Auch dieses Jahr fanden sich wieder viele Fusionisten und Fusionistinnen zusammen, um einige Tage in eine Welt voller bunter Farben, Leichtigkeit und Fröhlichkeit einzutauchen. So beschreibt es uns Nina, die immer wieder zur Fusion fahren würde, um den Zwängen des Alltags zu entfliehen und die verrückte Seite, die jeder in sich trägt – ohne ver- und beurteilt zu werden – auszuleben. Was ist also diese Fusion und was ist eigentlich mit Ferienkommunismus gemeint?
Die Fusion findet seit 1997 jährlich Ende Juni statt. Auf einem ehemaligen russischen Militärflugplatz in Mecklenburg entsteht eine Welt, in der die Besucher (FusionistInnen) endlich einmal ganz sie selbst sein können. Die Fusion bietet ein breites Spektrum an besonderen Angeboten. Neben Musik, Kino, Performance und Theater reicht dieses bis zu Installation, Interaktion und Kommunikation.
Viele Lichter, Kunstwerke und Skulpturen … die Fusion scheint wie eine große Ausstellung. Eine kleine besondere Welt, in der mit viel Liebe zum Detail die Umgebung gestaltet wird. Neben der Aufmachung des Festivalgeländes sind es die kleinen Extras, die die Fusion auszeichnen.
Auf dem Familiencampingplatz gibt es einen Badesee zum Abkühlen. Die Essensangebote sind ausnahmslos vegetarisch oder vegan und durchaus erschwinglich. Wer sich Geld dazu verdienen möchte, kann sich auf dem Gelände ansässigen Arbeitsamt für eine Schicht eintragen lassen und quasi die Hälfte des Festivaltickets (40€) wieder dazu verdienen.
Darüber hinaus sind vor allem die Fusionellas ein kleines Highlight, denn auch so können Frauen im Stehen pinkeln (äußerst hilfreich).
So besonders wie die Fusion ist, so außergewöhnlich ist auch der Ticketerwerb. Denn Tickets kann man nur kaufen, wenn man beim Ticketbingo die Kaufoption gewonnen hat. Die Tickets sind dann personalisiert und werden per Post zugeschickt. So entscheidet das Glück und nicht die Schnelligkeit darüber, wer zur Fusion fahren darf.
Natürlich gibt es auch eine Schattenseite in dieser bunten Welt. Bei bislang keinem anderen Festival ist mir ein solch offener Umgang mit Drogen begegnet, wie auf der Fusion. Dort Drogen zu erwerben, wird einem nicht schwer gemacht, denn Zeltplätze, an denen diese verkauft werden, sind offensichtlich durch eigene Werbeschilder gekennzeichnet. Und wenn man keine Lust hat zu laufen, kommen die Verkäufer auch auf einen zu. Aber dies sollte auf keinen Fall dazu führen, die Fusion negativ zu betrachten.
Denn eines steht fest, jeder weiß, welche Gefahren Drogen mit sich bringen können und darüber kann man sich sonst auch am Drogeninformationsstand auf der Fusion direkt erkundigen. Außerdem wird man ja zu nichts gezwungen.
Somit überwiegen meiner Meinung nach die Besonderheiten der Fusion und im Sinne des Ferienkommunismus empfand ich die Fusion als einen außergewöhnlichen Urlaubsort und sehe es ähnlich wie die Fusionistin Nina, die sagt, dass die Fusion für sie Freiheit bedeutet und die Menschen dort einen so annehmen, wie man ist.
Katharina Sponbiel