Elton John: extravagante Outfits, Welthits und eine Lebensgeschichte, die weit über „normal“ hinausgeht. Perfekter Filmstoff, der nun endlich mit Rocketman auf die große Leinwand gebracht wird. Ist das so aufregend und spannend wie es klingt, oder bloß ein bunter Kindergeburtstag?
Als großer Entertainer der 60er, 70er und darauffolgender Jahrzehnte dürfte Elton John vielen bekannt sein. Zwei seiner bekanntesten Songs sind Your Song oder der titelgebende Rocket Man. Ebenso war er maßgeblich an der Musik zum Disney Kultfilm Der König der Löwen beteiligt und macht bis heute Features mit modernen Künstlern, wie zum Beispiel der US-amerikanischen Band Fall Out Boy.
Die rockige Lebensgeschichte eines Weltstars
Eigentlich als Biopic (anderes Wort für Filmbiographie) vermarktet, gleicht der Film durch die in die Handlung verwobenen Gesangseinlagen eher einem rasanten Rock-Musical. Und das ist genau das, was ein Film über Elton Hercules John sein sollte.
Beginnend in seiner Kindheit, gezeichnet von einem lieblosen Vater und einer egozentrischen Mutter, erlebt der Zuschauer Eltons erste Schritte zum Weltstar. Der junge Elton John entdeckt sein Talent zum Klavierspielen und es dauert nicht lange, bis er ein Stipendium an der Royal Academy of Music erlangt und in kleineren Bars auftritt. In einer dynamischen Musicalszene vollzieht sich der Übergang zum jungen Erwachsenen, der in einer Band spielt und den Texter Bernie Taupin kennenlernt.
Die beiden produzieren Songs am laufenden Band und erlangen so immer mehr Bekanntheit. Wobei es eigentlich nur Elton ist, der bekannter wird. Bernie hält sich eher im Hintergrund. Trotzdem ist er für seinen Freund aber immer zur Stelle, und behält den Überblick.
Während seine Karriere steil bergauf geht, hat Elton jedoch mit toxischen Menschen und Einsamkeit zu kämpfen. Wie so viele Rockstars der Geschichte flüchtet Elton sich in den Alkohol- und Drogenkonsum. Selbst Bernie kann ihn davor nicht bewahren.
Kennt man? – Kann sein!
Damit kommen wir auch zum ersten Kritikpunkt. Viele (Musical-)Biopics weisen ähnliche Strukturen auf. Der Protagonist entdeckt die Musik für sich, wird über Nacht zum Star, kommt mit seinen Problemen nicht mehr klar und stürzt ab. Das kann auf die Dauer ermüdend sein. „Rocketman“ gleicht dies allerdings mit der imposanten Inszenierung und dem zügigen Tempo des Films aus. Aber ist das hohe Handlungstempo vielleicht zu zügig? Ein wenig. Man kann nur schwer zu anderen Charakteren als dem Protagonisten Nähe aufbauen. Das mag aber, weil es sich eben um eine Biographie handelt, gar nicht so dramatisch sein.
Ein riesengroßer Pluspunkt für den Film sind die sehr passend mit der Handlung verwobenen Songs. In vielen Musikfilmen kann man beinahe alle Gesangseinlagen rausstreichen, ohne die Handlung zu verpassen. Aber nicht so in „Rocketman“. Jedes Lied treibt die Handlung maßgeblich voran.
Auch die Kostüme sind auf den Punkt gebracht: Von den bekannten bunten Federprachten bis hin zu den geflügelten Hermesschuhen sie sind ein wahrer Augenschmaus.
Ebenfalls beeindruckend ist Hauptdarsteller Taron Egerton. Mit seiner schauspielerischen Leistung trifft er den Nagel auf den Kopf. Man lacht mit ihm, man weint mit ihm, aber vor allem klebt man an seinen Lippen. Denn singen kann der Kingsman-Star auch. Er gibt Eltons Liedern seinen eigene Note ohne das Ausgangswerk zu zerstören.
Generell hat der Film eine durchweg beklemmende Wirkung, aus der versucht wird auszubrechen. Man erlebt also auch selber Eltons Reise hautnah mit. Die Geschehnisse werden teilweise grausam eingeprügelt – und das ist genau richtig so. Seien es die homophoben, lieblosen Kommentare seiner Eltern oder die maßlose Geldgier von Eltons Manager.
Fazit
Mit Rocketman erlebt das Publikum zwei sehr unterhaltsame Stunden Kino, die vor farbenfrohen Inszenierungen nur so glühen. Gleichzeitig beinhaltet der Film emotionale Konflikte, die den ein oder anderen wahrscheinlich vor Frust in den Sitz des Vordermanns beißen lassen.
von Shajana Reuter
Bildquelle: KROSSE