Melanie Müller, Stefan Raab und neuerdings Kay One – sie alle versuchen, uns den WM-Hit zu kredenzen. Und versagen dabei auf ganzer Linie. Volltreffer oder Eigentor? KROSSE stellt euch die WM-Songs 2014 vor.
Das waren noch Zeiten, als die deutsche Nationalelf noch selbst zum Mikro griff, um das Vaterland musikalisch auf die WM einzustimmen. Unvergessen sind Hymnen wie „Fußball ist unser Leben“ (1974) oder „Far Away in America“ (1994). Doch ab 1998 konzentrierten sich die Spieler wieder aufs Kicken und von da an war der Ring frei für zahlreiche professionelle und selbsternannte Musiker, die alle vier Jahre die Chance witterten, uns mit zahlreichen WM-Songs zu überschütten. Auch dieses Jahr gibt es wieder eine vielfältige Auswahl – doch genau wie in der derzeitigen Nationalelf ist die Lage auf dem Musikmarkt etwas durchwachsen. Doch keine Bange, KROSSE hat sich umgehört und stellt euch hier die größten No Go’s vor und gibt zum Schluss auch noch musikalische Alternativen.
Shakira vs. Jennifer
Während früher nicht nur die Teams selber gesungen haben, war es auch üblich, dass jeweils „Einheimische“ die WM-Songs trällerten. Doch irgendwann entdeckten auch internationale Popstars das lukrative Geschäft. Alles fing irgendwie mit Shakira an, die uns 2010 zur WM in Südafrika aggressiv-fröhlich hopsend mit „Waka Waka“ beschallte. Bis heute habe ich keine Ahnung, was „Waka Waka“ eigentlich bedeutet und warum die lateinamerikanische Shakira plötzlich Sinnbild für Südafrika wurde. War das ein Phänomen der Globalisierung oder reichte es einfach aus, dass sie mit dem Fußballer Gerard Piqué verheiratet ist? Auch in diesem Jahr singt sie wieder in Babysprache (Diesmal „La La La“) auf dem offiziellen FIFA-Album. Ebenfalls ein offizieller WM-Song 2014 ist „We are One“. Dieser besticht vor allem durch das Pseudo-Brasilianische „Olé Ola“ im Refrain, das unverständliche Gebrabbel von Pitbull und eine unsympathische Jennifer Lopez. Da rettet die Kooperation mit der brasilianischen Sängerin Claudia Leitte auch nichts mehr – hört sich an wie die immer gleiche Pitbull-Dance-Nummer. Shakira vs. Jennifer: Beide doof!
Und was singt Deutschland?
Ein paar nationale Alternativen lassen sich hierzulande zwar finden, verursachen jedoch meist Brechreiz in den Ohren. So z. B. das oberpeinliche WM-Lied „Auf geht’s Deutschland schießt ein Tor“ von Dschungelkönigin und Ost-Wunder Melanie Müller oder die gruselige Gartenzwerg-Komposition „Wir kommen, um ihn zu holen“ von Ralf Siegel Junior aka Stefan Raab, die es in gleich drei (!) Varianten gab. Statt drei schlechten hätten wir uns EIN gutes Lied gewünscht, Herr Raab!
Auch denkwürdig: Die famosen Englisch-Reimkünste von Kay One und Patrick Miller in „United“ inklusive brasilianischem Getrommel. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hingegen krönt Andreas Bourani mit dem heroischen Titel „Auf uns“ zum WM-Hit. Der Sänger, der überraschenderweise aus der One-Hit-Wonder-Versenkung auferstanden ist. Hört sich an wie eine Mischung aus Xavier Naidoo und Herbert Grönemeyer: Wenig spektakulär.
Kross-musikalische Empfehlungen
Aber anstatt nur zu meckern, wollen wir euch hier einige Alternativen präsentieren, damit die WM wenigstens kein musikalisches Desaster wird – einige dieser Songs könnt ihr euch z. B. bei Spotify auf dem aktuellen Album der FIFA zur WM 2014 „One Love, One Rythm“ anhören:
Brasilien-Feeling
– Tatu Bom de Bola – Arlindo Cruz (Brasilianischer Samba-Musiker)
– Go, Gol! – Rodrigo Alexey, Preta Gil (Beide sind ebenfalls Brasilianer!)
Neu
– The World is Ours – Aloe Blacc x David Correy (Bekannt aus der Coca-Cola Werbung)
– Dar um Jeito – Santana, Wyclef Jean, Avicii, Alexander Pires (Portugiesisch; bedeutet übersetzt: „Wir werden einen Weg finden“)
– Vida Spanglish Version – Ricky Martin (Er hat es immer noch drauf)
Deutsche Alternativen
– Wir waren hier – Cro (Nach dem Motto, ‘Dabei sein ist alles’)
– Wir holen den Pokal – Ois Easy (Besser als Raab auf jeden Fall)
– Das Ding muss rein – Hape Kerkeling (Fieser Beat aber genialer Text)
Lisa Marie Siewert und Kevin Ehlers