Das „Fest der Liebe“ gestaltet sich, aus Sicht der Industrie und Wirtschaft, zunehmend als Konsumfest. Es wird mehr produziert und mehr Geschenke werden geshoppt – aber muss das wirklich auf Kosten unserer Umwelt geschehen?
Alle Jahre wieder boomt es zur Weihnachtszeit in den lokalen Kaufhäusern, bei sämtlichen Onlineanbietern und beim Postversand. Es gibt Sales und Rabattaktionen ohne Ende. Jede*r denkt an Geschenke, aber nicht an die Auswirkungen des Konsumrauschs. Aber auf die geliebten Geschenke zu verzichten, ist für viele jedoch keine Option. Dennoch gibt es auch hier Möglichkeiten, die Festtage nachhaltiger zu gestalten. Natürlich wird keine Firma ihr Konzept von heute auf morgen umwerfen, solange diese Entscheidungen finanzielle Risiken und Gewinnverluste bergen. Dafür können wir als Verbraucher*in aber selber tätig werden. Hier sind einige Tipps, wie sich ein Umweltbewusstsein in unser Konsumverhalten integrieren lässt.
(Last Minute-) Geschenkideen
Die vielfältigen Shoppingmöglichkeiten sind ein Segen für alle Menschen, die keine Zeit oder Ideen für die Organisation der Geschenke haben. Außerdem kann auch beim Einkaufen darauf geachtet werden, was man eigentlich genau kauft. Pralinen und Plätzchen in einer hübschen Blechdose, geschichtete Backmischungen in einer Glasflasche oder gebrannte Mandeln sind auch schnell zuhause hergestellt. Selbstgemachte Bruchschokolade aus Kuvertüre mit Nüssen, Trockenfrüchten oder Kokosstücken sind ebenfalls ideal zum Naschen und sehen sehr hübsch aus. Weitere Geschenkideen aus der eigenen Küche sind Chutneys, Gewürzmischungen, Brotaufstriche oder ein Müslimix. Mit fair gehandeltem Tee, Kaffee oder regionalem Honig vom Weihnachtsmarkt lässt sich daraus sogar eine kleine Geschenkekiste kreieren.
Themenboxen sind ein häufig verwendetes Geschenk und können genauso gut selbst zusammengestellt werden. Im Internet gibt es viele Rezepte für Naturkosmetik wie Badekugeln, Seifen etc. (z.B. auf utopia.de). Erinnerungsstücke aus gemeinsamen Erlebnissen, Briefe oder selbstgebastelte Bücher passen gut zu gekauften Kleinigkeiten und kommen von Herzen. Solche Bücher könnten ein Reisejournal, Fotoalbum oder Rezeptbuch sein. Andere Themen als „Küche“ und „Beauty“ wären unter anderem Unternehmungen wie „Kinoabend zuhause“. Zeitgeschenke können auf Karten, als Flaschenpost und Zetteln in einem Kästchen geschrieben werden. Praktische Gutscheine wären Babysitten, Gassi gehen oder die Hilfe im Haushalt. Ideen für Zeit zum Genießen sind z.B. eine Massage vom Partner, ein 3-Gänge Dinner mit Kerzen, Workshop für Handwerk oder Textilarbeit, den Liebsten sein eigenes Instrument lehren, Wanderungen, Campingreisen oder eine Fahrradtour.
Anleitungen für DIY-Geschenke gibt es ohne Ende auf Youtube. Denn wer Mützen, Stirnbänder, Socken und Schals nicht selber stricken kann, kann versuchen sich dies auf den Plattformen beizubringen. Für geschickte Finger an der Nähmaschine sind Jutebeutel oder Laptoptaschen eine nette Inspiration.
Geschenke umweltfreundlicher verpacken
Die meisten Geschenke werden in Geschenkpapier verpackt. Häufig werden dafür glänzende Plastikfolien oder beschichtetes Papier gekauft, welche kaum recyclebar sind. Recyclingpapier mit dem Siegel Blauer Engel hingegen besteht zu 100% aus Altpapier und wird auch in Drogerien wie z.B. DM angeboten. Statt Geschenkbändern aus Plastik könnte man wiederverwendbare aus Stoff kaufen. Eine weitere nachhaltigere Variante ist, das Geschenkpapier mehrfach zu nutzen. Die Geschenke müssen allerdings umso vorsichtiger ausgepackt werden. Die peinliche Situation, der beschenkten Person das eigene Geschenkpapier zurückzugeben, kann ganz einfach umgangen werden: Den Namen mit Bleistift in die Innenseite notieren und vor der Nutzung wieder wegradieren.
