdeutlichen Wissenschaftler, dass eine generelle Erderwärmung um +1,5°C weit geringere Auswirkungen hätte als die bis jetzt geltende +2°C Marke des Weltklimaabkommens, welches 2015 in Paris beschlossen wurde. Herr Dr. Schirmer zeigte, dass 2017 bereits ein Temperaturanstieg von +1°C erreicht wurde und 2040 die +1,5° C erreicht sein werden.
Bei einem Anstieg der weltweiten Temperatur um +2°C würden einige Kipppunkte erreicht, die nicht mehr reparabel seien. So werden sich die Wetterextreme verschärfen. Die Folgen davon? Die Extremtemperaturen wirken sich auf dem weltweiten Anstieg des Meeresspiegels aus. Dies wird lokal stark spürbar sein. So wäre ein Anstieg um 0,5m global ein Anstieg von 0,8m an der Norddeutschen Küste. Die norddeutsche Tiefebene sinkt zudem in 100 Jahren um 20 cm ab. Das Binnenland von Nordfriesland bereits jetzt um 2 cm pro Jahr. Bezogen auf unseren Wohnort heißt das: Bremen säuft über kurz oder lang ab!
Was müssen Bremen und Bremerhaven tun?
In Bremen gibt es seit 1829 Temperaturaufzeichnungen. 2003 wurde der Hitzesommer schlechthin seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen. Momentan sieht es so aus, als ob 2018 Bremen den zweiten Platz macht in Sachen Hitzerekorde der letzten 130 Jahre. Wenn nicht gehandelt und etwas gegen den Klimawandel unternommen wird, dann kommen pro Jahr etwa 0,34 m Wasser aus abschmelzenden Gletschern hinzu. Mit den 0,8 m Anstieg an Nord- und Ostsee steigt der Meeresspiegel in Deutschland also insgesamt um 1,14 m.
Dr. Michael Schirmer verdeutlichte dies mithilfe einer Simulation, die Überflutungen und Meeresanstiege veranschaulicht. Die Simulation stellt eine Überflutung ohne funktionierende Deiche dar. Ohne die bereits existierenden Deiche würde das Wasser bei einer Sturmflut schon heute den Stadtteil Bremen-Findorff überfluten, da dieser der niedrigste Stadtteil Bremens ist. Demnach sind Deicherhöhungen zwingend erforderlich und werden momentan umgesetzt.
Globale Lösungen bleiben offen
Wie die Wirtschaft weltweit verändert werden müsste, um einen Temperaturanstieg um + 1,5°C oder + 2°C zu verhindern blieb am Ende der Diskussion offen. Festgestellt wurde jedoch, dass wir uns bereits seit 2 Generationen im Klimawandel befinden und es bis jetzt nicht geschafft haben etwas Gewinnbringendes gegen die Erderwärmung zu unternehmen. Es besteht ganz klar Handlungsbedarf, doch was kann ein Land wie Deutschland ausrichten, wenn Länder wie China, Japan und die USA nicht mitziehen? Wenn wir es jetzt vermasseln, gibt es kein Zurück mehr. Die Welt muss an einem Strang ziehen und den Klimawandel stoppen.
Isabell Haugwitz
Bildquelle: © 2018 Klimazone Bremen Findorff