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Zero-Waste im Alltag – Wie Unverpackt-Läden gegen die Verpackungsflut kämpfen 

25. Mai 2025

Jedes Jahr wird mehr Verpackungsmüll produziert – mit fatalen Folgen für die Umwelt: Strände, Flüsse und Meere ersticken in Plastik, während Recycling oft nur eine Scheinlösung bleibt. Ein Umdenken findet jedoch bei immer mehr Menschen in Deutschland statt: Sie suchen nach Alternativen und setzen auf einen bewussteren Konsum. Einem Bremer reichte dies aber nicht: Er eröffnete einen Unverpackt-Laden und bietet so die Möglichkeit, Verpackungsmüll zu vermeiden und ressourcenschonend einzukaufen. 

Eine Kundin wird freundlich begrüßt, als sie das „Füllkorn“ betritt. Sie trägt einen Korb voller leerer Gläser, Flaschen und Stoffbeutel bei sich. Zielstrebig läuft sie zu den Spendern an der Wand und füllt ihre Behälter mit Nudeln, Hülsenfrüchten, Linsen und Nüssen. Es duftet nach den Gewürzen und Kräutern, die in einer Ecke des Ladens in Glasbehältern gestapelt stehen. Im Hintergrund läuft leise Musik. Kein Plastikrascheln, keine überflüssigen Verpackungen – nur das leise Rieseln von Haferflocken in leere Gläser und freundliche Gespräche über Lebensmittel und nachhaltige Alternativen. 

Ulf Sawatzki, der Inhaber des Unverpackt-Ladens „Füllkorn“ in der Bremer Neustadt, bietet eine Alternative zu konventionellen Supermärkten und leistet damit einen Beitrag zu der „Zero-Waste“-Bewegung: Diese Philosophie hat das Ziel, Abfall zu minimieren und Verschwendung durch menschliches Verhalten zu vermeiden. So soll ein Umdenken zugunsten eines nachhaltigen und bewussten Umgangs mit unseren Ressourcen gefördert werden. „Man darf sich aber nicht entmutigen lassen, wenn etwas nicht „Zero“ ist. Footprints sind nicht zu vermeiden“, merkt Ulf Sawatzki an. Unverpackt-Läden basieren auf der Zero-Waste-Bewegung, indem sie Produkte bedarfsgerecht und möglichst ohne Verpackungsmaterial anbieten. „Ich kriege von den Großhändlern schwarz auf weiß, was dadurch eingespart wird. Deswegen wirkt sich der Laden positiv auf die Umwelt aus“, so der Inhaber. 

Weltweites Verpackungsproblem – wie Indonesien zur Inspiration wurde 

Sawatzkis Interesse für das Thema entstand auf der Suche nach neuen Projekten. Unzufrieden mit seinem Master-Studium in Umweltschutz, reiste er nach Indonesien. Vor Ort wurde er aufgrund von fehlenden Entsorgungssystemen überall mit Bergen von Verpackungsmüll konfrontiert. Er kritisiert: „Zu dem Zeitpunkt war Indonesien das Land, das den höchsten Plastiktütenkonsum pro Kopf hatte. Da verbrauchte eine Person zwei Tüten pro Tag mit einer Nutzungsdauer von 15 Minuten. Und wo früher die Dinge vom Feld oder von Bäumen gepflückt wurden, nimmt man sie heute aus den Regalen, macht die Verpackung auf und verhält sich zu ihr wie früher zu der Schale – nur dass diese natürlich biologisch abgebaut werden konnte.“ Der erschreckende Anblick öffnete ihm die Augen und ließ Sawatzki über nachhaltige Alternativen nachdenken. 

Auf die Idee, einen Unverpackt-Laden zu eröffnen, kam er schließlich bei einer Biennale in Jakarta: „Künstler aus Indonesien haben dort ihren Unmut über die Verpackungen und den Müll im Allgemeinen kundgetan. Sie haben Bilder gezeigt, wie Flüsse blockiert wurden, weil der Müll Staudämme gebildet hat und die Menschen dadurch kein Wasser mehr bekommen haben. In anderen Bildern hat man gar keine Gewässer mehr erkannt, weil alles mit Müll bedeckt war.“ 

Indonesien ist in dieser Hinsicht kein Einzelfall: Laut Umweltschutzorganisation WWF fehlt den Schwellen- und Entwicklungsländern die Infrastruktur für die vernünftige Entsorgung des Abfalls. Dadurch türmt sich der Müll an Land und wird massenhaft in die Meere gespült, wo er zerfällt, aber nicht abgebaut wird. Die Wegwerfgesellschaft kostet jedes Jahr bis zu 135 000 Meeressäugern und einer Million Meeresvögeln das Leben – dies wurde für Ulf Sawatzki die Grundmotivation, etwas für den Planeten zu tun: „Arten haben Millionen von Jahre gebraucht, um diesen Platz in der Natur zu haben, sie sind angepasst und können nicht aus ihrer Nische raus und die Menschen sägen sie durch das Umwelt-missachtende Verhalten ganz schnell ab. Das Artensterben nimmt rasant zu.“ 

