Lukas Stegemann, ein angehender junger Lehrer aus Bremen, traf sich häufig mit einem Freund zum Hosenflicken. Dabei hörten sie gerne „Die drei???“ und fieberten mit den Detektiven beim Lösen ihrer Fälle. Hörspiele sind eben doch nicht out.
So denken viele junge Menschen und erinnern sich an die Zeiten des Walkman und Discman, wofür man noch Kassetten oder CDs und dicke Batterien brauchte. Nachdem Lukas ein Seminar zum Thema Siebdruck besuchte, begann er zu überlegen, ob man nicht Nadel und Faden zusammen mit einem Hörspiel verbinden könnte. Mit dem Prinzip von „Malen nach Zahlen“ gelang es ihm, ein System zu entwickeln und er schrieb sein eigenes Drehbuch über Detektive in Bremen, mit realen Schauplätzen und bekannten Stimmen. Lukas konnte beispielsweise Henning Scherf und Flo Mega für seine Idee begeistern. So hat er Personen des öffentlichen Lebens in seinem Projekt untergebracht und gewann dadurch die Aufmerksamkeit der lokalen Medien, wie Radio Bremen und RTL Nord.
Wer nun einmal eines seiner Hörspiele hören möchte und dazu ein T-Shirt oder einen Jutebeutel bestickt, aber keine Ahnung mehr vom textilen Gestalten aus der Schule hat, kann sich vorab „Das kleine 1×1 des Stickens“ auf der Internetseite von Stick-n-Listen ansehen. Hier vermittelt Lukas’ Großmutter die Grundinformationen. Danach heißt es auf gut Deutsch gesagt: „Learning by doing“. Am besten natürlich mit Freunden, um den Spaßfaktor zu vergrößern und eventuell Hilfestellung zu bekommen.
Sticken? Bitte was?
Für alle Gegner des textilen Gestaltens, die meinen, Sticken sei öde und langweilig, tauchen viele Fragezeichen auf, wenn von dieser vermeintlichen Sportart für Ältere berichtet wird. Doch dieses Projekt ist generationsübergreifend und bringt auch das gute, alte Hörspiel und Sticken wieder unter jüngere Leute, die sich dafür schnell begeistern lassen. Stick-n-Listen ist also wie Ska Musik. Viele Ältere sagen, dass sie es aus ihrer Jugend kennen und die jungen Leute heute fahren trotzdem darauf ab. Ein neuer Retrotrend, oder wie Prinz Pi sagen würde: Je retro desto neu! Der Entwicklungsprozess des Zuhörens und derweil selber etwas zu gestalten, ist relativ simpel zu verstehen. Dem Hörer wird eine interaktive Rolle zuteil.
Kriminalität in Bremen
In seinen bisher zwei Folgen „Bremen in Gefahr“ und „Tödlicher Showdown“ der Bremer Detektive wird Realität mit Fiktion verbunden. Realität durch wirklich existierende Schauplätze, wie zum Beispiel Titus im Viertel, dessen Besitzer auch im Hörspiel sich selber spricht, und Fiktion durch die erfundenen Fälle, die die Bremer Detektive lösen. In den Geschichten erleben die Ermittler aber auch ganz alltägliche Dinge, Probleme und Situationen wie sie wohl jeder Bremer kennt. Zum Beispiel, dass man mit dem Fahrrad in den Straßenbahnschienen stecken bleibt, oder den Besuch eines Konzerts im Tower und vieles mehr.
Stick-n-Listen on Tour
Die Releases der Hörspiele, verbunden mit einer großen Stick-n-listen Party, finden am Hauptbahnhof im Tower Musikclub statt. Kurz vor Weihnachten versammeln sich etliche Fans, um gemeinsam das neue Hörspiel zu hören und dazu zu sticken.
Das Wort Stick-n-Listen hat übrigens auch etwas Hanseatisches. Es steht für: Sticken (nach Zahlen) und Zuhören. Unzertrennlich wie die Worte Murmeln und Löten.
Man stickt allerdings nicht auf seinen kaputten Hosen oder flickt sie während des Hörspiels. Zumindest nicht beim ersten Hören. Neben Nadel und Faden gibt es ein T-Shirt oder einen Jutebeutel, auf denen ein Bild vorgedruckt ist, dazu. Diese ergänzt man durch das Sticken nach Zahlen. Und durch die realen Orte, die beschrieben werden, bekommt der eine oder andere Nicht-Bremer ja vielleicht auch Lust auf einen Besuch in unserer Hansestadt, um die Geschichten des 26-jährigen Lukas Stegemann direkt beim Hören des Hörspiels mit zu betrachten.
Wer mehr erfahren will, schaut entweder im Blog vorbei oder verbindet sich direkt über Facebook.
Max Kleine-Boymann