Seit heute offiziell in Deutschland verfügbar, doch schon seit Tagen in aller Munde und auf den Smartphones: Pokémon Go. Für diejenigen, an denen die App bisher völlig vorbeigegangen ist, berichten zwei KROSSE-Redakteure von ihren Erwartungen und den ersten Stunden mit dem Spiel.
„Ich will der allerbeste sein, wie keiner vor mir war!“ 1997 lief die erste Folge der Anime-Serie Pokémon im deutschen Fernsehen. Inzwischen gibt es mehr als 900 Folgen und 18 Kinofilme zur Kultserie. Um die Jahrtausendwende waren dann sowohl die „Rote“ als auch die „Blaue Edition“ weit verbreitet und Spieler der ganzen Welt fingen an, Pokémon mit dem Nintendo Game Boy zu fangen. Insgesamt galt es zu Beginn 151 Pokémon zu fangen, und genau hier setzt die App von Niantic an. Anfangs wird es möglich sein, eben diese Pokémon der ersten Generation zu fangen und ein stimmiges Team zusammenzustellen.
Lisas Erwartungen: Zwischen Euphorie und Skepsis
Eigentlich hatte ich mit Pokémon seit mehreren Spielgenerationen nicht mehr viel am Hut, das Ende kam, als mein Game Boy DS überraschend den Geist aufgab und ich mir keinen neuen zulegte. Aber als ich letztes Jahr den ersten Trailer zu Pokémon Go sah, packte mich das alte Fieber und erinnerte mich an das Weihnachtsfest zurück, an dem ich die „Blaue Edition“ geschenkt bekam.
Doch mit dem Erscheinen von ersten Videos aus der Beta-Phase auf Youtube wurde ich skeptisch: Wie es so häufig ist, sah die tatsächliche Umsetzung des Augmented-Reality-Spiels bei weitem nicht so schön aus wie im Trailer, und wichtige Elemente wie zum Beispiel das Tauschen von Pokémon mit anderen Spielern fehlten. Trotzdem zögerte ich keinen Moment, die App zu installieren, als es möglich war, denn das Universum rund um die „Taschenmonster“ prägte einen Teil meiner Kindheit und ich wollte Pokémon Go deshalb zumindest eine Chance geben.
Andys Erwartungen: Werden Kindheitsträume wahr?
Meine Erwartungen an diese Welt, die ich seit meiner Kindheit verfolge, sind groß und werden dennoch von Zweifeln begleitet. Als Pokémontrainer will ich natürlich eine gewisse Freiheit genießen und mir mein Team nach freiem Belieben selbst zusammenstellen. Eine Mischung der verschiedenen Typen hat ja schließlich schon immer funktioniert! Doch wie sieht es eigentlich mit dem Levelsystem aus? Anders als bei den Game Boy Versionen werden die Pokémon nicht auf dem üblichen Weg, per Kampf, trainiert. Stattdessen steigert sich hier der Trainerlevel. Das verändert zumindest die Gestaltung des eigenen Teams und kann sich positiv auf die Freiheit dieser Zusammenstellung auswirken. An sogenannten Poké-Stops lassen sich zudem die Pokébälle wieder auffrischen. Ganz interessant: Pokébälle finden nun nicht mehr selbst ihren Weg zum Ziel, per Slide über das Display muss man nun beim Wurf ein wenig Geschick beweisen. Das bringt auf jeden Fall einen Punkt in Sachen Spannung!
Schaut man sich den Ingame-Shop an, lässt sich schnell erkennen, dass Mikrotransaktionen hier Trumpf sein werden. Wer viel investiert, wird weniger Probleme bei der Jagd haben. Das bedeutet im Umkehrschluss: wer die Rangliste empor klettern und der allerbeste sein will, muss draufzahlen. Da ich selbst kein Freund von Mikrotransaktionen bin, werde ich wohl eher für mich spielen und meine Künste gegen Freunde beweisen. Da stellt sich die Frage nach der Langzeitmotivation, doch die lässt sich wohl erst in ein paar Wochen beantworten! Das größte Hindernis ist für mich jedoch die notwendige sowie stabile Internetverbindung, denn ohne Internet und GPS geht hier nichts. Logisch allerdings, denn wie sollen sich die Pokémon sonst überall auf der Welt fangen lassen? Das bedeutet für mich, dass ich mir bald einen neuen Vertrag holen und meine 300mb Traffic aufwerten muss. Nichtsdestotrotz erwarte ich ein großartiges Abenteuer, das zwar noch in seinen Anfängen steht, aber für viele Stunden Unterhaltung und Spaß bringen kann. Gotta catch ’em all!
Lisas Fazit: Gut, besser, gemeinsam am besten
Hat das Spiel meine Erwartungen erfüllt? Ja und Nein. Hatte ich Spaß? Ja, eine ganze Menge! Mein Starterpokémon war ein Bisasam, doch es blieb nicht lange alleine in meiner Sammlung, denn in den ersten Stunden gesellten sich ein Haufen Rattfratz, zwei Taubsis und ein Glumanda hinzu. Ich überlegte mir Routen, die ich möglichst unauffällig über den Campus gehen konnte, um meine Poké-Eier auszubrüten, für die man 2, 5 oder 10 Kilometer gehen muss, und klapperte nebenbei noch ein paar Poké-Stops. Das GPS-Tracking meiner Laufwege funktionierte nicht immer einwandfrei, viele Wege ging ich umsonst. Aber als ein paar Freunde ebenfalls die App installiert hatten, zogen wir in Lernpausen gemeinsam los, was sehr viel Spaß machte. Einziger Wermutstropfen ist das Kampfsystem mit seiner etwas seltsamen Mechanik, die daraus besteht, Angriffen wischend auszuweichen und durch wildes Tippen selbst Attacken auszuführen. Außerdem fehlt die digitale Verbindung mit anderen Spielern bisher komplett, doch hier verspricht Niantic bereits Besserung. Für den Moment ist die App aber bereits ein hervorragender Zeitfresser, es bleibt allerdings abzuwarten, wie es mit der Langzeitmotivation aussehen wird.
Andys Fazit: Ein großer, internetlastiger Spaß
Das Spiel hält was es verspricht: es zieht einen in seinen Bann! Am Anfang habe ich Schiggy gewählt, das Pokémon, das ich auch in meiner damaligen roten Edition wählte. Nostalgie hoch 10! Die Animationen sind fabelhaft und durch die Augmented-Reality hat man stets das Gefühl, sich tatsächlich in der Pokéwelt zu befinden. Der Look des Trainers hätte durchaus ein wenig anpassungsfreudiger sein können, wenn diese Funktion ohnehin eingebaut wurde. So wirkt es, als hätte man etwas Halbgares hinzugefügt, wirklich unterschiedlich aussehende Trainer wird man so nicht vorfinden. Bisher habe ich lediglich ein Taubsi und zwei Rattfratz gefangen, da ich aufgrund meines geringen Internet-Traffics lediglich in WLAN-Gebieten auf die Jagd gehen kann. Interessante Komponenten wie das Kampfsystem konnte ich bisher leider nicht testen, da hier eine Trainerstufe von 5 erforderlich ist. Dennoch kann ich bereits jetzt sagen, dass dieses Spiel einige Stunden von mir abverlangen wird. Einzig die Internetverfügbarkeit und die Mikrotransaktionen bereiten mir noch Sorgen. Und jetzt entschuldigt mich, ich habe Pokémon zu fangen.
Lisa Henn & Andy Koch