In kürzester Zeit haben Soldaten des Bremer Landeskommandos Notunterkünfte auf dem Bundeswehrgelände in Huckelriede für Flüchtlinge errichtet. Das war im Jahr 2015, zur Hochzeit des Flüchtlingsstroms. Doch wie sieht es jetzt aus? Wir haben uns ein Bild von der aktuellen Situation gemacht.
Was hat die Bundeswehr mit Flüchtlingen zu tun? Im Land Bremen einiges. Das Landeskommando Bremen hat sich im vergangenen Jahr unter anderem um die Errichtung vieler Unterkünfte gekümmert, denn das Land Bremen war überfordert. Es kamen mehr Menschen als geplant und es fehlte an Unterkünften, Kleidung und Helfern. Turnhallen wurden für den Winter umgerüstet, um den Menschen eine würdige Unterkunft bieten zu können. Die strukturierte Planung der Bundeswehr ermöglichte nicht nur einen einfachen Ablauf, sondern auch schnelle Hilfe und Unterstützung dort, wo sie nötig war.
Notunterkunft auf Kasernengelände
Auch in der Scharnhorstkaserne in Huckelriede wurde eine Notunterkunft errichtet. Sie zählt zu einer der ersten Unterkünfte in Bremen. Dafür wurden von Soldaten Fahrzeughallen leergeräumt und umgerüstet. Toiletten, Abwassersysteme und Duschen wurden installiert. Ebenso wurde rechtzeitig zum Winter eine Heizungsanlage angebracht.
Aktuell leben dort ca. 170 Flüchtlinge. Zu Hochzeiten waren es über 400 Flüchtlinge, in einer Unterkunft die nur für ca. 340 Menschen ausgelegt ist. Anfänglich sollten nur Männer in der Notunterkunft untergebracht werden, doch heute gibt es zudem eine Halle für Familien.
Viele Bewohner nehmen regelmäßig an Sprach- oder Integrationskursen teil. Ihren Alltag gestalten die Bewohner selbst. Drei Mal pro Woche findet eine Kinderbetreuung statt. Viele Kinder würden gerne zur Schule gehen, aber ohne Bleiberecht bekommen sie keine Plätze in den Schulen, da die Sorge besteht, dass sie zu oft die Schulen wechseln müssten, wenn sie in andere Unterkünfte umziehen.
Die Aufnahme
Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, werden zunächst aufgenommen, danach registriert und untergebracht. Anschließend werden Maßnahmen zur Integration eingeleitet. Sprachbarrieren sind dabei ein großes Problem. Besonders, wenn die Neuankömmlinge anfangs sehr nervös und emotional sind. Daher wurden Dolmetscher organisiert und alle nötigen Aushänge und Informationen auf mehreren Sprachen übersetzt, um anfängliche Missverständnisse zu vermeiden.
Die Zukunft
Bis Ende 2016 sollen die Hallen der Notunterkunft wieder geräumt werden. Dann findet in der Scharnhorstkaserne auch keine Erstaufnahme mehr statt. Solange muss geklärt werden, in welchen Übergangswohnheimen die Flüchtlinge untergebracht werden können. Nur Flüchtlinge mit einem Bleiberecht dürfen aus den Notunterkünften ausziehen und in ein Übergangswohnheim einziehen. Aber es gibt noch nicht genügend Plätze oder Wohnungen im Land Bremen.
Übergangswohnheime und sanitäre Hilfe
Ein solches Übergangswohnheim befindet sich ebenfalls auf dem Gelände, ist aber abgetrennt von der Notunterkunft. Das Besondere an der Notunterkunft der Scharnhorstkaserne, war der extra eingerichtete Sanitätsdienst, denn die medizinische Versorgung war ein großes Problem und gab es so zu der Zeit für die Notunterkünfte in Bremen auch noch nicht. Die Einrichtung eines Sanitätsgebäudes war ein großer Vorteil für Bremen, denn Krankheiten wie Krätze oder Läuse waren nicht selten und konnten dadurch behandelt werden. Hier wurde darauf geachtet, weibliche Ärzte bereitzustellen, da viele Frauen sich nicht von Männern untersuchen lassen wollten.
Der Sanitätsdienst war für alle Unterkünfte in Bremen zuständig. Zurzeit gibt es 112 Notunterkünfte in ganz Bremen. Es wurden extra Fahrdienste organisiert, damit jeder die Möglichkeit hatte, sich hier behandeln zu lassen. Später wurde der Fahrdienst vom Roten Kreuz übernommen und die Leitung des Sanitärdienstes ging an das Gesundheitsamt.
Einsatz der Bundeswehr
Bremen zählt zu den Ländern, die Anfang September 2015 die meisten Soldaten zur Unterstützung der Flüchtlingsunterbringung bereitgestellt haben. Zur Höchstzeit waren das 150 Soldaten in ganz Bremen. Sie dienten als schnelle Unterstützungskräfte und waren unter anderem zuständig für den Aufbau von Betten und Trennwänden, der Registrierung oder der Essensausgabe. Die Bundeswehr hat dabei keine Ordnungsdienste übernommen, sondern nur unterstützende Aufgaben wahrgenommen. Sie hatte keine polizeilichen Befugnisse. Die Unterstützung durch Soldaten endete am 31.03.2016. Dadurch wurden viele zivile Arbeitsplätze geschaffen.
Lorena Herrmann und Milena Kowski
Bildquelle: KROSSE