Vor gut zwei Wochen wurde es bekannt gegeben. Die Marketing-Weltmeister von Red Bull satteln selbigen und machen sich auf den Weg nach Bremen. Geplant war ein 1-Tages-Festival: „Red Bull Hosted by Thees Uhlmann“. Der Tomte-Sänger und Plattenlabel-Chef Thees Uhlmann kuratierte das Festival und suchte sich sechs Künstler/Bands aus, die auf dem Uni-Campus spielen sollten. So gaben sich binnen weniger Stunden Paper&Places, Rob Lynch, OK Kid, Ahzumjot, Drunken Masters und Turbostaat die Klinke oder vielmehr das Mic in die Hand.
Alles sah nach einem Festival aus. Das Gelände war eingezäunt und gut bewacht von düster dreinblickenden Securities, selbst mitgebrachte Getränke mussten selbstverständlich draußen bleiben und wer wollte, durfte sich ein (lila) Bändchen verpassen lassen. Verdursten und verhungern sollte keiner. Die Angebotspalette reichte von Bier und Vöner (vegetarischer Döner) bishin zur klassischen Bratwurst. Achja, selbstverständlich gab es die Möglichkeit, überall die Power-Brause aus Österreich zu erwerben. Der rote Bulle auf gelbem Hintergrund war omnipräsent. Unmöglich zu vergessen, wem wir das alles zu verdanken hatten.
Ein Gruß an die Zaungäste
Das Gelände füllte sich eher schleppend. Die ersten beiden Bands verbuchen den Auftritt wahrscheinlich eher als Probe unter echten Bedingungen. Publikum? Mangelware. Dafür wurde es hinter dem Zaun voller. Richtig gelesen. Immer mehr Leute nahmen hinter den Zäunen Platz. Mit Bier und Decke ausgestattet machte man es sich gemütlich. Günstiger war das auf jeden Fall. Fast überflüssig zu erwähnen: die Getränkepreise waren natürlich auch festival-üblich. Vermutlich war das allerdings nicht der einzige Grund, sich das Festival aus sicherem Abstand anzusehen.
Gratis-Festival? Gerne. Aber auch: Gerne krititisch.
Der AStA hat direkt vor dem Gelände kleine Flyer verteilt, mit dem Hinweis die ganze Veranstaltung kritisch zu betrachten. Angeprangert werden darin vor allem die „aggressiven Marketingoffensiven des Konzerns“. Im Mittelpunkt der Kritik stehen die jüngsten Todesfälle einiger Extremsportler bei Red Bull-Events. Darüber hinaus verurteilt der AStA die fortschreitende Kommerzialisierung des Uni-Campus’. Sie werfen der Uni-Leitung vor, durch solche Veranstaltung reine Image-Aufbesserung zu betreiben. Tatsächlich passt dieses Festival nicht zum alten Image der „roten Kaderschmiede“. Veranstaltungen finanziert von kapitalistischen Großkonzernen? Nein, danke. Allerdings ist das etliche Jahre her und die Uni gibt heute ein anderes Bild ab, wie auch die Studierenden.
Auch einige Lehrende sehen die Veranstaltungen kritisch. Einige bemängelten die kurzfristige Ankündigung des Festivals sowie die Tatsache, dass das Ganze am Hauptlehrtag, dem Dienstag, stattfand. Leere Vorlesungen und Seminare zum Semesterende wurden befürchtet. Allerdings, Hauptlehrtag hin oder her: die Sonne schien, am Himmel war kein Wölkchen und die Temperaturen ließen kurze Klamotten zu. Da das bei uns im Nordwesten eher Ausnahme statt Regel ist, werden Seminare und Vorlesungen im Sommersemester bei solchen Bedingungen sowieso stiefmütterlich behandelt.
Resümee? Tja.
Es gab was zu erleben an der Uni Bremen. Bands aus der gesamten Republik und England waren am Start. Das Ganze moderiert und musikalisch unterstützt vom ach so netten Thees Uhlmann. Wo lässt sich hier das Haar in der Suppe finden? Richtig, der Veranstalter, da war ja was. Red Bull ist ein Konzern, der einen wahnsinnigen Marketingaufwand betreibt. In Zahlen: 1,4 Milliarden Euro, also ein Drittel des Umsatzes, wurden 2010 für „Sonstige betriebliche Aufwendungen“ ausgegeben. Neben Sponsoring gehören vor allem Events dazu. Wie zum Beispiel Sportevents, bei denen Extremsportler buchstäblich Kopf und Kragen riskieren. Einige kommen bei den gefährlichen Stunts ums Leben. Bezahlt und gebrandet werden die Sportler von Red Bull. Im besten Fall entstehen faszinierende Videos, in denen es so aussieht, als würde der Mensch die Natur bezwingen. Im schlechten Fall überschätzen sich die Protagonisten und verlieren. Ob der Konzern die Sportler zu neuen Höchstleistungen drängt und inwiefern Geltungsbedürfnis und Selbstüberschätzung eine Rolle spielen, ist schwer zu beurteilen.
„Red Bull Hosted by Thees Uhlmann“ auf dem Campus der Uni Bremen. Bands aus der gesamten Republik und England gaben sich die Ehre. Ach und der nette Thees aus Hamburg kam auch vorbei. All das konnte allerdings auch gut von der anderen Seite des Zauns angesehen werden. Mit kritischer Distanz.
Torben Ostermann und Sobeir Ebrahimchel