„Resident Evil: Village“, der 8. Teil von Capcoms berühmter Horror-Reihe hat es endlich in die virtuellen und physischen Regale geschafft. Doch der jüngste Teil bringt nicht nur einige Neurungen, sondern auch gerade ältere Mechaniken der Reihe zurück.
Vier Jahre nach dem letzten Serienteil, feiert Entwickler Capcom nun mit uns das 25-jährige Jubiläum der Reihe. Nach den ersten Trailern war klar, dass es diesmal wieder etwas mehr Action geben würde. Optisch orientiert sich der neue Teil definitiv an dem gefeierten 4. Teil der Reihe. Dieser wurde bereits für seine gelungene Mischung aus Horror und Action gelobt, während spätere Vertreter dem Horror zum Leidwesen einiger Fans fast gänzlich den Rücken kehrten. Village versucht nun diesen Spagat ein weiteres Mal zu meistern.
Was erwartet die Spieler?
Inhaltlich geht es wieder, wie in Teil 7, um „Ethan Winters“. Dieser ist mittlerweile ein frisch gebackener Vater und lebt mit seiner ebenfalls aus Teil 7 bekannten Frau „Mia“, in Osteuropa. Doch ein schrecklicher Vorfall stört das Glück des Ehepaars. Serien-Veteran Chris Redfield bricht mit seiner Antiterroreinheit in das Haus der beiden ein und erschießt kurzerhand Ethans Frau. Dies trifft nicht nur den Spieler, sondern auch den Protagonisten Ethan besonders, denn in Teil 7 war es schließlich noch eben jener, der einem die rettende Hand entgegenstreckte. Direkt im Anschluss daran, entführen Chris und seine Männer Ethan und seine Tochter, doch während dieses Transports wird der Wagen überfallen und Ethans Tochter wird nun von der bösen „Mother Miranda“ in das titelgebende Dorf gebracht. Voller Wut macht sich Ethan auf, sie zu retten.
Während der Suche, trifft Ethan in alter „Resident Evil-Tradition“ auf diverse bösartige Kreaturen und Monster. Diesmal jedoch handelt es sich nicht um die klassischen Zombies, sondern eher um Vampire und Werwölfe, die ihrerseits alle ein Stück von Ethan ergattern möchten. Um die Geschichte vollends genießen zu können, sollte man zumindest den 7. Teil gespielt haben. Die Geschichte des letzten Teils wird gerade im späteren Verlauf noch einmal aufgegriffen. Selbst innerhalb der eigenen wahnsinnigen Realität der Serie, geht Village noch einmal über alle Barrikaden, und das ist hier ausdrücklich positiv gemeint. Village schafft es, den Spieler auch noch nach 8 Stunden zu überraschen. Gerade gegen Ende gelingt es dem Spiel, sogar die eine oder andere Träne hervorzurufen. Die Spieldauer beträgt je nach Spielstil und Schwierigkeitsgrad, etwa 10-15 Stunden. Somit ist Resident Evil: Village eines der längsten Spiele der Reihe.