Mit seinem Unverpackt-Laden möchte Sawatzki erreichen, dass mehr Menschen auf die Natur achten, um Schadstoffeinträge zu verringern und die Böden zu schützen. Zusätzlich bietet er Transparenz über die Herkunft der Produkte. „Als ich den Laden eröffnet habe, habe ich gehofft, dass ich die Verbraucher für Umweltthemen sensibilisieren kann und sie dem Ganzen eine Chance geben. Hier in der Neustadt wurde das Konsumkonzept dann sehr schnell und sehr gut angenommen. Es gab auch bereits einige andere Unverpackt-Läden in Deutschland. Es war wahrscheinlich gutes Timing mit den ganzen Sensibilisierungen, die in den Medien stattfanden.“ 

Ulf Sawatzki ist der Inhaber des Unverpackt-Ladens „Füllkorn“

Sensibilisierung durch die Medien 

Profitiert hat Sawatzki von der Bewegung „Fridays for Future“, die im Jahr 2019 durch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg ins Leben gerufen wurde und wodurch mit wöchentlichen Schulstreiks ein Zeichen für den Klimaschutz gesetzt werden sollte. Weltweit schlossen sich Millionen von Menschen an, die sich für den Planeten und damit für ihre Zukunft einsetzen wollten. Diese Bewegung habe spürbare gesellschaftliche Veränderungen bewirkt, so Sebastian Haunss, Professor am Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen, in einem Interview mit der Tagesschau. Durch „Fridays for Future“ hätten mehr Menschen angefangen, sich über den Klimawandel zu informieren. Auch eine im Journal „Sustainability Science“ veröffentlichte Studie aus der Schweiz habe festgestellt, dass „Fridays for Future“ vielen Menschen die Dringlichkeit der Klimakrise bewusst gemacht und dazu geführt habe, dass sie ihr Verhalten ändern, indem sie beispielsweise bewusster konsumieren und ihren Abfall reduzieren. 

Nachhaltiger Konsum 

Um zu vermeiden, dass noch mehr Plastik in die Ozeane gelangt, hat die EU bereits ein Verbot von Einwegplastikartikeln eingeführt, für die Alternativen in anderen Materialien verfügbar sind. Dazu gehören u.a. Wattestäbchen, Besteck, Teller und Trinkhalme. Zudem sollen im Zuge der Kreislaufwirtschaft alle Verpackungen minimiert werden und zukünftig auch recyclingfähig sein. 

Eine von WWF und Systemic erstellte Studie zeigt, dass in Deutschland noch deutlich mehr Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffverpackungen möglich wäre, während das aktuelle Kunststoffsystem noch linear sei: eine Einbahnstraße von der Produktion zur Entsorgung. 90 Prozent der Kunststoffverpackungen würden demnach aus Neukunststoff gefertigt, über die Hälfte werde nach Gebrauch verbrannt – das seien jährlich 1,6 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen im Wert von 3,8 Milliarden Euro. Notwendig für die Kreislaufwirtschaft seien innovative Wiederverwendungsmodelle und das Vermeiden bzw. Minimieren unnötiger Verpackungen. Hierzu leisten Unverpackt-Läden einen großen Beitrag: Die Kundinnen und Kunden bringen eigene Behälter, Flaschen und Dosen mit, um Produkte abzufüllen und so unnötige Verpackungen zu vermeiden. 

Mitbestimmung 

Ulf Sawatzki führt aus, dass sich das „Füllkorn“ zudem auch in weiterer Hinsicht anders aufstelle als der normale Einzelhandel – schon der Kundenkontakt sei ein ganz anderer: Das „Füllkorn“ profitiere von seiner Stammkundschaft, die hier auch ihre Wünsche für Produkte äußern könne. „Viele Leute finden das sehr gut, dass sie Mitsprache haben, was die Artikel angeht. Wir haben mit 200 Artikeln angefangen, mittlerweile sind wir bei 600. Und viele dieser Artikel kommen durch die Nutzer des Ladens ins Sortiment“, so der Ladeninhaber. Im „Füllkorn“ wird bewusst eingekauft, ohne überflüssige Verpackungen, ohne unnötigen Abfall – stattdessen mit wiederverwendbaren Gläsern und Stoffbeuteln – und dem guten Gefühl, Teil der Lösung zu sein. 

von Viktoria Strakeljahn

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