Die Weihnachtsvorbereitungen laufen auf Hochtouren, Pläne für das große Fest werden geschmiedet, die letzten Geschenke gekauft oder sogar selbst gebastelt: Weihnachten steht vor der Tür. Doch woher kommen eigentlich unsere typischen Bräuche zu Weihnachten und wie feiert Deutschland dieses besondere Fest?
Im Mittelpunkt steht natürlich das christliche Fest um die Geburt Jesu Christi. Die Adventszeit, also die vier Wochen vor Weihnachten, ist in der christlichen Kirche die Zeit der Vorbereitung und der Erwartung auf das Fest (Advent bedeutet „Ankunft“) und war ursprünglich eine Fastenzeit. In diese Zeit fallen zahlreiche Bräuche, wie zum Beispiel der Adventskranz, der erstmals 1839 mit 19 kleinen und 4 großen Kerzen entzündet wurde, oder der Adventskalender, der – ganz ähnlich dem Kranz – die Wartezeit auf das Weihnachtsfest verkürzen und die Vorfreude darauf steigern soll.
Am 6. Dezember feiern wir außerdem den Nikolaustag, den Todestag von Nikolaus von Myra. Er war ein Heiliger der katholischen Kirche, der sich vor allem um Kinder und Hilfsbedürftige kümmerte. Der Brauch des Aufhängens von Stiefeln, damit sie befüllt werden, basiert auf einer Legende. Demnach soll der heilige Nikolaus in dieser Nacht drei Jungfrauen beschenkt haben. Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung und in einigen Ländern ist er dies auch heute noch. Deshalb wird der Nikolaus auch oft mit dem Weihnachtsmann in Verbindung gebracht, da beide feierlichen Anlässe kurz hintereinander stattfinden. Doch mit dem Weihnachtsmann hat der Nikolaus nichts zu tun. Erst im 19 Jahrhundert wurde der Nikolaus vom Weihnachtsmann, einer ausgedachten Figur amerikanischer Herkunft, mehr und mehr aus seiner Rolle als Gabenbringer verdrängt.
Tannenbaum, Dekorationen und Weihnachtsmarkt – wie die nicht religiösen Bräuche Einzug in unsere Häuser gefunden haben
Doch auch andere nicht-christliche Traditionen, wie Winter- und Lichtbräuche, gehören zu dem Weihnachten, wie wir es heute kennen. Dazu gehört der Weihnachtsbaum. Er ist zwar erst 500 Jahre alt, aber den Brauch, sich grüne Pflanzen in die Wohnung zu holen, gab es schon immer. Während der düsteren und kalten Winterzeit stellten die immergrünen Tannenbäume für heidnische Kulturen ein Symbol für Fruchtbarkeit und neue Lebenskraft dar. So stellten beispielweise die Germanen zur Wintersonnenwende am 21. Dezember an öffentlichen Orten und vor ihren Häusern Tannenzweige auf. In nördlichen Gebieten wurden im Winter auch Tannenzweige ins Haus gehängt, meist um böse Geister am Eindringen zu hindern, aber auch, um die Hoffnung auf den nächsten Frühling zu nähren.
Auch heute noch wird der Tannenbaum zu Weihnachten in die Wohnung gestellt, auch wenn viele Menschen den ursprünglichen Brauch nicht mehr kennen. Geschmückt werden die Bäume mit Kerzen, die Hoffnung auf mehr Licht symbolisieren, und mit den Farben Rot und Grün als christliche Symbolfarben; Grün für die Treue und die Hoffnung auf Leben, Rot für das Blut Christi, das er vergossen hat, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen.
Einige der Dekorationsideen und Verzierungen zu Weihnachten kommen ebenfalls aus einer früheren Zeit. Da die damaligen Bauern wegen des Wetters und der dunklen Jahreszeit nicht auf den Feldern arbeiten konnten, mussten sie die stille Zeit irgendwie überbrücken. Viele der damals entstandenen Bräuche werden auch heute noch gepflegt. So wurde beispielweise gerne Stroh zum Basteln verwendet, da es in jedem Stall zu finden war. Wegen ihrer Struktur eignen sich Strohhalme besonders gut dafür. Auch heute werden sie noch zur Herstellung von Sternen verwendet, als Symbol für den Stern von Bethlehem, der einst der heiligen Familie den Weg gewiesen hat.
Und auch der Weihnachtsmarkt hat keinen direkt christlichen Hintergrund. Die ersten Christkindles- oder Weihnachtsmärkte kamen im Mittelalter, um das 14. Jahrhundert herum, auf. Handwerker und Zuckerbäcker kamen einst auf die Idee, auf den Marktplätzen Stände zu errichten, um ihre Ware auch vor Weihnachten noch verkaufen zu können. Der Brauch verbreitete sich schnell, und um noch mehr Marktbesucher anzulocken, wurden auch geröstete Mandeln, Maroni, Nüsse und heiße Getränke angeboten. Der bekannteste Deutsche Weihnachtsmarkt ist der Nürnberger Christkindlesmarkt, gefolgt vom Münchner Christkindlesmarkt, der bereits im Jahre 1310 erstmals erwähnt wird.
Traditionelles Weihnachtsessen und der Kirchgang gehören in Deutschland dazu
Die Bescherung und das Weihnachtsfest selbst feiern wir in Deutschland bereits am 24. Dezember an Heiligabend. Ein weiterer Bestandteil des Festes ist der Kirchenbesuch, bei dem man sich einen der wohl ursprünglichsten aller Weihnachtsbräuche anschaut: das Krippenspiel. Hier wird die Weihnachtsgeschichte anschaulich in einem Schauspiel nachgestellt, und auch das Singen von Weihnachtsliedern, wie “Stille Nacht, heilige Nacht”, gehört dazu. Am 25. und 26. Dezember, den eigentlichen Weihnachtstagen, wird das für Deutschland typisch aufwändig gestaltete Weihnachtsessen serviert. Dabei sind unter anderem der Weihnachtskarpfen oder die Weihnachtsgans nationale Gerichte. Aber auch spezielles Weihnachtsgebäck, wie Christstollen oder Plätzchen, sind in Deutschland unerlässlich zum Weihnachtsfest und dürfen natürlich nicht fehlen!
Marleen Janzen