Nintendo bringt mit Pokémon Schwert & Schild die ersten vollwertigen Pokémon Spiele auf die Switch. Doch bereits im Vorhinein gab es eine Kontroverse nach der anderen.
Pokémon Schwert und Schild wurden erstmals am 27. Februar 2019 angekündigt und bilden die achte Generation der Spielreihe. Junge wie alte Fans waren begeistert: das erste richtige Pokémon auf einer Heimkonsole! Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Je mehr über die Spiele bekannt wurde, desto größer wurde die Empörung.
Gonna catch… some of ´em?
Man solle erstmalig nicht alle Pokémon fangen, beziehungsweise aus älteren Spielen übertragen können. Statt allen 890 haben es nur 435 ins Spiel geschafft. Daraufhin trendeten bei Twitter die Hashtags #BringBackNationalDex und #Dexit. Die Erklärung der Entwickler: Weniger Pokémon für bessere Animationen. Oder auch: Qualität statt Quantität.
Das bisher schönste Pokémon! … Oder doch nicht?
Auch die Grafik der Spiele musste Kritik einstecken. Glitchende Schatten, verschwindende Charaktere, verwaschene Texturen. Die groß angepriesene „Naturzone“, ein zentrales Areal der Spielwelt zum Erkunden und Trainieren, hätte vom Aussehen her auch auf der 1997 erschienenen N64 laufen können. Bis zum Release wurden einige Mängel zwar noch ausgebügelt, an ein „Zelda – Breath of the Wild“ kommen die Spiele allerdings trotzdem nicht heran. Dass Schwert und Schild eigentlich für den 3DS konzipiert waren und die Entwickler es irgendwie schaffen mussten, diese Inhalte auf die Switch zu portieren, sorgt allerdings für mildernde Umstände.
Neue Funktionen – nach denen keiner gefragt hat
Seit vielen Jahren ist es bei neuen Pokémon Games gebräuchlich neue Features einzuführen. Die Mega-Entwicklung aus den Spielen Pokémon X und Pokémon Y, bei der Pokémon einen Kampf lang eine stärkere Form annehmen konnten, erfreute sich unter Fans großer Beliebtheit. Doch dieses und alle anderen Funktionen wurden in Schwert und Schild entfernt und durch das sogenannte „Dynamax“ Feature ersetzt. In diesem gibt es zwar ebenfalls ein paar neue Formen, die meisten Taschenmonster werden jedoch nur drei Runden lang etwas größer.
Eine Berg- und Talfahrt
Die Story ist leider noch schwächer als in früheren Teilen. Wo es in Pokémon Sonne und Mond zumindest noch eine tragische Familiengeschichte und andere Dimensionen gab, trudeln wir in Schwert und Schild bloß linear von einer Arena zur nächsten. Die einzige Abwechslung davon bietet die Naturzone, in die es sich lohnt zurück zu kehren, denn je nach Tages- oder Nachtzeit sowie nach Wetter trifft man dort andere Pokémon an. Doch selbst hier stößt man auf Probleme. Die neu eingeführte „Fanggrenze“ erlaubt es einem nur Pokémon bis zu einem bestimmten Level zu fangen. Besonders ärgerlich ist dies, wenn das ersehnte Monster bloß einen Level darüber liegt.
Lohnt es sich nach so viel Kritik überhaupt die neuen Ableger zu spielen? Ja, denn sofern man über die technischen Mängel, sowie die niedrige Schwierigkeitsstufe hinweg sehen kann, erwartet einen ein Spiel mit interessanten Neuerungen und altbekanntem Pokémon-Suchtfaktor. Stellt man sich der Aufgabe „sie alle zu fangen“, hat man über 50 Stunden Spielspaß. Die Mehrspielerfunktionen bringen frischen Wind, auch wenn sie noch nicht ganz ausgereift sind . Die fulminanten Arenen, welche dieses Mal wie ein richtig großes Sportereignis inszeniert sind, geben ein neues, gutes Spielgefühl. Ebenfalls wurden nicht alle Rufe der Fans ignoriert, so kann man wie schon in Let´s go Evoli und Let´s go Pikachu die Pokémon wieder auf der Oberwelt sehen. Auch Musikliebhaber können beruhigt sein: der Soundtrack ist klasse und trägt super zur Atmosphäre bei.
Mit Pokémon Schwert und Pokémon Schild hat Nintendo also zwar einiges falsch gemacht, aber durch den ein oder anderen mutigen Schritt zwei solide Spiele geschaffen, mit denen man sich nach getaner Arbeit gerne entspannt.
von Shajana Reuter
Bildquelle: Shajana Reuter (Instagram.com/shashayo)