Gameplay und Atmosphäre
Doch für diejenigen, die den 4. Teil nicht gespielt haben, stellt sich natürlich die Frage, was das eigentlich genau bedeutet. Die Antwort ist einfach: Mehr Gegner, mehr Waffen und vor allen Dingen, diverse Belagerungssituation, in denen man dann so richtig ins Schwitzen kommt. Dazu kommen noch die bekannte Munitionsknappheit und das altbekannte Lösen von Puzzle-Rätseln, die einen in regelmäßigen Abständen wieder etwas beruhigen. Ebenfalls aus Teil 4 wieder zurückgekehrt, ist die Möglichkeit beim Händler Waffen oder Munition zu kaufen und aufzuwerten. Dies motiviert den Spieler zusätzlich auch wirklich alle Gegner zu erledigen, denn diese lassen danach die wertvollen Münzen liegen, nach denen sich der mysteriöse „Duke“, wie der Händler nun heißt, sehnt. Das ist auch technisch sehr gut umgesetzt. So fühlt man sich häufig stark unter Druck gesetzt und nur selten zu übermächtig, was in einem Horrorspiel natürlich ein großes Kompliment ist, sofern es sich nicht unfair anfühlt. Was die Belagerungen angeht, hat man nun die Möglichkeit sich in Häusern zu verbarrikadieren, um nur einzelne Gegner an einen herankommen zulassen. Gespielt wird Resident Evil: Village aus der Ego-Perspektive, was das Eintauchen in die Spielwelt noch einmal erleichtert, denn sehr zum Wohle des Horroranteils, führt Village einen auch häufig in dunkle Verliese, wie in die Burg der Vampir Lady Dimitrescu und ihren Töchtern. Doch Village bringt auch viele Horror-Elemente der vergangenen Jahre, wie etwa unbewaffnete Sequenzen, in denen Ethan sich besonders hilflos fühlt, mit.
Gelingt der Spagat aus Horror und Action, also?
Ja, fast immer, denn die Umgebungen und Bosskämpfe sind mit viel Mühe gestaltet, doch bei Letzteren gibt es bei wenigen eine sehr starke Verlagerung auf die Action-Seite. Wer das mag, dem wird das sowieso nicht negativ auffallen, wer jedoch ein reines Horrorspiel erwartet, der wird hier eventuell leicht enttäuscht werden. In jedem Fall erwartet einen jedoch eine rasante und besonders verrückte Action-Horror-Achterbahnfahrt, die sich nicht vor Teil 4 zu verstecken braucht. Positiv hervorzuheben sind die diversen Möglichkeiten, mit der Umgebung zu interagieren. Beinahe alles lässt sich öffnen, Vitrinen lassen sich zerschmettern, um an den Inhalt zu gelangen und auch die in Resident Evil 3 eingeführten Explosivfässer, sind wieder zurückgekehrt. Generell ist die detailreiche Welt eine große Stärke des Spiels, denn in dieser gibt es auch einiges zu entdecken, was zwar optional ist, aber auf jeden Fall auch lohnenswert. Gerade in Bezug auf den virtuellen Geldbeutel.
Technisch lief die von mir getestete PC-Version einwandfrei. Größere Bugs oder Performance-Einbrüche blieben aus und mit Features, wie einer 4K Auflösung, Raytracing und HDR sieht es auch nach einem Next-Gen-Titel aus. Negativ ist die Tatsache, dass es keine Möglichkeit gibt, das eigene Sichtfeld zu erweitern. Diese Option ist bei PC-Spielen eigentlich längst Standard. Innerhalb der meist beengten Räume von Village, fällt das gelegentlich deutlich auf. Als positiv zu erwähnen ist die Möglichkeit, auf den neuen Konsolen das Raytracing wahlweise ein- oder auszuschalten, damit das Spiel flüssiger läuft oder eine schwankende Bildrate zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde in Kauf zu nehmen.
Wer sollte denn jetzt eigentlich zugreifen?
Auch mit der Verlagerung auf mehr Action, bleibt Village im Kern immer noch ein hervorragendes Survival-Horrorspiel. Alle, die sich also von ein wenig mehr Action nicht abschrecken lassen, sollten bedenkenlos zugreifen. Fans von bekannten Action-Horror-Mischungen, wie etwa einem „Dead Space“ oder „BioShock“ werden bei diesem Spiel also definitiv auf ihre Kosten kommen, denn genau dieses Feld bedient Village. Serien-Fans wie ich, werden begeistert sein. Wer sich jedoch mit den erwähnten Mechaniken oder dem Horror, bzw. Action-Shooter Genre nicht zufriedengeben kann, der sollte „Resident Evil: Village“ vielleicht doch lieber meiden.
von Laurin Cordes