Auch selbstgemachte Verpackungen sind eine elegante Option und zugleich originell. Eigenes Geschenkpapier aus alten Zeitschriften, Kalenderseiten, Schnittmustern, Zeitungen, Notenblättern, Stadtplänen, Landkarten und Comics ist nicht besonders aufwändig und kostet nichts. Ebenso lassen sich daraus prima Motive, Bilder sowie Buchstaben ausschneiden. Diese können genauso wie alte Fotos auf braunes Natur Packpapier oder Geschenkanhänger (z.B. aus alter Pappe) geklebt werden. Kreative Köpfe können Packpapier auch selber mit Stiften verzieren und beschriften. Ein selbstgemachtes individuelles Druckdesign geben mit Pinsel bemalte Punkte oder Stempel auf Packpapier her.
Andere Dekorationsmöglichkeiten sind Naturmaterialien wie Tannenzweige, getrocknete Gräser, Blätter, Beeren oder kleine Äste mit Tannenzapfen. Befestigen kann man sie am besten mit Schnüren. Diese ergänzen neben Geschenkpapier auch eingepackte alte Schuhkartons und Einmachgläser.
Lebende Weihnachtsbäume im Wohnzimmer
Jeder Weihnachtsbaum muss zunächst 7-10 Jahre zu einem Baum heranwachsen. Damit die Tannenbäume nicht nach einmaliger Verwendung in der Tonne landen, kann man sie auch im Topf mieten. Auf diese Weise können sie mehrere Weihnachtsfeste überleben. Was vielleicht erst einmal komisch klingt, gibt es tatsächlich bereits in einigen Städten.
Der Baum muss dabei genauso wie eine Zimmerpflanze gegossen und an den Temperaturwechsel angepasst werden. Schmücken kann man ihn dann wie gewohnt, mit Ausnahme von Lametta und Kunstschnee. Die Anbieter informieren beim Kauf über Tipps zur Pflege und holen den Baum im Topf nach den Feiertagen auch häufig wieder von der Straße ab. Auch die Kartons für den Transport werden oft wiederverwendet.
Topfbäume können ebenfalls käuflich erworben werden, hier besteht jedoch die Gefahr, dass der Käufer nicht weiß, ob die abgehackten Wurzeln beim Einpflanzen zu sehr beschädigt worden sind. Die Überlebenschance kann deshalb geringer ausfallen.
Neben der mehrmaligen Nutzung und längeren Lebensdauer des Topfbaums gibt es aber auch viele weitere Vorteile. Die Bäume werden aufwändig im Topf herangezüchtet. Damit verbrauchen sie weniger Anbaufläche und die eingesparte Agrarfläche kann als Wald oder für Lebensmittelanbau und -produktion genutzt werden. Zudem sind viele Weihnachtsplantagen weniger ökologische Monokulturen. Des Weiteren haben einige abgeholzte Tannenbäume lange Transportwege hinter sich und verursachen vermeidbare CO2-Emissionen.
Glücksmomente teilen durch Gutes Tun
Diese Geschenkkategorie ist nicht unbedingt nachhaltiger, sondern eine andere Sichtweise darüber wie man sein Geld ausgeben kann. Es muss nicht immer alles für das teuerste Parfüm oder das neuste Handy auf dem Markt bezahlt werden.
Man kann beispielsweise einem Obdachlosen mit kleinen Mitteln ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Dazu muss nicht zwangsläufig eine hohe Summe gespendet werden. Oft reichen auch kleine Gesten wie eine Decke, ein warmer Schal, eine Kanne Tee, Hundefutter oder eine Schachtel Zigaretten.
Ein beliebtes Weihnachtsprojekt seit vielen Jahren ist außerdem Weihnachten im Schuhkarton. Dort werden viele kleine Geschenke als Paket an bedürftige Kinder in verschiedenen Ländern verschickt. Die Aktion bringt nicht nur Freude, sondern ist eine wunderbare Spende für einem guten Zweck.
Nadine Böhme