Die Frankfurter Buchmesse 2022 ist vorbei: 180.000 Besucher, 4.000 nationale sowie internationale Aussteller, 95 Länder mit Gastland Spanien im Vordergrund. Krosse-Redakteurin Franzi war mittendrin und erzählt von ihren Erfahrungen.
Es ist Donnerstagabend, ich stehe in der Küche und schneide mir gerade Gemüse klein, als meine Mutter mich mit der spontanen Idee überfällt: Sie will die Frankfurter Buchmesse mit mir besuchen. Geplant war es bereits einmal im Frühjahr für Leipzig, doch das fiel aufgrund der Coronapandemie ins Wasser. „Nun also ein neuer Versuch?“, denke ich und stehe im Zwiespalt. Eigentlich ist mein Wochenende schon verplant, ich treffe mich mit Freunden und muss sonntags Fußball spielen. Aber eine Buchmesse ist neu für mich. Ein spannendes, mich in meiner Vorstellung schon immer faszinierendes Erlebnis. Zudem ist die Frankfurter Buchmesse die größte der Welt und sie wird bereits zum 74. Mal veranstaltet. Warum dann also nicht?
Bücher, Bücher, Bücher!
Die Messe ist bereits am Mittwoch für Fachbesucher gestartet, ab Freitag dürfen ihr dann auch alle weiteren Interessenten einen Besuch abstatten. Wir sind samstags da, die Messe beginnt um neun Uhr. Zwei Minuten vor neun stehen wir am Eingang des Messegeländes und bestaunen den großen Messeturm, der imposant in den Himmel ragt und mir irgendwie vermittelt, dass das heute hier etwas ganz Großes wird. Mit bereits vorbestellten Karten gelangen wir schließlich in das Innere, folgen dem Strom der Menschenmenge, bis wir endlich die große Glastür der Halle drei öffnen.
Das Erste, was mir in den Blick fällt, sind Bücher. „Klar sind es Bücher“, denke ich. „Schließlich sind wir hier auf einer Buchmesse.“ Mich überkommt eine Gänsehaut, während ich langsam hinter den vielen Menschen herlaufe und am ersten Verlagsstand innehalte. Vor mir ragt ein bestimmt sechs Meter hohes Regal – voll mit Büchern – in die Höhe. Daneben steht ein Tisch, der ebenfalls mit unzähligen neuen Werken bestückt ist. Angrenzend daran ist eine kleine Sofaecke aufgebaut, an der sich eine Mitarbeiterin des Verlags mit zwei jungen Frauen unterhält. Ich lächele, während ich das erste Buch in die Hand nehme und über das schöne, bunte Cover streiche.
Schlange stehen für Jung und Alt
Fünf Stunden später ist mein Aufnahmespeicher voll, ich habe unzählige Verlage gesehen, – bekannte wie unbekannte – und bin mehr als begeistert. Neben den großen Verlagen wie Bastei Lübbe, Carlsen, die Penguin Random House Verlagsgruppe, dem Coppenrath Verlag oder S. Fischer, bin ich auch auf kleinere gestoßen, habe mich mit Ausstellern unterhalten und nun einige neue Bücher auf meiner Leseliste.
Beeindruckend ist dabei nicht nur die Menge der Bücher, sondern auch die Art, wie sie und die Verlage sich kreativ präsentieren, sich von der besten Seite zeigen wollen. Zudem überrascht mich vor allem der riesengroße Andrang an Menschen jeglichen Alters – von Familie mit kleinen Kindern, Teenagern bis hin zu Personen hohen Alters – die sich hier um die Verlagsstände versammeln, eine Stunde Wartezeit für ein Autogramm des Lieblingsautors in Kauf nehmen und mit bereits vollen Taschen noch immer auf der Suche nach dem nächsten guten Buch sind.
