2019 – Deine Stunden sind gezählt. In wenigen Tagen wird das neue Jahrzehnt mit knallenden Korken und Feuerwerk gefeiert. Wie in jedem Jahr rechnen Feuerwehr und Polizei zum Jahreswechsel mit zahlreichen Unfällen und Bränden. Hinzukommen Schäden für Tier und Umwelt. Geht das nicht auch anders?
Was den Jahreswechsel so besonders macht, sind nicht nur die Neujahrsvorsätze, die viele haben, sondern auch die Befreiung von alten Lasten. Um die bösen Geister zu vertreiben, wird es Silvester laut: Von Knallfröschen, die durch die Straßen hüpfen bis hin zum großen Feuerwerk am Himmel. Doch bei all der Freude vergessen die Menschen, welche Folgen Silvesterknaller haben, für sich selbst, Tiere und die Umwelt.
Wie gefährlich Silvester in den Großstädten ist, sieht man an den Zahlen aus dem vergangenen Jahr: In Hamburg musste die Feuerwehr zum Jahreswechsel 2018/2019 in nur einer Nacht über 300 Brände löschen. Selbst in Bremen gab es über 70 Löscheinsätze, bei denen vor allem brennende Mülleimer und Balkone durch Raketen und Böller im Fokus der Feuerwehr standen. Aber auch die Rettungsdienste sind im Dauereinsatz. Gründe dafür waren hauptsächlich hoher Alkoholkonsum und ein „falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern“, so heißt es zumindest in der Pressemitteilung der Bremer Feuerwehr. Auf die erhöhte Gefahr reagiert sie mit mehr Einsatzkräften sowie Rettungs- und Löschfahrzeugen: „Silvester ist der einzige planbare Tag mit einem erhöhten Einsatzaufkommen für die Feuerwehren und den Rettungsdienst“, erzählt Andreas Desczka, Pressesprecher der Bremer Feuerwehr.
Wie die Tiere darunter leiden
Schaden nehmen aber nicht nur Menschen, die verletzt ins Krankenhaus kommen, oder deren Balkone von noch glühenden Raketen in Brand gesteckt werden. Auch die Tiere sind unnormalem Stress ausgesetzt: Zu jeder Jahreswende knallt es so laut, dass die Vögel gemäß Angaben des NABU ihre Schlafplätze verlassen und von ihren Familien getrennt werden. Zudem können die lauten und plötzlichen Geräusche sowohl beim Menschen als auch bei den Tieren Hörschäden nach sich ziehen. Laut NABU verursachen Böller, die in der Nähe von Seen und Flüssen gezündet werden, Druckwellen, durch die Tiere im Wasser ertrinken können.
Neben den Wildtieren leiden auch die Haustiere, die aufgrund der lauten Knaller panisch umherlaufen und nach einem sicheren Versteck suchen. Der Deutsche Tierschutzbund e.V. empfiehlt daher, Hunde beim Gassi gehen die Tage vor und nach Silvester anzuleinen, da sie sonst verschreckt weglaufen könnten. Außerdem sollten Katzenbesitzer*innen ihre Tiere möglichst nicht aus der Wohnung lassen.
Ignorant gegenüber Umwelt und Mitmenschen
Besonders deutlich zeigt sich Silvester die Ignoranz gegenüber der Umwelt. Was der Feinstaub mit der Luft anstellt, ist an den Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu sehen. Allein in dieser einen Nacht setzen Feuerwerkliebhaber*innen etwa 4.500 Tonnen Feinstaub frei, das sind etwa 15 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge, sagt das Umweltbundesamt. Auch wenn die Schadstoffe in der Luft mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, so sind sie trotzdem schlecht für die Gesundheit der Menschen: Beim Einatmen gelangt der Feinstaub in die Lungen und kann dort Erkrankungen auslösen. Vor allem für Asthmatiker*innen steigt das Risiko für Anfälle, ergänzt das Umweltbundesamt.
Und was passiert mit den Überresten der Silvesternacht? Die räumen sich auch nicht von selbst wieder weg. Zwar ist jede*r selbst dafür verantwortlich, die eigenen Abfälle zu entsorgen und nach der Böllerei wieder mitzunehmen. Dennoch rüstet sich die Bremer Stadtreinigung auf einen zusätzlichen Einsatz am frühen Neujahrsmorgen, um den groben Müll zu entfernen. Allerdings ist bisher kaum abzuschätzen, wie stark die Chemikalien in den Feuerwerkskörpern den Boden belasten, erklärt der NABU.
So ignorant wie die Feierwütigen mit ihrer Umwelt sind, so sind sie es auch mit ihren Mitmenschen: Die lauten Raketen verängstigen viele und können Erinnerungen an traumatische Erlebnisse hervorrufen. Aus diesem Grund weist die Bremer Feuerwehr darauf hin, keine Silvesterknaller in der Nähe Krankenhäusern, Kinder- und Seniorenheimen sowie Flüchtlingsunterkünften zu verwenden.
Tradition steht über Umweltschutz
Bei all den Gründen, die gegen ein Feuerwerk sprechen, bleibt die Frage offen, warum es immer noch kein deutschlandweites Verbot der Böller gibt. Und das, obwohl der BUND bereits dazu aufrief, Gesetzesänderungen auf den Weg zu bringen, so dass auch in anderen EU-Ländern nicht mehr geknallt wird. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Deutschland begründet die Entscheidung mit der Tradition: „Die Umweltbelastung von Silvesterfeuerwerken ist – ähnlich wie bei Osterfeuern – zeitlich sowie regional stark begrenzt. Traditionen und Bräuche sind Teil unseres Lebens und sollen es auch bleiben“, heißt es auf der Website des Ministeriums. Damit werden Sylt und Amrum mit ihrem kompletten Feuerwerksverbot auch 2019 die Ausnahmen bleiben.
Sicher ins neue Jahr
Was aber tun, wenn es laut und neblig wird? Anstatt beim großen Spektakel noch mehr Feinstaub in die Luft zu pusten, kann jede*r für sich überlegen, ob es nicht auch ohne oder mit Alternativen geht. Eine Möglichkeit ist es, das private Feuerwerk gegen ein zentral organisiertes einzutauschen. Das spart nicht nur Feinstaub, sondern auch das eigene Geld. Eine andere Möglichkeit ist es, Licht- und Lasershows zu veranstalten. Laut BUND bewährte sich dies in Landshut, nachdem die Stadt Feuerwerk verbot.
Falls dennoch nicht auf die eigenen Knaller verzichtet werden kann, sollte man sich der Tiere zuliebe von Grünanlagen und Gewässern fernhalten. Haustiere sollten geschützt werden, indem die Fenster geschlossen bleiben und abgedunkelt werden. Darüber hinaus sei es laut Deutschem Tierschutzbund e.V. wichtig, dass eine Vertrauensperson sicherheitsspendend bei dem Tier bleibt.
Um Balkonbrände zu vermeiden, rät die Feuerwehr, brennbare Gegenstände wegzuräumen und die Fenster zu schließen. Wer selbst mit Pyrotechnik hantiert, sollte dabei vorsichtig sein, um Verbrennungen und Verletzungen zu vermeiden.
Damit bleibt allen nur ein wenig Vernunft und einen guten Rutsch ins neue Jahrzehnt zu wünschen – Cheers!
Monika Dzialas