Im Rahmen eines zweimonatigen Praktikums in einer deutsch–französischen PR Agentur lebte eine KROSSE-Redakteurin diesen Sommer zwei Monate im sonnigen Nizza an der Côte d’Azur. In ihrem Reisetagebuch gibt sie Tipps für Dinge, die man dort tun kann oder unbedingt vermeiden sollte.
Ich bin ein großer Fan vom Land des guten Wein und Baguettes, aber in die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur hatten meine Reisen mich bisher noch nicht geführt. So reizte mich neben dem Praktikumsalltag auch das Erkunden dieses traumhaften und touristisch so beliebten Fleckchens Erde.
Zwei Monate sind kein Auslandsjahr und auch kein Erasmus-Semester, in dem man enge Freundschaften knüpft und eine Stadt zur zweiten Heimat werden kann. Aber zwei Monate lassen auch trotz Praktikumsalltag noch eine ganze Menge Zeit um eine Region zu entdecken.
Ich habe Nizza diesen Sommer von seiner sommerlich strahlenden, seiner stimmungsvollen, seiner touristenüberlaufenen, seiner fußballbegeisterten, seiner gemütlichen und leider auch von seiner traurigen Seite kennengelernt. Was ich nun rückblickend über die Côte d’Azur sagen kann, ist: Ich habe das Entdecken der Küste der „Reichen und Schönen“ auch als weniger reiche Studentin sehr genossen und viele wunderschöne Momente erleben dürfen. Deshalb möchte ich all die Frankreichfans, Frankreichentdecker und alle Reiselustigen unter euch zumindest gedanklich auf eine Reise ins sonnige Nizza mitnehmen und euch mit diesen Reisetipps schon ein bisschen Lust auf die nächsten (Semester)ferien machen.
Nizza – Wohnen und Leben
Ich selbst habe die zwei Monate lang mit zwei netten Franzosen in einer WG oberhalb des Hafenviertels gewohnt. Außerhalb der Touristenreichweite und im „einheimischen“ Nizza zu wohnen bedeutet zwar knapp 35 Minuten Fußmarsch oder 15 Minuten Tramfahrt in die Altstadt und damit an’s Meer, aber das würde ich auch wieder in Kauf nehmen. Supermärkte und Marktstände sind dort günstiger und auch miettechnisch bekommt man mehr für sein Geld.
Für kürzere Aufenthalte bieten sich aber sicherlich Hotels (hierfür ist die kilometerlange Promenade des Anglais die bekannteste Adresse) oder Ferienappartements (hierfür eignet sich Altstadtnähe) am besten an. Langzeitsuchende können unter anderem hier fündig werden.
Nizza – Dos
Egal ob Tagesausflug oder mehrwöchiger Urlaub – ich habe für euch eine kleine Auswahl meiner persönlichen Dos und Don’ts für jeden Nizza-Urlauber gesammelt:
Einen Tag am Steinstrand genießen
Wer sich Sandstrand erhofft, wird in Nizza enttäuscht. Bei empfindlichem Rücken empfiehlt es sich, Luftmatratze oder Strandmatte mitzunehmen. Aber mit ein bisschen Gewöhnung lassen sich die Steine auch so aushalten. Entschädigt wird man mit wunderschönem, schnell tief werdendem, türkisem Meer, das zum Schwimmen einlädt. Wenn man den Strandtag stimmungsvoll ausklingen lassen möchte, dann bietet sich die abends beleuchtete Strandpromenade zu entspanntem Flanieren an.
Auf den Aussichtspunkt „Colline du Château“ steigen
Wem die Wanderung auf den Mont Boron neben Nizza zu viel ist, der kann auch mit kleinerem Kraft- und Zeitaufwand zu einer schönen Aussicht über Nizza und die Küste gelangen. Einfach am Ende der Rue de Ponchette die Treppen hoch zum Aussichtspunkt „Colline du Château“ steigen.
Ein Eis bei Fennochio essen
Von Caramel au Beurre salé über Kaktus bis hin zu Bier-Eis gibt es hier alles, was das (Urlauber-)Herz begehrt. Wer sich zwischen den 40 verschiedenen Eissorten nicht für eine Kugel entscheiden kann, der kann sich trösten, denn im Stückpreis sind zwei Kugeln (4 Euro) sogar günstiger als eine Einzelne.
Einen Rosé am Hafen oder einen Mojito im Blast trinken
Ob nachmittags zum Strandpicknick oder bei Sonnenuntergang in einer hübschen Bar am Hafen: Zum Sommer in Nizza gehört der Rosé für die Franzosen ebenso dazu wie das Bier für viele Deutsche. Wer Cocktails bevorzugt, dem empfehle ich das Blast, ein gemütliches Bar-Restaurant am stimmungsvollen Cours Saleya.
