Ein wirklicher Geheimtipp ist Wien längst nicht mehr. Zum neunten Mal in Folge wurde Österreichs Hauptstadt in diesem Jahr zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität weltweit gewählt (Mercer Studie 2018). Lasst euch von unserer Redakteurin mitnehmen auf einen Stadtspaziergang zwischen Sehenswürdigkeiten, Sachertorte und gemütlichen Gassen!
Auf nach Wien!
Ein lang geplanter und viel zu lang aufgeschobener Mutter-Tochter-Trip führte mich in diesem Frühling mehr oder weniger unerwartet nach Wien.
Vermutlich war es die Kombination aus unmöglichen Flugzeiten, den viel zu teuren Osterferien-Angeboten des Reisebüros für sämtliche südliche Städte und einer spontanen Neugierde, die dafür sorgte, dass es für uns schließlich doch nicht nach Spanien ging.
Letztlich jedenfalls hatten meine Mutter und ich dem vorsichtigen „Was halten Sie denn von Wien?“ der engagierten Reisebüro-Mitarbeiterin zunächst einen kurzen Blick und schließlich nur ein spontanes „Auf nach Wien!“ zu entgegnen.
Und dorthin flogen wir dann, Anfang April, am Ostermontag, in aller Herrgottsfrühe.
Dank der frühen Anreise hatten wir drei volle Tage vor Ort und ein paar letzte Stunden am Abreisetag – und rückblickend halte ich 3-4 Tage auch für empfehlenswert, besonders, wenn man die Stadt zum ersten Mal besucht.
Das Hotel – eine moderne, gemütliche Stadt-Oase mit Dachterrasse
Wir kamen im Ruby Marie Hotel unter, einem der drei Wiener „Ruby“-Hotels, und wurden nicht enttäuscht. Gemütlich, aber modern und mit einem gewissen urbanen Flair, scheint die Ruby-Strategie aufzugehen und ein buntes, entspanntes Publikum aus Reisenden aller Altersgruppen anzuziehen.
Auch lagetechnisch kann ich das Hotel für einen Kurztrip empfehlen. In einer Seitenstraße der langen Maria-Hilfer-Straße war es angenehm ruhig. Wenn auch etwas abseits vom klassischen „Ring“ um die Wiener Altstadt, ist das Hotel aber doch ideal gelegen, um diverse Wiener Quartiers zu Fuß zu erreichen. Bis in den wirklichen Kern des Wiener Stadtzentrums musste man zu Fuß zwar etwa 30 Minuten einplanen, die sind jedoch schnell und gern gelaufen, wenn man dabei den Blick ein bisschen schweifen lässt und die hübschen Häuser und Gassen auf sich wirken lässt.
Als touristische Einstimmung…
…würde ich jedem Neu-Touristen in Wien eine Fahrt mit der Sightseeing-Tram empfehlen. Am besten eignet sich dieser Programmpunkt direkt zu Anfang der Wien-Reise.
Die Vienna-Ring-Tram fährt an der Haltestelle Schwedenplatz am Donaukanal ab und dann auf dem sogenannten „Ring“ einmal komplett um den Altstadtkern herum. Zu der etwa 20-minütigen Fahrt in der rustikalen Straßenbahn gibt es einen Audioguide, der nicht nur einen kompakten Überblick über Wiens Sehenswürdigkeiten und Historie verschafft, sondern auch hilfreich ist, um sich ein bisschen im Stadtbild zurechtzufinden.
Grundsätzlich kann man in Wien auch prima Metro oder Straßenbahn fahren. Das Netz ist gut ausgebaut und unkompliziert. Ich würde besonders zu Bus und Tram raten. Dann hat man nicht nur den schönen Blick auf Wiens Straßen, sondern auch die Möglichkeit spontan auszusteigen und zu Fuß weiterzugehen, wenn es einem irgendwo gut gefällt.
Spazierend durch Wien
Wir selbst haben Wien zu einem großen Teil zu Fuß kennengelernt und das ist eine empfehlenswerte Erfahrung. Diese vier Orte laden ganz besonders zu einem Spaziergang ein:
Der Altstadtkern
Innerhalb des Rings sind Bus und Bahn überflüssig. Hier sind idyllische, schmucke Gässchen nahezu miteinander verwoben und man stößt von einer Sehenswürdigkeit geradezu auf die nächste. Auf dem Graben entlang spazierend, geht es zwischen schicken Geschäften über den Kohlmarkt zur Hofburg.
Außerdem gilt: Viele Wege führen, zwar nach Rom, aber auch zum Stephansdom. Den kann man allerdings sowieso nicht übersehen. Er befindet sich im Zentrum der inneren Stadt und sowohl besagter Graben als auch die große Kärntner Straße führen direkt darauf zu. Es lohnt sich übrigens sowohl das Besteigen des Nord- als auch des Südturms. Ich selbst war für wenig Geld auf dem Nordturm und habe neben der tollen Aussicht auch einen Blick auf die berühmte Pummerin bekommen.
Von der bekannten Staatsoper aus ist das Hotel Sacher nicht weit und man kann je nach Laune eine Shoppingtour auf der Kärtnerstraße anschließen oder sich in Richtung Burggarten zu diversen Museen und dem Museumsquartier aufmachen.Ein bisschen kreuz- und quer laufen schadet in Wiens Zentrum nicht. Im Gegenteil.