Von Kinderbüchern bis Cosplay
Schließlich verlassen wir Halle drei, essen eine Kleinigkeit und begeben uns in die nächste Halle, in der internationale Verlage ausgestellt sind. Mein Interesse ist allerdings nicht mehr so groß wie zuvor, denn fremdsprachige Literatur interessiert mich – bis auf die schwedischen Kinderbücher von Astrid Lindgren – nicht wirklich, sodass ich in den folgenden zwei Stunden nur passiv die übrigen Hallen besuche. Einzig das Gastland Spanien, welches mit dem Motto „Sprühende Kreativität“ die Entwicklungen das literarische und kulturelle Leben präsentiert, schaue ich mir genauer an.
Viel mehr liegt mein Blick jedoch auf den ganzen verkleideten Menschen der Cosplay-Szene, die hier in den ausgefallensten Kostümen herumlaufen und die verschiedensten Charaktere verkörpern. Groß ist außerdem meine Vorfreude auf die bevorstehende Lesung von Kirsten Boie, eine Kinderbuchautorin, von der ich in meiner Kindheit bereits alle Bücher verschlungen habe.
Schließlich sitzen wir um halb fünf im Frankfurter Studio, lauschen dem Gespräch der Autorin und des Moderators und entspannen nebenbei unsere Füße, die nach dem langen Laufen und Stehen so langsam schmerzen. Wir hören uns nach der Vorstellung des Kinderbuches noch eine weitere Buchpräsentation sowie eine politische Diskussion über die Arbeitszeiten in Deutschland an, wechseln dann wieder die Halle und lauschen ein weiteres Mal einer Lesung – diesmal von dem mir bis dato noch unbekannten Politthriller-Autor Manuel Vermeer. Letzterer erinnert mich daran, dass ich gerne noch Sebastian Fitzek oder Charlotte Link kennengelernt hätte, zwei sehr bekannte Krimiautoren, doch die fehlende Organisation aufgrund unserer Spontanität sowie zudem die sehr langen Warteschlangen an den jeweiligen Verlagen haben meinen Wunsch irgendwie in den Hintergrund rücken lassen.
Und so lassen wir den Tag schließlich nach der letzten Lesung bei einer Pizza ausklingen. Während ich meine Gedanken sortiere, wird mir eins klar: Die Buchmesse ist definitiv etwas für Buchliebhaber aller Genres, die einen (oder mehrere) Tage in der Welt der Bücher versinken möchten.
Schmerzende Füße und Glücksgefühle
Es ist Sonntag, ich stehe in der Küche und schneide mir gerade Gemüse klein, als mein Vater mich mit der bereits erwarteten Frage an mich wendet: Er will wissen, wie ich die Buchmesse fand. „Ja“, überlege ich und stelle mir dann selbst noch mal die Frage. „Wie fand ich es?“
Es war ein echt schöner, spannender und überwältigender Tag mit vielen neuen Eindrücken. Besonders die bunt illustrierten Kinderbücher und ihre Verlage sind mir im Kopf geblieben. Ich konnte selbst ein wenig in meiner Kindheit schwelgen. Auch andere große Aussteller hatten viele schöne Bücher, doch allzu häufig waren nur Bestseller aneinandergereiht, sodass es kaum eine Chance gab, ein Buch außerhalb des Mainstreams zu entdecken.
Doch so gut der Tag auch war, so anstrengend war er auch. Jedoch nehme ich meine schmerzenden Füße gerne in Kauf, denn die Frankfurter Buchmesse kann ich jetzt zufrieden und glücklich von meiner To-do-Liste streichen. Nun, mit meinen eigenen Erfahrungen, werde ich die Buchmesse allen Buchliebhabern empfehlen, die viele bekannte sowie unbekannte Verlage treffen, eine Vielzahl an neuen Büchern sowie die eigenen Lieblingsautoren persönlich kennenlernen möchten.
Ob ich noch mal hingehen würde? Ja, auf jeden Fall! Allerdings mit ein wenig mehr Planung, Organisation und mit einem längeren Aufenthalt verbunden, um auch die Stadt Frankfurt und das zeitgleich stattfindende „Bookfestival“ in der Stadt selbst kennenzulernen. Doch zuerst geht es für mich im April nächsten Jahres auf den Weg zur Leipziger Buchmesse.
Von Franziska Bücker