Der Blumenmarkt
Auf dem Cours Saleya ist übrigens tagsüber auch jeden Tag Markt. Flohmarkt, Specialités Nicoises, Obst und Gemüse und Blumen – jeden Wochentag lädt ein anderes Angebot zum Bummeln ein.
Pan Bagnat essen
Als Thunfisch-Fan schmeckt mir diese Spezialität noch besser als Socca. Pan Bagnat (Brötchen mit Thunfisch, Salat, Tomaten, Zwiebeln, Oliven und Olivenöl) und Socca (eine Art Fladen aus Kichererbsenmehl) gehören zu Nizzas zwei bekanntesten Spezialitäten.
Nizza – Don’ts:
Erschrecken beim 12-Uhr-Kanonenschuss
Der ist in Nizza eine konsequent beibehaltene Tradition pünktlich zu jedem Mittag.
Nach 14 Uhr noch nach dem Mittagstisch suchen
Obwohl es in touristischen Städten wie Nizza auch Ausnahmen gibt, sind die Essenszeiten in Frankreich doch recht klar festgelegt und werden auch gern so beibehalten (mittags 12-14 Uhr, abends selten vor 19 Uhr).
Voreilig die Tram nehmen
Nizza ist keine Kleinstadt, aber dennoch sind die meisten Fußwege zwischen den einzelnen Vierteln und Attraktionen kaum länger als 30 Minuten und führen noch dazu durch hübsche (Altstadt-)Straßen oder am Meer entlang.
Sich beim Schwarzfahren erwischen lassen
Eine Bus- oder Bahnfahrt kostet nicht mehr als 1,50 Euro, die Geldstrafen sind jedoch deutlich höher als in Deutschland – Schwarzfahren lohnt sich wirklich nicht.
Den überteuerten Shuttlebus vom Flughafen nehmen
Der kostet unverschämte 6 Euro. Wer ein bisschen mehr Zeit mitgebracht hat, sollte vom Terminal 2 aus lieber nach der Haltestelle der Linie 52 suchen. Diese ist ein ganz normaler Linienbus und fährt auf derselben Strecke mit lediglich ein paar mehr Stopps ebenfalls in die Innenstadt.
Lohnenswerte Ausflugstipps in der Umgebung:
Mit den Lignes-d’Azur-Bussen (1,50 Euro pro Strecke) oder mit dem Regionalzug (TER Provence-Alpes-Côte d’Azur, Preis je nach Entfernung), kann man wunderbar bequem und einfach die umliegenden Städte und Strände erkunden.
Für entspannte Strandtage empfehle ich:
– Cap d’Ail: Eine kleine, kristallklare Bucht mit wenig(er) Touristen. Ca. 20 Minuten von Nizza mit dem Zug
– Saint Jean Cap Ferrat: Für alle, die das Baden beispielsweise mit einer Wanderung um das schöne Cap herum verbinden möchten
– Beaulieu sur Mer: Eine großzügige Badebucht mit feinerem Kies und Liegewiese im Palmenschatten
Außerdem sind die Îles de Lérins unbedingt einen Tagesausflug wert. Es empfiehlt sich den Zug nach Cannes zu nehmen (wo man sich auch die Altstadt und den Festivalpalast noch anschauen kann) und von dort aus mit dem Boot für 12 Euro (Hin- und Rückfahrt) zur Ile St Marguerite zu fahren. Wer mag, kann einmal um die Insel wandern und sich zwischendurch an den Felsbuchten im kristallklaren Wasser erfrischen. Ansonsten macht man es sich direkt am Strand oder auf den großen Felsen mit Blick auf die gegenüberliegende Insel und ankernde Boote bequem. Das klare Wasser ist hier ideal zum Schnorcheln und für den kleinen Hunger zwischendurch gibt es das Eis-Boot, das zum Verkauf von Drinks und Eis direkt am jeweiligen Felsen anhält.
Richtung Italien ist Monaco als Tagestrip nicht weit. Auch wenn es mich architektonisch und in seinem Ambiente eher enttäuscht hat, bietet der Palasthügel neben Gärten und Palast auch das Ozeanographie-Museum in toller Küstenlage. Besonders bei schlecht(er)em Wetter ein lohnenswertes Ausflugsziel! Und natürlich kann man das Casino und den Yachthafen zumindest von außen bewundern.
Mit ihrer unglaublichen landschaftlichen Vielfalt bietet die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur neben der Küste auch eine wunderschöne Berglandschaft. Das Hinterland lädt zum Wandern ein. Keine 15 Autominuten von Nizza entfernt, befindet sich die hübsche kleine Gemeinde Èze Village mit mittelalterlichen Gässchen, mitten auf einem Felsen thronend. Zu ihr hinauf führt der Wanderweg „Sentier Friedrich Nietzsche“, der beim Aufstieg mit tollen Aussichten aufs Meer belohnt.
Birte Hirsch
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