Ebenfalls zum Spaziergang einladen, tun natürlich die beiden Touristen-Klassiker, der Wiener Prater(-Vergnügungspark) und der Naschmarkt.
Beides bietet sich auch gut für einen Mittagsspaziergang an. Der Naschmarkt mit seinem riesigen Angebot an Mittagstisch und Snacks lässt keinen Wunsch offen. Und auch auf dem Prater findet sich jede Menge für den kleinen oder großen Hunger – hier reicht das kulinarische Spektrum allerdings eher von Wiener Schnitzel über Würstel und die ein oder andere Süßigkeit.
Das Museumsquartier
Das Museumsquartier ist ein Muss bei gutem und schlechtem Wetter. Es erstreckt sich zwischen Volksgarten, Opernring, der Burggasse und der Mariahilferstraße. Neben den Museumsklassikern, wie dem Naturhistorischen und Kunsthistorischen Museum, finden sich hier noch zahlreiche weitere Museen. Außerdem liegt das Schmetterlingshaus, mit dem unbedingt lohnenswerten Café Palmenhaus nebenan nicht weit entfernt. Auch ein Besuch in der Nationalbibliothek lohnt sich.
Wer lieber Sonnenschein genießen mag, als sich drinnen zu bewegen, der kann auch einfach ein bisschen zwischen den prächtigen Museumsbauten spazieren, im Volksgarten verweilen und mit einem Bio-Eis in der Hand die Büsten diverser historischer Berühmtheiten begutachten.
Auch nach Sonnenuntergang hat die Gegend ums Museumsquartier einiges zu bieten. Wer Lust auf eine Wiener Theater-Erfahrung hat, es aber eher casual mag, dem ist das Volkstheater zu empfehlen – auch eine super Option für Spontan-Entscheider. Karten sind besonders für Studenten bis kurz vor Beginn sehr günstig an der Abendkasse zu erwerben.
Für den Absacker-Cocktail mit Aussicht ist das 25hours Hotel mit seiner Dachbar, dem „Dachboden“ ein toller „Geheim“-Tipp. Hier kann man mit dem Fahrstuhl auch als nicht Hotelgast hochfahren und leckere Cocktails mit Blick über Wien genießen.
Das Neubauviertel
Das Neubauviertel ist zwar in der jungen Szene Wiens ganz und gar nicht unbekannt, liegt aber etwas abseits des „typischen“ Wiener Tourismus.
Hier reiht sich Bio-Laden an Secondhand-Store und dazwischen finden sich kleine hübsche Geschäfte, die all solche schönen Dinge verkaufen, von denen man erst weiß, dass man sie vermisst, wenn man beim Bummeln darauf stößt.
Gastronomisch findet sich hier von Dönerbuden über kleine hübsche Restaurants in schmalen Nebengassen alles – indisch, asiatisch oder gut-bürgerlich, die Auswahl ist groß.
Außerdem bietet das Neubauviertel ein unbedingtes Muss für alle Vintage- und Secondhandliebhaber: Der Secondhandladen „Burggasse 24“ wirkt schon beim Blick durchs Schaufenster einladend. Ist man erst einmal drinnen, lädt das helle Geschäft nicht nur zum Stöbern durch die ausgewählten, hochwertigen Secondhand-Stücke ein, sondern auch zum Verweilen im hinteren Teil des Ladens.
Dort versteckt sich nämlich ein gemütliches kleines Café mit „Wohnzimmer-Charme“, das neben Kaffee und Limonaden auch Kuchen und Frühstück anbietet. Bei schönem Wetter kann man seinen Kaffee auch auf der sonnigen, kleinen Terasse in einer Nebengasse genießen.
Hier, zwischen Jung und Alt, mit oder ohne Laptop, kann man ganz wunderbar vergessen, dass man als Tourist in der Stadt ist.
Wer ein paar Tage mehr zur Verfügung oder sehr fitte Füße hat, der kann auch dem Sissi-Schloss „Schönbrunn“ einen Besuch abstatten. Die Fahrt hierhin lohnt allein für einen Spaziergang durch den weitläufigen Schlossgarten mit Zoo, Palmen- und Wüstenhaus und bietet damit selbst den weniger Royal-Begeisterten genügend Programm.
Abschließend habe ich für die kleine Kaffeepause zwischendurch noch zwei persönliche Empfehlungen, um gemütlich zu verschnaufen:
– Das Café Sperl (Grumpendorfer Str. 11)
… ein richtig traditionelles, altes Caféhaus.
Zu empfehlen ist es besonders für einen klassischen Wiener Kaffee (kleiner brauner, großer brauner oder was das Herz begehrt) sowie die leckeren Spezialitäten Sachertorte und Apfelstrudel.
Die ungeputzten, alten Fenstergläser und das nicht mehr ganz junge Personal unterstreichen den gemütlichen Alt-Wiener Charme.
– Das phil. (Grumpendorfer Str. 10-12)
… ist Café und Secondhandladen (insbesondere für Möbel) in einem.
Ich selbst habe es leider nicht auf einen Kaffee dorthin geschafft, sondern den kleinen Laden nur von außen begutachtet, ihn aber schon dabei für absolut lohnenswert befunden.
Von Birte Hirsch
Bilder: KROSSE