The Kooks sind mit ihrer „The Best Of… So Far“ – Tour in Europa unterwegs. Am Freitag ist der Ticketverkauf für das Konzert am 10. November in Bremen gestartet. Ob es sich lohnt, erfahrt ihr von unserer Redakteurin, die gerade letzten Dienstag in Hamburg dabei war.
Die Bühne ist verdeckt von einem großen Tuch. Erst blau angestrahlt sieht es aus wie Wasser. Fangen sie mit Seaside an? Dann rot angestrahlt, ein Vorhang? Spannung baut sich auf und „Was passiert da?“ wird zum Nachbar gemurmelt. Der Fokus liegt voll auf der Bühne, sodass jeder die Schatten auf die Bühne kommen sieht und anfängt zu klatschen. Die ersten Akkorde erklingen und tatsächlich – der Vorhang fällt sprichwörtlich. Endlich, nach 10 Jahren sehe ich die Kooks einmal live. Die ersten beiden Alben in der Jugend rauf und runtergehört, werde ich nostalgisch – ich kann noch fast jeden Song auswendig, inklusive britischem Akzent. Die neuen Alben mal angehört, aber nicht auswendig gelernt, freue ich mich, dass es eine Best Of Tour ist. In der Erwartung alter Songs stehe ich also in der Sporthalle Hamburg – groß, unatmosphärisch – und kann mir doch nicht vorstellen, dass die Musik selbst die hinten aufgelockert stehenden Menschen erreichen würde. Dass selbst dort ausgiebig getanzt werden würde.
Da sind Jugenderinnerungen: eine Busfahrt durch England, ein Kopfhörer in meinem Ohr, einer in dem meiner neben mir sitzenden besten Freundin. Wir hören Seaside, Ooh La, One Last Time. Hatte ich mir vor dem Urlaub extra noch per YouTube Converter auf den mp3-Player geladen, miserable Qualität at its best.
The Kooks im Jahr 2017
Der Vorhang fällt also und The Kooks starten ohne ein Wort zu sagen mit drei Songs in Folge: Eddie’s Gun, You Don’t Love Me, Sofa Song. Ja, da wird sich ein bisschen bewegt, sogar mitgesungen, dennoch recht verhalten.
Natürlich gehen die Engländer auf den Vorabend ein, das Attentat in Manchester. Dieses Konzert soll den Angehörigen und Opfern gewidmet sein, Musik sei da, um Liebe und Freude zu verbreiten. Daraufhin spielt die Band Bad Habit, Is It Me. Sänger und Gitarrist Luke Pritchard wechselt zwischendurch die Gitarre für ältere Songs. Bei She Moves In Her Own Way und Ooh La hätte die Menge beinahe alleine singen können. Für See Me Now sitzt er alleine am Klavier, das Licht ganz auf ihn gerichtet. Die Stimme von einer Bandbreite, bei der meine jedenfalls nicht mithalten kann, berührt alle im Saal.
Es folgt ein wildes Durcheinander (das ich wohl auch nicht mehr hundertprozentig wiedergeben kann): Sway, Rosie, Matchbox, Seaside, Always Where I Need to Be, Dreams und Sweet Emotion, aber auch der ganz neue Song Be Who You Are wird gespielt. Zwischendurch geht das Licht aus, die Musiker verschwinden, Spotlight auf ein riesiges altes Radio, aus dem Westside ertönt. Ein plastisches Gemisch wie auf meinem mp3-Player damals. Ist das Konzert zu Ende? Eine Stunde hatten sie ja schon gespielt. Nein, auf einmal springen sie zurück auf die Bühne und singen den Song selbst weiter – die Menge rastet natürlich aus.
Die Stimmung nimmt während des Konzerts stetig zu und bei Junk Of The Heart als letztem regulären Song kann keiner die Füße stillhalten. Am Rand der Menge sehe ich sogar ein älteres Paar im Foxtrott dazu tanzen. Nachdem die Band dann zum zweiten Mal von der Bühne verschwunden ist, bebt die Halle – es wird geklatscht, getrampelt, gerufen. So einen Lärm hatte ich für eine Zugabe noch nie gehört. Sie kommen wieder, ein paar Songs hätten sie doch noch, sagt Luke und lacht ein bisschen (vier Alben sind es inzwischen immerhin). Der Blick ist teilweise verdeckt von auf Schultern sitzenden Mädchen, als zu guter Letzt das kommt, worauf wir noch gewartet haben: Shine On und Naive.
Best Of… So Far?
The Kooks haben uns mitgenommen auf eine Zeitreise ihrer Entwicklung – der Mix aus alt und neu, Entspannung und Tanzen war die fast zwei Stunden gut mitzumachen. Zwei Stunden Freude, Nostalgie und Mitgegröle. Sie scheinen richtig gut gelaunt, tanzen, machen Witze und rattern die Songs nicht einfach gelangweilt runter, wie so manch andere Band, die ein Jahr auf Welttour ist – sie variieren, sodass man auch mal von etwas Neuem überrascht wird.
Auf der anderen Seite: Das Publikum hätte manche Songs fast alleine singen können. Bei den Aufrufen zum Tanzen, Klatschen, Mitsingen gibt die Halle ihr Bestes, nur beim Hinsetzen vermasselt die Meute das Manöver und springt zu früh hoch. Auf die mindestens zehnmal gestellte Frage: „How are you feeling?“ folgt immer nur dieselbe laut gegrölte Antwort: „Whoooooooo“.
Luke Pritchard wechselt gekonnt die Gitarren sowie ja auch fast die Musikrichtung gewechselt wird: vom wilderen ersten Indie-Rock-Album über typischen Britpop sind The Kooks jetzt sogar bei elektronischer Musik angekommen. Sie bleiben dabei spielerisch ihrem Stil treu und behalten den Kooks-Wiedererkennungswert. Deshalb ein abwechslungsreiches Konzert zum Weiterempfehlen, selbst wenn die Kenntnisse bei den ersten Alben hängen geblieben sind. Wer dachte, die Karriere der Band hätte ihren Höhepunkt schon vor Jahren erreicht, der wird nach dem Konzert dem Album- und Tourtitel „Best Of… So Far“ zustimmen.
Im November in Bremen!
Jetzt nicht traurig sein: Beim Konzert hat die Band verkündet, dass gerade erst neue Tourdaten für dieses Jahr veröffentlicht werden und am Freitag, dem 26. Mai ist offiziell der Verkauf für das Konzert am 10. November 2017 im Pier 2 gestartet. Hier geht’s zum Ticketverkauf!
Jula Lühring
Foto: © FKP Skorpio