Es ist Zeit für Star Wars 8! Nachdem Episode 7 eine zu große inhaltliche Nähe zu Episode 4 vorgeworfen wurde, möchte Rian Johnson mit The Last Jedi die Kohlen aus dem Feuer holen. Gelingt ihm das oder verkommt auch Episode 8 zu einer Nacherzählung eines vorherigen Teils?
Selten war die Vorfreude auf einen Film größer. Star Wars VIII The Last Jedi knüpft genau da an, wo der Vorgänger zu Ende ging. Neu-Jedi Rey (Daisy Ridley) übergibt Serienikone Luke Skywalker (Mark Hamill) sein Lichtschwert auf dem abgeschiedenen Planeten Ahch-To, während sich der Widerstand um General Leia Organa (Carry Fisher), Finn (John Boyega) und dem selbsternannten besten Piloten des Widerstandes, Poe Dameron (Oscar Isaac), einem Vergeltungsschlag der Ersten Ordnung ausgesetzt sieht.
Inkonstantes Erzähltempo
Der erste Teil des Films ist in drei Stränge unterteilt, die jeweils einem der Hauptcharaktere folgen. Jede dieser Geschichten bietet viel Charakterentwicklung und ist spannend aufbereitet, lässt jedoch einige Fragen entstehen. Denn während Poe Damerons Character Arc wie ein Kammerspiel daherkommt und den Eindruck erweckt, es würde kaum Zeit vergehen, scheint Reys Geschichte sich über mehrere Tage zu erstrecken.
Jede der drei Geschichten ist spannend erzählt und bietet genügend Freiraum für die Charaktere, um sich zu entfalten und zu entwickeln. Was sie jedoch nicht bieten sind ruhige Momente, um das Geschehen zu reflektieren oder sich in den fantastisch gestalteten Welten zu verlieren. In diesen Momenten zeigt sich auch, dass manche Nebencharaktere viel zu kurz kommen. Supreme Leader Snoke (Andy Serkis), welchen man in Episode 7 nur als Hologram sah, erhält kaum bis gar keine wichtigen Szenen und bleibt über die gesamte Spielzeit des Films eher blass.
Visuelle Augenweide
Was der Film mit den Charakteren nicht schafft, gelingt ihm aber mit seiner Welt. Die Weltraumschlachten sind fantastisch inszeniert und sehen noch besser aus als in Rogue One und die verschiedenen Planeten fügen sich so großartig in das Serien-Universum ein, dass es schade ist, dass dem Zuschauer nicht mehr Zeit gegeben wird, sich in Ihnen zu verlieren. Darüber können leider auch nicht die verdammt süßen Porgs hinwegtrüben.
Ebenfalls Star-Wars typisch großartig ist der von John Williams komponierte Score. Dieser hält sich in ruhigen Momenten zurück um dann in den wichtigsten Szenen zu glänzen und kommt genauso variantenreich daher, wie die drei Erzählstränge.
Inhaltliche Versatzstücke und Twists
Wie auch J.J. Abrams, wird sich Rian Johnson sicherlich viel Kritik wegen der inhaltlichen Nähe zu Episode 5 anhören müssen. Obwohl es dieses mal keine Nacherzählung einer früheren Episode ist, sind gewisse inhaltliche Parallelen nicht zu leugnen. Bestimmte Konfrontationen zwischen der hellen und dunklen Seite der Macht sind angelehnt an Episode 5, dienen aber einem anderen Zweck und finden sich an anderen Stellen im Film wieder. Dadurch erhält der Film seine eigene Identität.
Kreativ sind auch die Twists von The Last Jedi in die Story verwoben. Obwohl so viel im Vorfeld über den Film geschrieben wurde, kann Rian Johnson doch überraschen. Allerdings werden manche dieser Twists Zuschauer sehr unbefriedigt zurücklassen.
Comic Relief über Comic Relief
Genauso unbefriedigend ist die Rolle der ersten Ordnung im Film. Die Antagonisten – allen voran General Hux (Domhnall Gleeson) – werden immer wieder für Comic Relief-Momente missbraucht. Dies lässt nicht nur Zweifel an der Kompetenz der Ersten Ordnung aufkommen, sondern schadet dem Film als Ganzes. Wie soll man die Leiden der Hauptcharaktere ernst nehmen, wenn die Antagonisten nicht mehr als ein Haufen unkoordinierter Lachnummern sind?
Am Beispiel der Ersten Ordnung zeigt sich eines der größten Probleme des Films. The Last Jedi nimmt sich selbst in den vermeintlich ikonischen Momenten des Films nicht ernst genug. Zwar gab es in der Serie immer eine gehörige Portion Humor, dieser kam aber nur pointiert, sodass die gesamt Stimmung nicht darunter litt. The Last Jedi ist jedoch viel zu albern, vor allem in wichtigen Szenen, was für die Ausgangslage in der sich der Widerstand zum Anfang des Films wiederfindet nicht angemessen ist.
Fazit
Star Wars Episode VIII The Last Jedi ist ein weitaus besserer Film als Episode VII. Visuell bombastische Momente wechseln sich mit nicht nachzuvollziehenden Unterschieden im Erzähltempo ab und manche Charaktere werden kaum bis gar nicht genutzt. The Last Jedi ist ein guter Film, aber eben nicht der Meilenstein, der er hätte sein können. Dafür ist er zu albern und zu inkonstant. Im Vergleich zu Rogue One ist Episode VIII ein Spaghettiwestern im All und kein Kriegsfilm, wie es sich manche vielleicht gewünscht hätten.
Von Sascha Wagner